REUTLINGEN. Sechs Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen werden qualifiziert für bürgerschaftliches Engagement, selbstbestimmte Teilhabe und die weitere wirksame Unterstützung des Inklusionsprozesses im Landkreis Reutlingen. Konkret werden sie dazu befähigt, in eigener Sache initiativ zu werden und ihre Interessen und Rechte kompetent zu vertreten sowie andere Menschen über ihre Lebenswelt zu informieren und dafür zu sensibilisieren.
Mit diesem Ziel startete das Projekt »Ich sag dir was« vor knapp drei Jahren. Initiiert von der Geschäftsstelle Inklusionskonferenz, durchgeführt in Kooperation mit der Volkshochschule Reutlingen und finanziell gefördert von der Baden-Württemberg-Stiftung.
Blick über den Tellerrand
Schwerpunkte der Weiterbildungsmaßnahme waren Module zur persönlichen Qualifizierung wie etwa Kommunikationstraining, Sprechtraining, Umgang mit Pannen, Gesprächsführung, Förderung von Selbstvertrauen und Ausbau persönlicher Kompetenzen. Auch inklusionsspezifische Kenntnisse wurden vermittelt. Anke Widenmann-Grolig, Trainerin im Projekt »Ich sag dir was«, beschreibt: »Die Annahme, dass ich in so einem Inklusionsprojekt was ganz Besonderes machen muss, hat sich nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil, es sind die gleichen Themen, die gleichen Bedürfnisse und die gleichen Aufgaben wie in anderen, klassischen Qualifizierungsmaßnahmen auch.« Dass die Teilnehmenden unterschiedlichste Behinderungserfahrungen haben, war eine große Bereicherung und hat zum Erfolg des Projektes beigetragen. Der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus wurde von allen Beteiligten als sehr inspirierend und förderlich empfunden.
Im Rahmen einer Onlineveranstaltung wurden den sechs qualifizierten Referentinnen und Referenten von der VHS Teilnahmezertifikate überreicht. »Der Plan ist nun«, so Heike Goller-Lenz von der Geschäftsstelle Inklusionskonferenz, »mit diesen Referentinnen und Referenten im Landkreis Reutlingen für das Thema Inklusion zu werben und darüber ins Gespräch zu kommen. Nur die direkte Begegnung und der Austausch mit Menschen mit Behinderungserfahrung bringen uns da weiter – deshalb war es uns ein großes Anliegen, genau diesen Personenkreis zu befähigen, über die eigene Lebenswelt und Inklusion allgemein zu berichten.«
Dr. Ulrich Bausch, Geschäftsführer der VHS Reutlingen, ist überzeugt: »Die Lebensqualität in einer Gesellschaft definiert sich dadurch, dass alle mitgenommen werden, dass alle Chancen haben und dass niemand behindert wird.« Susanne Blum, Geschäftsführerin der Inklusionskonferenz im Landkreis Reutlingen, macht deutlich, dass dieses Projekt modellhaft ist. Getragen von dem Bewusstsein, dass Inklusion eine Haltungsfrage ist und uns alle etwas angeht, zitiert sie zwei der Referentinnen, Ramona Pichler: »Wir brauchen offene Schränke statt geschlossener Schubladen« und Simone Degler-Wahl: »Inklusion muss in den Köpfen von allen wachsen.«
Mit Blick auf die erschwerten Bedingungen durch die Pandemie und die eingeschränkten Möglichkeiten persönlicher Kontakte und Gelegenheiten, sich vorzustellen, wurden kurze, individuelle Imagefilme über die einzelnen Referentinnen und Referenten sowie eine Projektdokumentation erstellt, die über einen Link abrufbar sind.
Die Referenten können für Vorträge angefragt werden. Die Vermittlung übernimmt die Geschäftsstelle Inklusionskonferenz, zu der bei Interesse per Mail oder Telefon Kontakt aufgenommen werden kann. (la)
www.kreis-reutlingen.de/ inklusionskonferenz inklusionskonferenz@ kreis-reutlingen.de 07121 4855814