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Neujahrsempfang der Reutlinger Linken im vollen Wahlkreisbüro

Gastredner Dietmar Bartsch sprach viel über Bundespolitik - brachte jedoch recht wenig lokalen Bezug ein.

Sprachen vor rund 100 Zuhörern (von links): Stadtrat Rüdiger Weckmann, Bundestagsabgeordnete Jessica Tatti und Linken-Fraktionsc
Sprachen vor rund 100 Zuhörern (von links): Stadtrat Rüdiger Weckmann, Bundestagsabgeordnete Jessica Tatti und Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch. FOTO: SPIESS
Sprachen vor rund 100 Zuhörern (von links): Stadtrat Rüdiger Weckmann, Bundestagsabgeordnete Jessica Tatti und Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch. FOTO: SPIESS

REUTLINGEN. Beim Neujahrsempfang der Linken am Mittwoch im proppenvollen Wahlkampfbüro in der Karlstraße 16 tat Gastredner Dr. Dietmar Bartsch, was vom Chef der linken Partei erwartet wird: Er attackierte die Große Koalition, besonders, was ihre aktuelle Sozial- und Außenpolitik angeht.

Der Fraktionsvorsitzende der Linken übernahm als Hauptredner am Ende des Neujahrsempfangs den weltpolitischen Part und kritisierte die »völkerrechtswidrige Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani« ebenso vehement wie die deutschen Waffenexporte. Die »verantwortungslose Politik der Bundesregierung« habe natürlich Auswirkungen auf die Brandherde in der Welt, denn Deutschland exportiere so viele Waffen wie noch nie in Kriegsgebiete.

Von der Weltpolitik spannte der linke Spitzenpolitiker den Bogen zu einem seiner zentralen Anliegen: Er wolle den Sozialstaat wieder herstellen und dafür müssten der Niedriglohnsektor und die Kinderarmut in Deutschland bekämpft werden. Denn: »Unter Merkel hat die Kinderarmut sogar zugenommen«, so der Vorsitzende der Linksfraktion.

Dass die Bundesregierung die schwarze Null zulasten von Ärmeren und zukünftigen Generationen wie einen Fetisch vor sich hertrage, müsse nach Meinung Bartschs ebenso geändert werden, wie die Verteilung von Reichtum: »Wir haben einen obszönen und leistungswidrigen Reichtum in Deutschland«, rief er seinen Parteifreunden zu und fuhr fort: »Ich habe gehört, in Reutlingen seien 900 Menschen wohnungslos. Stimmt das Herr Reumann?«, sprach er den im Publikum stehenden Landrat Thomas Reumann direkt an und dieser antwortete mit einem kurzen »Ja«. Das war jedoch der einzige lokale Bezug, den der Berliner Bundespolitiker in seine Ausführungen einfließen ließ.

Den Reden-Reigen in den vor einem Jahr bezogenen Büroräumen eröffnete nach einer musikalischen Einlage von Madaus & Band die Reutlinger Bundestagsabgeordnete Jessica Tatti, die zunächst die mehr als 100 Gäste begrüßte und dann einen Blick »auf ein turbulentes Jahr« zurückwarf. Dabei streifte sie Themen wie die Abstimmung über die Organspende im Bundestag, forderte einen Rüstungsstopp in Kriegsgebiete und ging auch auf den Klimawandel ein: »Der Wandel muss mit und nicht gegen die Menschen gemacht werden«, forderte sie und lobte ausdrücklich die Fridays-for-Future-Bewegung für ihre Zivilcourage.

Ein weiteres ihrer Kernthemen ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, unter dem vor allem die Ärmeren in der Gesellschaft litten: Selbst im reichen Baden-Württemberg seien fast 17 Prozent prekär beschäftigt, »aber dagegen getan wird nichts!« Stadtrat Rüdiger Weckmann forderte, neue Wohnprojekte zu gestalten, Leerstände zu nutzen und eine Neuausrichtung der GWG, um dringend benötigte Sozialwohnungen in Reutlingen zu schaffen. Auch Petra Braun-Seitz machte sich für eine Sicherung der Lebensverhältnisse der Menschen stark, »Denn«, so die linke Kreisrätin, »Armut in einem reichen Land wie Deutschland ist eine Schande!« (GEA)