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Neue Grabkultur: Reutlinger Bildhauer und Steinmetze kritisieren Friedhöfe

Branche mahnt unüberlegte Entscheidungen der Friedhofsbetreiber an.

Ein Engel liegt auf einem Grabstein.
Ein Engel liegt auf einem Grabstein. Foto: dpa
Ein Engel liegt auf einem Grabstein.
Foto: dpa

REUTLINGEN. Die Bildhauer und Steinmetze in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen sind in der Bildhauer- und Steinmetzinnung Reutlingen/Tübingen organisiert. Deren Mitglieder haben sich in der Reutlinger Kreishandwerkerschaft zur Versammlung getroffen – und bekamen Erfreuliches zu hören.

Nach Worten von Obermeister Volker Betz (Reutlingen) ist die Branche vergleichsweise wenig von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen. Die Betriebe mussten sich allerdings auch mit Lieferverzögerungen – sei es bei Grabmalen, Ruhplatten oder anderen Baustoffen – auseinandersetzen. In gleicher Weise waren sie von starken Preissteigerungen, beispielsweise beim Baustahl, betroffen. Frachtraten für Produkte haben sich teilweise verdoppelt. Erfreulicherweise scheint sich die Situation aber zu beruhigen, wie Geschäftsführer Ewald Heinzelmann auch aus anderen Gewerken berichten konnte.

Traditionell ist das Hauptbetätigungsfeld der Bildhauer und Steinmetze die Herstellung und das Aufstellen und Verändern von Grabmalen. Die Betriebe müssen sich aus diesem Grund schon seit Jahren mit den Veränderungen in der Grabkultur auseinandersetzen. Sie stellen sich positiv den neuen Anforderungen, sei es bei Baum- oder Rasengräbern, Urnenfeldern oder anderen Arten von Gräbern.

Entscheidungen der Betreiber oft unklug

Die Betriebe sind allerdings der Meinung, dass viele Friedhofsbetreiber unüberlegt Entscheidungen treffen, die sich im Nachhinein als negativ herausstellten. Sie bieten deshalb den Friedhofsverwaltungen Zusammenarbeit und ihr Know-how an. Der Obermeister stellte fest, dass er schon verschiedentlich an Gesprächen beteiligt war, sich im Nachhinein aber dann doch wenig verändert habe.

Neben Grabmalen sind die Betriebe im gesamten Baubereich und der Restauration tätig. Sie sind auch Nutznießer des Gartengestaltungs-Booms. Denn viele Gartenbesitzer haben aufgrund der Corona-Pandemie ihre kleinen grünen Lungen umgestaltet. In vielen dieser Anlagen kommen Steine von den Bildhauern zum Einsatz.

Dabei ist die Nachfrage nach schwarzem Granit im Baubereich besonders groß, weswegen es hier gewisse Lieferschwierigkeiten gibt, oft auch minderwertige Produkte auf dem Markt angeboten werden. Im Baubereich sind die Steinfachleute mit Simsen, Küchenarbeitsplatten und im Sanitärbereich beschäftigt. Die Branche bemängelt, dass der Naturstein als Kunstobjekt auch im höherwertigen Wohnungsbau wenig zum Einsatz kommt. (eg/GEA)