REUTLINGEN. Die Mitgliedsbetriebe der Maler- und Lackierer-Innung Reutlingen haben sich unlängst zur Mitgliederversammlung getroffen – bei positiver Grundstimmung. Und diese kommt nicht von ungefähr, profitieren Branchenvertreter doch von der aktuell guten Baukonjunktur. Im Gegensatz zu manch anderem Gewerk seien die Kapazitäten der Maler und Lackierer indes nicht voll ausgeschöpft. Obermeister Roman Geiselhart (Reutlingen) beobachtet, dass die Beschäftigungssituation zwar zufriedenstellend ist, die Betriebe indes weit davon entfernt seien, an Überlastung zu leiden. Vielfach, so Geiselhart weiter, gingen vor allen Dingen Privatkunden davon aus, dass sie keinen Maler für die von ihnen gewünschten Arbeiten bekommen können. Was einem Trugschluss gleichkomme. Denn Geiselhart ist davon überzeugt, dass jeder Privat-, aber auch andere Kunde von den regionalen Betrieben versorgt werden kann.
Zunehmende Technisierung
War das Malerhandwerk vor noch gar nicht allzu langer Zeit durch viele kleine und mittelständische Betriebe geprägt, haben sich diese Traditions-Strukturen seit einigen Jahren verändert. Auf der einen Seite entstehen größere Unternehmen, die oft überregional tätig sind; auf der anderen Seite gibt es jetzt Kleinstfirmen – oft Ein-Mann-Betriebe. Demgegenüber gehe die Zahl von Firmen, die fünf bis zwanzig Mitarbeiter zählen, zurück.
Außerdem beobachten sowohl Obermeister Geiselhart als auch der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann, dass im Projektgeschäft vermehrt ausländische Firmen tätig sind. Hauptsächlich stammen sie aus Ost- oder Südosteuropa. Folgen sind Preisunterschiede im Projektgeschäft – oft bis zu 40 Prozent.
Aber auch national stehen die Maler in einem Wettbewerb – mit Firmen, die eigentlich gar keine Malerarbeiten ausführen dürfen. Auffällig viele Hausmeisterservices bieten beispielsweise Dienstleistungen des Gewerks an, obwohl sie diese nicht ausführen dürften. Zumal der Gesetzgeber im Maler- und Lackiererhandwerk nach wie vor die Meisterpflicht verlangt, um Verbraucher vor Schäden zu schützen. Rückendeckung bekommt das Malerhandwerk von den Gerichten. Diese haben mittlerweile festgestellt, dass Renovierungsarbeiten dem Malerhandwerk zuzuordnen sind. Damit dürfen solche Arbeiten nur von Betrieben ausgeführt werden, die als Malerbetriebe in die Handwerksrolle eingetragen sind.
Wie viele andere Handwerke haben auch die Maler Nachwuchssorgen. Dies hänge oft mit falschen Erwartungen und Vorstellungen zusammen. Manch potenzieller Azubi weiß beispielsweise nicht, dass das Malerhandwerk ein vielseitiges ist und eines, das zunehmend technisiert daherkommt.Die Innung will deshalb ihr Augenmerk darauf legen, dass der Beruf des Malers und Lackierers in der Öffentlichkeit realitätsnah dargestellt wird.
Auch die Ausbildung soll optimiert werden. Zu diesem Zweck steht die Innung im engen Dialog mit der gewerblichen Kerschensteinerschule. Ziel ist es, Möglichkeiten der Ausbildungsverbesserung festzustellen und sodann umzusetzen. Aktuell beklagen die Maler unabhängig von der Anzahl der Nachwuchskräfte oft deren Qualifikation. (eg/GEA)