REUTLINGEN. Die Südwest-CDU vollzieht einen Generationenwechsel. Dieser wird, so scheint es, erstmals seit Jahrzehnten friedlich vonstattengehen.Am heutigen Samstag soll Fraktionschef Manuel Hagel beim Landesparteitag in Reutlingen (ab 09.30 Uhr) als sein Nachfolger gewählt werden. Als Gast steht CDU-Bundeschef Friedrich Merz auf dem Programm. Rund 350 Delegierte werden erwartet in Reutlingen.
Hagel gilt derzeit als Hoffnungsträger im Landesverband - und als aussichtsreichster Anwärter für die CDU-Spitzenkandidatur zur Landtagswahl im Jahr 2026. Die Grünen müssen noch einen Spitzenkandidaten benennen - Regierungschef Winfried Kretschmann will bei der Landtagswahl nicht mehr antreten.
Die Leitanträge drehen sich um die Kommunal- und Europapolitik, passend zu den anstehenden Wahlen im Juni 2024. Auch um die Migrationspolitik dürfte es gehen. Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei, will einen Antrag einbringen zur Abschaffung des individuellen Asylrechts und zur Auslagerung von Asylverfahren. »Europa muss Asylverfahren externalisieren und das heißt: jeden, der in Europa Asyl beantragt, auf einen sicheren Drittstaat verweisen«, heißt es in dem Papier. Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg hatte den Vorstoß scharf kritisiert.
Vor allem Personalien dürften in der Reutlinger Stadthalle im Mittelpunkt stehen. Strobl wird sich nach zwölf Jahren als Landesvorsitzender verabschieden und wohl viel Applaus ernten - auch dafür, dass er vielleicht nicht ganz freiwillig, wie er selbst sagt, aber doch kampf- und geräuschlos auf sein Amt für Hagel verzichtet hatte. Besonders warm war das Verhältnis zwischen Partei und Landeschef nie. Bei seiner letzten Wahl zum Landesvorsitzenden hatte Strobl nur noch 66,5 Prozent Bestätigung erhalten - ohne einen Gegenkandidaten.
Sein Nachfolger Hagel wird skizzieren, was er mit der Partei vor hat. Unklar war zunächst noch, ob der 35-Jährige an CDU-Generalsekretärin Isabell Huber festhält - oder eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger präsentieren wird. Für den aus dem Vorstand ausscheidenden Strobl soll als Vertretung für die CDU Nordwürttemberg die Bauministerin Nicole Razavi zur stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt werden, wie es heißt.
Baden-Württemberg war politisch knapp sechs Jahrzehnte lang fest im Griff der Südwest-CDU. 2011 verlor die Partei die Macht an Grün-Rot. In dem Jahr übernahm Thomas Strobl die Führung des Landesverbands. Bis 2016 war die CDU in der Opposition, was für sie eine völlig neue Erfahrung war. Seitdem regiert sie als Juniorpartner an der Seite der Grünen mit Ministerpräsident Kretschmann. (dpa)