REUTLINGEN. Robert, Bewohner der LWL-Eingliederungshilfe in Rappertshofen, kann nicht sprechen. Aber eine gemeinsame Sprache haben er und die Künstlerin Jenny Winter-Stojanovic trotzdem gefunden. »Er ist Ästhet und weiß ganz genau, was er will«, sagt die erste Stipendiatin des Kulturparks Reutlingen-Nord. Immer montags findet im hellen, gut mit Material ausgestatteten Atelier ein gemeinsames, experimentelles Arbeiten von kunstinteressierten Menschen mit und ohne Behinderung statt.
»Wir arbeiten mit Papier, Pappe, Draht und Recyclingmaterial«, sagt die junge Frau aus Betzingen, die für sieben Monate zum Kunstschaffen anregt. Ihr zur Seite steht die Kunsttherapeutin Elisa Maier. »Alles kann, nichts muss«, meint die Expertin. Ohne Absicht müsse man sich mit Pappe oder Papier auseinandersetzen und das daraus machen, was das Material fordere. »Falten, knicken, zusammendrücken.« Es spiele überhaupt keine Rolle, ob Künstlerin oder Künstler eine Behinderung habe oder nicht. Einmal wöchentlich habe man hochbegabte Kinder der Hector-Kinderakademie zu Gast, für die sich durch die Begegnung ebenfalls viele neue Aspekte ergäben.
Ehemalige Gärtnerei ist Zentrum
»Die Kunstangebote sind ein Teil der Weiterentwicklung von Rappertshofen und des Kulturparks Reutlingen-Nord«, sagt Norbert Peichl, Bereichsmanager Wohnen und Soziale Dienste. Zentrum des Kulturparks ist eine ehemalige Gärtnerei, die umgebaut wurde und jetzt ein öffentliches Café sowie ein Atelier mit einem Förder- und Betreuungsprogramm für Menschen mit Mehrfachbehinderungen beherbergt.
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