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Aktuell Mai

Kundgebung in Reutlingen: »Europa nicht den Orbans überlassen«

Tag der Arbeit: Rund 1 000 Interessierte kamen gestern zur Kundgebung auf den Marktplatz

Hauptredner Wolfgang Lemb (rechts) konnte sich über gutes Wetter und viele Zuhörer freuen.  FOTOS: SPIESS
Hauptredner Wolfgang Lemb (rechts) konnte sich über gutes Wetter und viele Zuhörer freuen. FOTOS: SPIESS
Hauptredner Wolfgang Lemb (rechts) konnte sich über gutes Wetter und viele Zuhörer freuen. FOTOS: SPIESS

REUTLINGEN. »Europa. Jetzt aber richtig!«: So lautete das Motto der Kundgebung, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am 1. Mai bei schönstem Wetter auf dem Marktplatz ausrichtete. Als Hauptredner war Wolfgang Lemb, Bundesvorstand der IG Metall, geladen. Oberbürgermeister Thomas Keck sprach ebenfalls ein Grußwort.

Eigentlich ist es in jüngster Zeit für die Gewerkschaften ja ganz gut gelaufen. Der Export brummte, es gab immer mehr Jobs und auch für ihre Klientel konnten die Gewerkschaften ordentliche Tarifabschlüsse herausholen.

Doch nun wird die Lage schwieriger: Gerade Deutschland wird einen tief greifenden Wandel auf dem Arbeitsmarkt erleben und von der nächsten technologischen Revolution besonders stark betroffen sein: »Die Digitalisierung wird unser Arbeitsleben grundlegend verändern«, ist der Hauptredner Wolfgang Lemb überzeugt. Besonders beschäftigte den Bundesvorstand der IG Metall aber der Zustand Europas, das vor einer entscheidenden Schicksalswahl stehe.

»Digitalisierung verändert das Arbeitsleben grundlegend«

Vieles laufe nicht rund, von der zunehmenden sozialen Ungleichheit über die ungelöste Flüchtlingskrise bis hin zur Gefahr durch rechts gerichtete Kräfte, »die die Axt an die europäische Einheit legen«.

Großkonzerne müssten gerechter besteuert und die Arbeitnehmer wieder in den Mittelpunkt der politischen Entscheidungen gerückt werden: »Wir fordern die Einführung einer Vermögenssteuer und klare Rahmenbedingungen für einen sozialen Strukturwandel«, so der IG-Metal-Vorstand.

Foto: Jürgen Spieß
Foto: Jürgen Spieß

Lemb rief dazu auf, sich an der Europawahl zu beteiligen und »Europa nicht den Orbans und Kaczynskis zu überlassen«. Er forderte von der Politik nicht nur, mehr für den Klimaschutz und die Mobilitätswende zu investieren, sondern auch und vor allem, klare Kante gegen Rechts zu zeigen. Vor einem Erstarken rechter Kräfte in Europa warnte auch Dusan Vesenjak vom AK Kulturelle Vielfalt, »denn diese Kräfte gefährden den Frieden, im Kleinen wie im Großen«.

Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck unterstrich diesen Punkt ebenfalls mit Nachdruck: »Wir dürfen nicht zulassen, dass radikale politische Kräfte von innen heraus Europa zerstören«, so Keck in seinem Grußwort.

Das Vertrauen in gemeinsame Werte sei Bestandteil des friedlichen Zusammenlebens in Europa. Deswegen sei es enorm wichtig, bei der anstehenden Kommunal- und Europawahl seine Stimme abzugeben. Als eine seiner wichtigsten Aufgaben sieht er für die Zukunft, fehlenden Wohnraum zu schaffen, sich für eine Verkehrswende in Reutlingen einzusetzen und in die Infrastruktur zu investieren.

Bevor die Kundgebung mit der Begrüßung durch den DGB-Kreisvorsitzenden Matteo Scacciante seinen Anfang nahm, trafen sich zahlreiche Gruppen bei der Stadthalle, um in einem Demonstrationszug auf den Marktplatz zu ziehen.

Nach den Reden folgte ein internationales Fest, bei dem Getränke aller Art und Spezialitäten aus dem In- und Ausland angeboten wurden.

Internationale Folklorevereine führten Tänze vor und Walter Dieterle gestaltete mit Rockklassikern das musikalische Vorprogramm. Am Nachmittag sorgte schließlich die Band El Flecha Negra mit Ska- und Reggae-Rhythmen für einen stimmungsvollen Ausklang. (GEA)