REUTLINGEN. Hagen Kluck ist im Reutlinger Gemeinderat als Wein-Liebhaber bekannt. Auf dem Weindorf sieht man ihn häufig mit einem Viertele in einer der Lauben sitzen. Der 74-Jährige versteht etwas vom Genuss. Eine Eigenschaft, die er der Landesregierung Baden-Württembergs, besonders aber den Grünen, abspricht. »Die sind fast schon Genuss-feindlich. Was den Leuten Spaß macht, ist schlecht«, sagt Kluck dem GEA.
Damit bezieht er sich auf eine E-Mail, die er am 17. September von Thomas Poreski (Grüne), der für den Wahlkreis Reutlingen im Landtag sitzt, erhalten hatte. In dem Schreiben wird Kluck zu einer Besucherfahrt nach Stuttgart eingeladen. Inklusive Anreise mit der Bahn, kostenfreiem Mittagessen und alkoholfreiem Getränk. Die meisten würden das wohl für eine nette Einladung halten und zusagen, nicht jedoch Kluck.
Der Ex-Landtagsabgeordnete sagt Poreski per Mail ab, und zwar so: »Tatsächlich habe ich mir überlegt, an der Besucherfahrt nach Stuttgart teilzunehmen. Da man aber zum Mittagessen nur ein alkoholfreies Getränk zu sich nehmen darf, muss ich leider absagen. Meine freiheitliche Gesinnung verbietet es, mir vorschreiben zu lassen, was ich trinke.«
Kluck geht es gar nicht darum, dass er bei diesem Ausflug unbedingt Alkohol trinken wollte. Vielmehr fühlt er sich bevormundet. »Warum kann ich nicht einfach das trinken, was ich will?«, fragt er. Natürlich habe er sich irgendwas Alkoholhaltiges bestellen können, schreibt das Büro von Poreski zurück, das hätte er aber extra bezahlen müssen. Generell wurdert sich Kluck, warum immer extra betont werde, dass bei Veranstaltungen dieser Art nur ein alkoholfreies Getränk inklusive sei. Zumal die Landesregierung auf ihrer Internetseite mit Baden-Württemberg als Genießer-Land mit Weinbaugebieten und einer großen Brauereidichte wirbt.
Dass alkoholhaltige Getränke im Stuttgarter Landtag keinen besonders großen Stellenwert haben, diese Erfahrung hat Kluck schon während seiner Zeit als Landtagsabgeordneter (1996 bis 2001 und 2006 bis 2011) gemacht. Damals hatte ihm ein Landtagsangestellter ein Glas Wasser ans Rednerpult gebracht. »Ich trinke kein Wasser pur«, sagte Kluck. Das Plenum lachte, der Mann lief weg. Ein anderes Getränk bekam der FDP-Politiker auch damals nicht. (GEA)