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Aktuell Studie

Jugendliche in Vereine locken? Neue Formate müssen her

Reutlingen bezuschusst Jugendgruppen und Jugendleiterausbildung. Um Ehrenamtliche zu rekrutieren, müssen neue Formen und Formate entwickelt werden

Von der Internetsucht sind vor allem Jugendliche in Spanien, Rumänien und Polen stark betroffen. Foto: Jens Büttner/Symbolbil
Wer Kinder und Jugendliche weg vom PC und hinein in die Vereine locken will, muss neue Formen finden. Darüber wurde am Dienstagabend im Gemeinderat gesprochen. Foto: DPA
Wer Kinder und Jugendliche weg vom PC und hinein in die Vereine locken will, muss neue Formen finden. Darüber wurde am Dienstagabend im Gemeinderat gesprochen.
Foto: DPA

REUTLINGEN. Die Jugend von heute tickt anders als die früheren Generationen. Das macht sich nach den Worten von Ulrich Schubert, Leiter der Jugendabteilung im Reutlinger Amt für Schulen, Jugend und Sport, auch in ihrem ehrenamtlichen Engagement bemerkbar. »Die Vielfalt der Jugendverbände nimmt dramatisch ab«, erklärte er dem Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am Dienstagabend. Jugendliche seien gesellschaftlich und politisch interessiert, ihr Engagement sei aber eher projektbezogen – wie zum Beispiel beim Kurt-Festival – als langfristig angelegt.

»Um diesen Herausforderungen zu begegnen, benötigen die Jugendverbände die öffentliche Unterstützung, auch seitens der Stadt Reutlingen.« Ein Viertel des jährlichen Zuschusses von 25 000 Euro werde auf etwa 70 Gruppen mit 700 Kindern verteilt. Der Löwenanteil der Förderung werde weiterhin für die Jugendleiterausbildung verwendet. 2018 haben 1 300 Teilnehmer von Jugendausbildungstagen je 15 Euro erhalten.

Ulrich Schubert zitierte aus der letzten Shell-Jugendstudie, für die im vergangenen Jahr stichprobenartig 2 572 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 12 und 25 Jahren interviewt wurden. Demnach wurden dabei zwei »Milieus« ausgemacht: die »digitalen Individualisten«, die am ehesten sich selbst vertrauen und geografisch mobil sind. Ihre Werte entsprächen nicht dem klassischen Ehrenamt. Schon eher dafür zu gewinnen seien die »Adaptiv-Pragmatischen«, denen Familie und Freunde wichtig seien und die sich gerne ins »soziale Cocon« zurückziehen.

Neben einer zunehmenden Konkurrenz durch kommerzielle Angebote machen auch die Schulen und die professionell und hauptamtlich organisierte Jugendarbeit durch ihr ehrenamtliches Engagement den klassischen Vereinen die Mitglieder und Jugendleiter streitig.

Es gelte, neue Formen und Formate für Jugendliche zu entwickeln, die bereit sind, etwas für die Allgemeinheit zu tun. Junge Menschen seien heute früher – schon ab 14 Jahren – bereit, Verantwortung zu tragen. Durch Werbung an Hochschulen könne es gelingen, junge Erwachsene zu reaktivieren, die in ihrem Heimatort bereits einmal tätig waren.