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Aktuell Oststadt

IG Metall plant in der Kaiserstraße ein »Gewerkschaftshaus«

Kommunalpolitiker, Investoren, Eigentümer und Architekten zeigen sich eher zugeknöpft, wenn es um eine Grünfläche in der Oststadt geht: 6 230 Quadratmeter zwischen Gartenstraße und Kaiserstraße, in direkter Nachbarschaft zum Kaufhof.

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Die untere Kaiserstraße kurz nach der Einmündung der Karlstraße: Hinter einer hohen Mauer tut sich ein parkartiger Stadtgarten auf. Hier will die IG Metall ein »Gewerkschaftshaus« bauen. Das Thema bestimmt am Dienstag die Sitzung des Gemeinderats. Foto: Frank Pieth
Die untere Kaiserstraße kurz nach der Einmündung der Karlstraße: Hinter einer hohen Mauer tut sich ein parkartiger Stadtgarten auf. Hier will die IG Metall ein »Gewerkschaftshaus« bauen. Das Thema bestimmt am Dienstag die Sitzung des Gemeinderats.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Seit Jahren strebt der Eigentümer (Malerunternehmen Anton Geiselhart) eine Bebauung an, stößt im Rathaus aber auf Widerstand. Jetzt, nach zahlreichen vergeblichen Versuchen, könnte Bewegung in die Sache kommen: Die IG Metall will auf dem Gelände ein fünfgeschossiges »Gewerkschaftshaus« bauen und hat die Mehrheit der Gemeinderatsfraktionen hinter sich, was die Aufstellung eines projektbezogenen Bebauungsplans angeht. Darüber wird am Dienstag, 26. Juni, um 17 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses entschieden.

Stadtbildprägender Garten

Um das Tempo endlich zu beschleunigen, haben CDU, SPD und Grüne einen »Interfraktionellen Antrag« gestellt, dessen Begründung kaum Raum für Interpretationen zulässt. Offenbar galt die Anmutung des modernen Neubaus entlang der Kaiserstraße im Rathaus als strittig und gefährdete das gesamte Projekt – die sensible Oststadt hat ihre eigene Typologie. »Trotz zweimaliger Beratung im Gestaltungsausschuss ist die Verwaltung nicht in der Lage, dem Gemeinderat eine mit dem Investor abgestimmte Beschlussvorlage vorzulegen«, wettern die Fraktionen in ihrem Antrag.

Das zeigt offenbar Wirkung. Am Dienstag steht das Projekt auf der Tagesordnung. Wobei einiges zu beachten ist, was einer allzu flotten Bebauung zuwider laufen dürfte. So steht das bestehende Gebäude in der Gartenstraße 5 unter Denkmalschutz. Das ursprünglich als Wohnhaus geplante und genutzte zweigeschossige Haus mit Satteldach wurde 1842 von Johann Georg Rupp gebaut – ein Reutlinger Steinmetz, Architekt und Stadtbaudirektor, der unter anderem maßgeblich an der Restaurierung der Marienkirche beteiligt war.

Heute wird dieses Haus als Bürogebäude genutzt. Dahinter tut sich ein parkartiger Stadtgarten auf, den Geiselhart mit einem Büroneubau samt Verbindung zum denkmalgeschützten Gebäude bebauen will. Auf der anderen Seite des Geländes plant die Gewerkschaft ihr neues Domizil, das von der Stadtverwaltung als »Turmhaus« bezeichnet wird – vermutlich wegen des zweigeteilten, turmartigen Baukörpers. »Lage und Ausrichtung der Neubauten sollen der in der Oststadt charakteristischen Typologie entsprechen«, fordert die Verwaltung.

Dazwischen nichts als Grün: Der stadtbildprägende Gartenbereich mit dichtem Baumbestand soll weitestgehend gewahrt bleiben. Die Verwaltung spricht vom Parkcharakter des Grundstücks, das bisher freilich mit einer hohen Mauer begrenzt ist und künftig durch einen öffentlichen Weg zugänglich sein soll. Das Gebäude Gartenstraße 5 soll »eine angemessene Freianlage« behalten. In Absprache mit dem Grundstückseigentümer wurde bereits der Baumbestand kartiert und bewertet. Ergebnis: Es dort gibt zwei »Naturdenkmale«, eine Platane und eine Esche, deren Tage wegen des Eschentriebsterbens gezählt sein dürften.

Was die Gewerkschaften mit ihrem Neubau konkret vorhaben, war gestern nicht zu erfahren. Bei der IG Metall in Reutlingen war niemand zu erreichen, bei der Grundstücksverwaltungsgesellschaft IGmet. einer Tochtergesellschaft der IG Metall, ebenfalls nicht. (GEA)