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Hitze und Trockenheit in Reutlingen machen Apfelbäumen zu schaffen

Obst fällt in diesem Jahr früher von den Bäumen als üblich. Schuld ist auch der Klimawandel

Äpfel fallen früher als gewohnt von den Bäumen. FOTO: SV
Äpfel fallen früher als gewohnt von den Bäumen. FOTO: SV
Äpfel fallen früher als gewohnt von den Bäumen. FOTO: SV

REUTLINGEN. Viele Apfelbäume lassen in diesem Jahr früher als üblich ihre Früchte fallen. Das gilt vor allem für Sorten, die üblicherweise erst im Oktober reifen – wie Brettacher, Boskop, oder Glockenapfel. Hier sollte noch mit der Ernte gewartet werden, bis die Früchte ausgewachsen sind, Zucker gebildet haben und die überwiegende Zahl der Früchte am Baum die sortentypische intensive Färbung annimmt, rät die Grünflächenberatung des Landkreises.

Die vielen unreifen Äpfel unter den Bäumen erinnern an den alljährlichen Juni-Fruchtfall, bei dem der Baum unvollständige oder durch Apfelwickler beschädigte Früchte abwirft. Aber jetzt im September liegen viele große und reif aussehende Früchte unter den Bäumen. Dieses Phänomen beunruhigt Bewirtschafter und Verwerter gleichermaßen, beobachten die Grünflächenberater: Der Anbauer nimmt an, dass die Sorte schon reif ist. Und die Keltereien fürchten, dass ihnen unreifes Obst geliefert wird, aus dem sie keinen süßen Saft pressen können.

Laut Grünflächenamt sind vor allem zwei Gründe für das Phänomen zu vermuten. Einerseits ist wegen des Klimawandels eine frühere Reife zu beobachten. Die Apfelblüte begann 2020 mit den ersten Sorten etwa zehn Tage früher als im langjährigen Mittel, entsprechend früher ist das Obst auch reif.

Der andere Grund ist in der Kombination Trockenheit plus Hitze zu suchen. An den Werten der Wetterstation Metzingen wird es anschaulich: Im April fehlten schon 77 Liter Niederschlag gegenüber dem langjährigen Mittel. Damit gab es 90 Prozent weniger Niederschlag im April, im Mai und Juli waren es je 44 Prozent weniger mit jeweils knapp 60 Liter Niederschlag. Nur im Juni und August gab es übliche Regenmengen.

Die Böden sind je nach Standort von anhaltender Trockenheit ausgedörrt und können den Bäumen nicht die notwendige Versorgung bieten. Die Effekte sind nun an den Bäumen zu beobachten: unüblich kleine Früchte beziehungsweise bei großen Früchten oft Flecken, Sonnenbrand und Hitzeschäden. Auch das Laub ist oft schon deutlich weniger geworden. Die Bäume konzentrieren ihre wenige Kraft auf wenige Früchte und stoßen überschüssige ab.

Darum der Tipp der Grünflächenberater: Den Reifegrad per Dreh-Knick-Bewegung oder leichtem Schütteln prüfen und nur vollreifes Obst zum Essen oder zum Saftpressen ernten – sei es für die Bag-In-Box-Verwertung oder für die Ablieferung. Das Zucker-Säure-Verhältnis ist besser, das Gewicht der Früchte nimmt zur Reife hin noch einmal zu und die Früchte lösen sich ohne Mühe vom Baum. Bei manchen Sorten ist auch ein zweimaliges Ernten oder Durchpflücken angeraten, wenn die Reife erst aufeinanderfolgend erreicht wird, empfehlen die Experten vom Grünflächenamt. (pm)