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Aktuell Krieg

Handwerker haben Probleme mit Lieferketten und Verteuerungen

Vor dem Ukraine-Krieg war das regionale Handwerk auf Erfolgskurs. Doch nun verschärft sich die Situation wieder.

Ein Handwerker auf einer Baustelle.
Ein Handwerker auf einer Baustelle. Foto: Britta Pedersen/dpa
Ein Handwerker auf einer Baustelle.
Foto: Britta Pedersen/dpa

REUTLINGEN. Vor wenigen Tagen haben sich die Vertreterinnen und Vertreter der Reutlinger Handwerksinnungen zur Frühjahrsmitgliederversammlung in der Reutlinger Kreishandwerkerschaft getroffen. Kreishandwerksmeister Dieter Laible musste dabei feststellen, dass der Krieg in der Ukraine die Belastungen durch die Corona-Pandemie abgelöst hat. Mit den Corona-Entlastungen war das Handwerk in den letzten Monaten weiter auf Erholungskurs. Mit dem Krieg in der Ukraine haben sich zwischenzeitlich die Probleme bei den Lieferketten auch im Handwerk deutlich verstärkt.

Ein Beispiel ist Baustahl: Etwa 40 Prozent des in Deutschland verwendeten Baustahls stammen aus Russland, Belarus und der Ukraine. Der Ausfall dieser Lieferungen hat zu einer Knappheit und zu einer deutlichen Verteuerung geführt. Verteuert haben sich nach Aussagen des Geschäftsführers der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann, auch Materialien, die energieintensiv erzeugt werden. Beispiele hierfür sind Fliesen, Tondachziegel oder Kunststoffprodukte. Die große Herausforderung für Handwerksbetriebe ist es, mit diesen Preissteigerungen umzugehen.

Autohäuser und Friseure leiden

Aber nicht nur der Bau ist von Lieferkettenproblemen betroffen; Autohäuser leiden weiterhin unter dem geringen Angebot an Neu- und Gebrauchtfahrzeugen. Erfreulicherweise haben sich in der Branche die Werkstattauslastungen insofern verbessert, dass viele ältere Gebrauchtwagen länger gefahren werden. Es gibt auch Handwerksbetriebe, die nach wie vor unter Corona-Pandemie leiden, so Dieter Laible. Dazu gehört auch sein Handwerk – die Friseure. Es werde noch einige Zeit dauern, bis wieder eine komplette Normalität einkehre.

Bauaufgaben ohne Ende sieht Laible. Schon im Koalitionsvertrag waren unter dem Slogan »Mehr Aufbruch wagen« große Veränderungen, insbesondere im Bereich der Energieerzeugung, geplant. Mit dem Ukraine-Krieg soll die Erneuerung noch mehr beschleunigt und ausgeweitet werden. Geplant seien unter anderem die Verdreifachung der Energie- und Solarerzeugung sowie eine Forcierung der energetischen Gebäudesanierung. Laible fragt sich, wer dies leisten soll.

In der Region hat sich die Zahl offener Lehrstellen im Handwerk in den letzten Jahren mehr als verdreifacht. Die Ausbildungszahlen sind zwar vergleichsweise noch stabil, sie reichen aber in keiner Weise aus, um die altersbedingten Abgänge in den Betrieben und den gestiegenen Bedarf auszugleichen. Die Innungen und die Kreishandwerkerschaft Reutlingen versuchen deshalb, auf unterschiedlichsten Wegen Nachwuchs- und Fachkräfte zu gewinnen.

Eine wichtige wirtschaftliche Entscheidung stand weiterhin auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft Reutlingen: Zur langfristigen Sicherung des Hauses der Innungen wird die Kreishandwerkerschaft Reutlingen die Anteile aller Miteigentümer übernehmen. Damit soll sichergestellt werden, dass das Haus der Innungen weiterhin Mittelpunkt der handwerklichen Aktivitäten der Innungen und der Kreishandwerkerschaft Reutlingen, samt ihren Partnern, ist. (eg)