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Grüne und Unabhängige gegen Dietwegtrasse

Die Fraktion der Grünen und Unabhängigen im Gemeinderat spricht sich gegen die Dietwegtrasse aus

Die rote Linie markiert die Trassenführung laut Bundesverkehrswegeplan.  GRAFIK: RP/BEARBEITUNG: BEZ
Die rote Linie markiert die Trassenführung laut Bundesverkehrswegeplan. GRAFIK: RP/BEARBEITUNG: BEZ
Die rote Linie markiert die Trassenführung laut Bundesverkehrswegeplan. GRAFIK: RP/BEARBEITUNG: BEZ

REUTLINGEN. Die Fraktion der Grünen und Unabhängigen im Reutlinger Gemeinderat haben sich in einem Schreiben an Regierungspräsident Klaus Tappeser gegen den Bau der »B 464, Ortsumfahrung Reutlingen«, die früher Dietwegtrasse hieß, ausgesprochen und die Prüfung diverser Alternativen angeregt.

Die geplante Dietwegtrasse entlaste den Ortsteil Orschel-Hagen gering und die Reutlinger Innenstadt gar nicht. Vielmehr führe die Trasse Verkehr, der sein Ziel weit von Reutlingen entfernt hat, in das Stadtgebiet hinein. Sie führe mitten durch die Wohngebiete Orschel-Hagen, Sondelfingen, Storlach und Voller Brunnen und ziehe zusätzlich 22 000 Fahrzeug täglich in diese städtischen Gebiete. Die Bebauung des Wohngebietes »Orschel-Hagen Süd«, in unmittelbarer Nachbarschaft zur geplanten Trasse, stehe kurz bevor. Der erste Abschnitt der Trasse von der Rommelsbacher Straße bis zum Orschelweg werde nicht im Tunnel liegen. Damit werde der zweite Teil des Naherholungsgebiets ab dem Orschelweg »neu verlärmt«. Das Dietweggebiet werde durch die Abgase von 22 000 Autos zusätzlich belastet.

Zweifelhafte Grundlage

Darüber hinaus werde das Naherholungsgebiet Dietweg während der viele Jahre dauernden Bauzeit »massiv beeinträchtigt« und die offiziellen Daten seien fehlerhaft. Der Lärm werde stark zunehmen und die Stadt »grausam verschandelt« durch eine Hochstraße mit massiven Lärmschutzeinrichtungen.

Die Grundlage des Kosten-Nutzen-Indexes laut Bundesverkehrswegeplan sei zweifelhaft, aber nicht überprüfbar, da das Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur die Daten nicht offenlege. Die Grünen vermuten, dass falsche Basisdaten angebliche Vorteile ergeben und »so der behauptete hohe Kosten-Nutzen-Index zustande kommt«. Deshalb fordert die Fraktion »eine umfassende Offenlegung der Datengrundlage rechtzeitig vor der ersten öffentlichen Bürgeranhörung zu diesem Projekt«.

Als Alternative komme der dreispurige, wechselseitig als Überholspur geführte Ausbau der B 312 in Betracht. Der Weg vom Scheibengipfeltunnel nach Stuttgart beziehungsweise von Stuttgart kommend sei auf der B 312 knapp vier Kilometer kürzer als über den Zubringer Nord und die B 27. Bei nur 24 (B 312) respektive 28 Kilometer (B 27) Länge sei dies ein bedeutender Vorteil, der im Moment nur deshalb nicht oft nicht genutzt werde, weil es auf der B 312 nur auf kurzen Strecken möglich ist, langsam fahrende Fahrzeuge zu überholen. Ein dreispuriger Ausbau der B 312, der das wechselseitig Überholen ermöglicht, vermeide Staus und macht die Strecke attraktiv, ohne das Stadtgebiet Reutlingen zu belasten. Aus Stuttgart kommende Fahrzeuge, die nicht das Ziel Stadt Reutlingen haben, werden von der B 312 direkt in den Tunnel geführt, ohne das Stadtgebiet mit Lärm und Abgasen zu belasten.

Lange Überholspuren bauen

Der Fraktion sei bekannt, dass die Dreispurigkeit nicht auf der gesamten Strecke möglich sein werde, da dies durch die vorhandenen Brückenbauten verhindert wird. Es könnten jedoch dazwischen lange Überholspuren gebaut werden, die ein wechselseitiges Überholen auf der gesamten Strecke zwischen den Brückenbauten ermöglichen. Die Grünen gehen auch davon aus, dass der Ausbau der B 312 deutlich kostengünstiger sein wird als das teure Tunnelbauwerk der Dietwegtrasse und eine Hochtrasse mit umfangreichen Lärmschutzmaßnahmen. (eg)