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Gefährliche Wanderung der Amphibien im Kreis Reutlingen beginnt

Frösche, Kröten und Molche gehen auf ihre gefährliche Wanderung zu den angestammten Laichgewässern. BUND bittet Autofahrer um Rücksichtnahme

Sie hat’s geschafft: Eine Kröte auf sicherem Terrain am Straßenrand. FOTO: DPA
Sie hat’s geschafft: Eine Kröte auf sicherem Terrain am Straßenrand. FOTO: DPA
Sie hat’s geschafft: Eine Kröte auf sicherem Terrain am Straßenrand. FOTO: DPA

KREIS REUTLINGEN. Wie in jedem Frühjahr machen sich in den nächsten milden Tagen ab Einbruch der Dämmerung die Frösche, Kröten und Molche wieder auf ihre gefährliche Wanderung zu den angestammten Laichgewässern.

Der Kreisverband Reutlingen des BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland sammelt seit fast 30 Jahren die Tiere im Markwasen rund um das Naturtheater, damit sie nicht unter die Räder kommen, und setzt sie an ungefährlicher Stelle wieder aus. Der BUND bittet die Autofahrer und Freizeitgenießer um ganz besondere Rücksicht, weil nicht nur die Tiere, sondern auch die »Krötensammler« bei Dunkelheit auf den Straßen unterwegs sein werden, um die Tiere »von Hand« einzufangen.

Schranke wird ignoriert

Seit 2016 gibt es eine Schranke an der Straße zum Gaisbühl, die in der Laichzeit während der Dunkelheit geschlossen wird. Auf dieser Straße ist eine große Zahl von Kröten unterwegs. Die Helfer des BUND beobachten, dass viele Autofahrer die Schranke ebenso wie das nächtliche Durchfahrverbot auf dem danebenstehenden Schild ignorieren. Die Schilder »Tempo 20« und »Amphibienwanderung« sollten ab Einbruch der Dunkelheit unbedingt beachtet werden. Selbst wenn Amphibien in guter Absicht »zwischen die Räder« genommen werden, sollte das bestenfalls mit Schrittgeschwindigkeit geschehen.

In den besten Zeiten wurden fast 6 000 Erdkröten gerettet, 2018 waren es insgesamt 175 Tiere (Kröten, Frösche, Molche, Salamander), die auf den Straßen des Markwasengebietes gefunden wurden, davon waren 42 tot. Die Gründe für den Rückgang der Individuenzahlen liegen nach Erfahrung des BUND in der Summe mehrerer Faktoren. Dazu zählen der von Jahr zu Jahr zunehmende Autoverkehr in den Abendstunden, aber auch der Zustand der Seen im Freizeitgebiet, die als Laichgewässer und Kinderstube für frisch geschlüpfte Frösche, Kröten und Molche dienen. Nach jahrelangem Drängen der Naturschützer wurde 2017 von der Stadt mit der aufwendigen Gewässersanierung begonnen, die jetzt abgeschlossen ist. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des BUND hoffen, dass so die Populationen auf Dauer eine Chance bekommen zu überleben. Deshalb werden auch die jetzt geplanten Umbaumaßnahmen des Naturtheaters mitten im Lebensraum der Amphibien mit kritischem Blick begleitet.

Fachliche Anleitung

Weil nur während der Abend- und Nachtstunden gesammelt wird, können zum großen Bedauern des BUND zurzeit keine Aktionen zusammen mit Schulklassen und Kindergärten durchgeführt werden. Zusätzliche Helfer sind aber gern gesehen und werden fachlich angeleitet. Interessenten, die einmal in der Woche abends Zeit haben, können sich direkt an das Naturschutzzentrum in der Weingärtnerstraße wenden oder sich auf der Homepage informieren.

Wanderer finden außerdem Interessantes auf den Tafeln des Amphibienlehrpfades »Von Lurchen und Leuten« der in der Nähe der Endhaltestelle der Buslinie 8 beginnt und in der Nähe des Stadions endet. (pr)

 

07121 320 993 bund.reutlingen@bund.net www.bund-reutlingen.de