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Gefälschte Corona-Impfausweise: So ist die Lage in Reutlingen

Das Landratsamt des Zollernalbkreises hat am Freitag Alarm geschlagen: Immer mehr gefälschte Impfpässe sind dort im Umlauf. Hat Reutlingen ein ähnliches Problem?

Impfausweis
In einem Impfausweis ist der Eintrag einer Erstimpfung gegen das Coronavirus zu lesen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB
In einem Impfausweis ist der Eintrag einer Erstimpfung gegen das Coronavirus zu lesen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

REUTLINGEN. Seit bekannt ist, dass von Dezember an in Baden-Württemberg nur noch der digitale Impfausweis akzeptiert wird, ist in den Apotheken in Reutlingen deutlich mehr los als sonst. »Hier geht's zu wie im Taubenschlag«, sagt Petra Schöck, die Leiterin der Hirsch Apotheke Mache. Menschen, die ihren Impfstatus bislang nur mit dem gelben Impfbuch nachgewiesen haben, wollen sich den Nachweis nun schnellstmöglich digitalisieren lassen. 

Seitdem der Druck auf Ungeimpfte höher geworden ist, sind auch immer mehr gefälschte Impfausweise im Umlauf. Das teilte das Landratsamt des Zollernalbkreises am vergangenen Freitag mit. Die Reutlinger Polizei kann diese Aussage nicht mit Zahlen belegen, da die Zahlen zu einzelnen Delikten immer erst im Folgejahr mit der Polizeilichen Kriminalstatistik veröffentlicht werden dürfen. Da erst seit Dezember 2020 gegen Corona geimpft wird, gibt es auch keine Daten zum Delikt »Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse« aus dem Vorjahr. Polizeisprecher Martin Raff sagt jedoch, dass die »Tendenz nun deutlich ansteigend« sei.

»Durch eine Sonderauswertung des Landeskriminalamts Baden-Württemberg wurden bislang Fälle im Zusammenhang mit dem Phänomen gefälschte Impfnachweise im mittleren dreistelligen Bereich bekannt«, ist die Auskunft des Innenministeriums zum Thema. 

Apotheker haben verschiedene Möglichkeiten zu prüfen

Petra Schöck von der Hirsch Apotheke sagt: »Wir haben keine auffällige Häufung von Fälschungen, aber ja, es kam zwei oder drei Mal vor in den letzten Tagen.« Apotheken haben verschiedene Möglichkeiten, die Echtheit von Impfpässen zu überprüfen. »Es ist aber für uns trotzdem teilweise schwer nachvollziehbar, ob der Impfausweis echt ist oder nicht«, sagt Laura Ihli, Apothekerin in der Apotheke im Nordsternhaus. Auch sie berichtet von einem Digitalisierungsansturm seit vergangener Woche.

»Ungefähr einer von 100 Impfausweisen bei uns ist gefälscht«, schätzt Britta Thumm, Leiterin der Lindach-Apotheke. Man versuche, die Ausweise mit mehreren Augenpaaren zu checken, manchmal schauen sogar bis zu vier Kollegen drauf, sagt Thumm. Dabei sei lange gar nicht klar gewesen, »ob wir gefälschte Ausweise überhaupt bei der Polizei melden dürfen, weil wir ja an die Verschwiegenheit gebunden sind«. Erst seit vergangener Woche herrsche Klarheit: Apotheker dürfen durchaus die Polizei hinzuziehen. Sowohl die ausführliche Prüfung der Impfausweise als auch das Hinzuziehen der Polizei sei ziemlich zeitaufwendig, so Thumm. (GEA)