REUTLINGEN. »Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut«, rufen die Aktivisten von Fridays for Future seit Jahren. Doch nach ihrer Meinung laufen die Diebe weiterhin frei herum. »Sie wollen nicht genug tun«, empört sich Redner Jaron Immer vor 150 Menschen auf dem Reutlinger Marktplatz über Politiker, die versuchten die Klimakrise mit »Klimapaketchen« zu bekämpfen. Die junge Stimme ist so unüberhörbar wie der Demonstrationszug durch die Innenstadt.
Ganz laut rufen die jugendlichen Protestierer etwa: "What do we want? – "Climate Justice! When do we want it? – Now!". Die – ins Deutsche übersetzt – Forderung nach mehr Klimagerechtigkeit jetzt und sofort ist auch schon einige Schuljahre alt. Dennoch schauen manche Passanten in der Wilhelmstraße nach dem Motto "was machen die da" in Richtung des Protestzuges, der von wenigen Freunden und Helfern in Polizeiuniform begleitet sogar kurzfristig den Autoverkehr auf der Lederstraße stoppen darf.
Die Leibesübungen gegen die Kälte vor Ort und die Erderwärmung in naher Zukunft sehen vertraut aus. Erst rufen alle »runter mit der Kohle«, und gehen in die Knie. Dann schallt es gemeinsam, »hoch mit dem Klimaschutz« mit entsprechender Aufwärtsbewegung.
Manche der Pappschilder, die mitgetragen werden, sind bereits von vorangegangenen Freitagen bekannt. Auf ihnen stehen Sprüche wie »Keine Kohle für die Kohle« oder »Make Love – not CO²« sowie auch »wir streiken, bis ihr handelt«. Ist damit auch die neue Bundesregierung gemeint? Diese Frage beantwortet das Transparent an der Spitze des Zuges: »Eure Ampel steht auf Klimakrise«. So lassen denn auch die Redner der abschließenden Kundgebung kein gutes Haar an den Verantwortlichen von Stadt, Land und Bund. Jaron Immer empört sich über eine EU-Kommission, die Geldanlagen in Atomenergie oder Erdgas als grün und nachhaltig bezeichnet. »Buuh« schreien seine Zuhörer zustimmend. »Wir müssen noch lauter werden«, fordert Immer, »es geht nur mit erneuerbaren Energien«. Heftig kritisiert werden auch Entwicklungen in der Region.
»Ein Naherholungsgebiet wird durch die Dietwegtrasse zerstört«, warnt Paul Klockenbrink. Diese geplante Straße werde 30 000 Menschen durch Lärm und Umweltverschmutzung belasten. Klockenbrink spottet: »Die Regierung kann also Verkehrswende. Nur in die falsche Richtung«. Gebraucht werde eine neue Verkehrspolitik, »und dazu gehört, dass die Dietwegtrasse nicht gebaut wird«. Kurz vor Abschluß der Kundgebung wird von den Organisatoren dazu aufgerufen, sich einen Termin in den Kalender einzutragen: »Kommt alle zum globalen Klimastreik am Freitag, 25. März«. (GEA)