REUTLINGEN. Im voll besetzten Georgensaal verstummt schlagartig das Gemurmel, als die Musik einsetzt: Ein Akkordeon und ein Schlagzeug begleiten die hereinspazierenden bunt bekleideten jungen Artisten, Clowns und Künstler, die fröhlich ihre Picobello-Hymne singen. 56 Schülerinnen und Schüler der Freien Georgenschule treten bei dieser klassenübergreifenden Vorstellung unter der Leitung der freien Regisseurin Svenja Heistermann auf. Die jüngsten Picobello-Artisten sind gerade in der vierten, die ältesten bereits in der zwölften Klasse und manch einer kommt noch als Ehemaliger dazu. »Picobello, Picobello, das ist uns’re kleine Welt!«, singen sie und die Zuschauer werden von den Zirkuskindern dorthin mitgenommen – »unters große Sternenzelt«.
Trapez und Diabolo
Die 60-minütige Aufführung besteht nicht einfach aus einer Abfolge von Auftritten der verschiedenen Disziplinen, sondern erzählt von Anfang an eine Geschichte: Die Kinder werden zu Bett geschickt, jedoch schleichen sie sich heimlich heraus, um für ihren Traum vom Auftritt in der großen Manege zu üben. Natürlich werden sie ertappt und erneut zu Bett gebracht. Das, was nun folgt, sind ihre verschiedenen Träume: balancieren wie eine Tänzerin über eine schwingende Stange, leichtfüßig auf großen Kugeln laufen und dabei mehrere Bälle jonglieren, kopfüber am Trapez hängen und in die jubelnde Zuschauermenge winken, einmal ganz oben auf der Personen-Pyramide freihändig stehen, das Diabolo wie ein Künstler rasant durch die Luft wirbeln, und vieles mehr. Erstaunlich, was die Zirkus-Kinder alles auf die Beine stellen.
Die unterschiedlich aufgeführten Disziplinen scheinen kein Ende zu nehmen: Partnerakrobatik, Balance, Einrad, Trapez, Diabolo, Hocheinrad, Luftring und Jonglage werden von allen Altersklassen vorgeführt. Ausnahmen sind die Trampolin-Akrobatik und das Vertikaltuch, die erst ab der achten Klasse erlaubt sind.
Besonderes Vergnügen
Ein besonderes Vergnügen zwischendurch sind die Clowns, die immer wieder zwischen den Umbauten vor dem Vorhang für Unterhaltung sorgen. Ergänzt wird die Zirkus-Erzählung durch viele liebevolle Details wie passende Musikstücke zum jeweiligen Tempo der Artistik oder farblich und thematisch abgestimmte Kostüme (die von Eltern im Voraus dafür entworfen und genäht wurden) je Auftritt und Artisten-Gruppe.
Dass das Publikum von der Vorstellung so begeistert sein würde, war zwischenzeitlich nicht abzusehen, da die Proben ab Anfang Oktober krankheitsbedingt immer wieder unterbrochen und verschoben werden mussten. »Da hilft am Ende dieses Gemeinschaftsgefühl – in den Probewochen wachsen die Schüler der verschiedenen Klassen richtig zusammen«, beschreibt Svenja Heistermann den großen Schritt, den die Akteure in den gemeinsamen Zirkus-Wochen gemacht haben. Überhaupt ist der Zirkus für Heistermann »ein toller Ort, um groß zu werden« – und genau das passiert hier: Die Jüngeren werden von den Älteren inspiriert und angeleitet.
Im nächsten Jahr wird es wieder heißen: Hereinspaziert beim Zirkus Picobello! Dann allerdings mit neuem Programm und jungen Artisten, die schon ein Stück weit über sich hinausgewachsen sind. (GEA)