REUTLINGEN/DETTINGEN. Bei ihrer Mitgliederversammlung im Hotel-Restaurant »Rößle« in Dettingen zeigten sich die Betriebe der Fleischerinnung Reutlingen insgesamt mit der wirtschaftlichen Entwicklung zufrieden, so Innungsobermeister Jochen Rieck (Römerstein-Böhringen). Das Fleischerhandwerk kann seinen Marktanteil in dem wettbewerbsintensiven Nahrungsmittelmarkt halten. Die Umsätze der Branche stagnieren; Hauptgrund hierfür ist der Fachkräftemangel.
Gründe für die zufriedenstellende Entwicklung sehen die Betriebe in ihrer Ausrichtung. Sie stehen für Regionalität und Nachhaltigkeit. Betriebe des Fleischerhandwerks sind nahezu ausnahmslos familien- und inhabergeführt, wurde betont. Daraus ergebe sich eine hohe Identifikation mit dem Betrieb, der handwerklichen Tradition, der Ware und nicht zuletzt mit den Kunden. In den Betrieben arbeiteten oft langjährige Beschäftigte mit viel Know-how.
Besonderes Augenmerk legen die Betriebe nach eigenen Angaben auf eine bedarfsgerechte Produktion von Mengen, die auch verkauft werden. Abfälle vermeide man, so gut es gehe. »Von den Schlachttieren werden möglichst alle Teile verwertet«, wurde bei der Mitgliederversammlung betont.
Ganz wichtig ist den Fleischern der direkte Bezug der Schlachttiere aus der regionalen Landwirtschaft. Daraus ergeben sich kurze Transportwege, die sowohl dem Tierwohl als auch dem Umweltschutz dienten. Oft bestehen zwischen einzelnen Fleischerhandwerksbetrieben und ihren landwirtschaftlichen Kunden generationsübergreifende Beziehungen.
Freiwillige Selbstkontrollen
Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Reutlingen Gebhard Aierstock sprach bei der Mitgliederversammlung über die gute Zusammenarbeit der Landwirte mit den Fleischerhandwerksbetrieben.
Natürlich wurde auch über die zunehmende Kritik am Fleischkonsum diskutiert. Aus Sicht des Fleischerhandwerks sind Fleisch und Fleischerzeugnisse wichtige Bestandteile einer vollwertigen Ernährung. »Handwerksbetriebe liefern Klasse statt Masse«, so der Innungsobermeister. Der Kunde erhalte im Fleischerfachgeschäft hochwertige Waren und könne diese bewusst genießen.
Die Betriebe hoffen, dass diese Strukturen auch in Zukunft möglich sind. Sie wehren sich deshalb gegen Pläne, dass regionale Schlachtmöglichkeiten – etwa im Schlachthof in Metzingen – wegfallen sollen. Der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft Ewald Heinzelmann appellierte an die Betriebe, sich stärker zu engagieren, um auch solchen Plänen entgegenzutreten. Ganz wichtig bei der Frage des Tierschutzes und des Tierwohls seien kurze Transportwege zu den Schlachtstätten.
Um den eigenen Qualitätsstandard zu sichern, lassen die Betriebe der Fleischerinnung Reutlingen freiwillige Selbstkontrollen durch ein unabhängiges Institut vornehmen. Diese sollen im Herbst dieses Jahres wieder durchgeführt werden. Eine große Belastung für die Branche seien die bürokratischen Anforderungen. (eg)