REUTLINGEN-BETZINGEN. Reinhold Maas und Regine Vohrer sind in der Betzinger Gaststätte Karlshöhe angetreten, um sich dem Votum der FDP-Mitglieder im Wahlkreis 60 zu stellen. Beide wollten bei der Landtagswahl am 14. März 2021 den Versuch starten, für ihre liberale Partei in das Parlament in Stuttgart einzuziehen. Doch davor stand die Nominierung durch die Parteimitglieder bei der Wahlkreiskonferenz.
»Die FDP ist meine tiefpolitische Heimat und die für mich absolut richtige Partei«, sagte Regine Vohrer über ihre Entscheidung, sich aufstellen zu lassen. Seit 2014 ist sie im Gemeinderat und seit 2019 auch im Kreistag sowie im Sondelfinger Bezirksgemeinderat. Darüber hinaus ist sie Organisatorin des Weindorfs und Weihnachtsmarkts.
Die gelernte Fachwirtin für Wohnungswirtschaft führt zusammen mit einer Mitgesellschafterin seit 25 Jahren eine Immobilien-Verwaltungsfirma in Eningen. »Ich stehe für Toleranz und Weltoffenheit«, betonte Vohrer in ihrer Bewerbungsrede. »Totalitäre und diktatorische Bestrebungen lehne ich zutiefst ab – sie sind mir zuwider.«
Dass der Wahlkreis 60 seit Längerem keinen FDP-Abgeordneten mehr im Stuttgarter Landtag aufweisen kann, bezeichnete Vohrer als »Katastrophe«. Denn: »Genau da, wo das wirtschaftsstarke und mittelstandsgeprägte Herz unserer Region schlägt, sind wir Liberale nicht vertreten.« Stattdessen »agieren im Bereich unserer Kernkompetenzen ein roter und ein grüner Abgeordneter – und wir sind nicht am Start«. Sie sehe eine wirkliche Chance, dass sich das bei der Landtagswahl 2021 ändern könne.
Ihr Gegenkandidat, Reinhold Maas, ist seit drei Jahren Kreisvorsitzender der FDP. Er wurde 1960 in Melchingen geboren, ist dort aufgewachsen, nachdem seine Eltern 1947 als Flüchtlinge auf die Schwäbische Alb gekommen waren. Maas wuchs zusammen mit sechs Geschwistern auf, habe so »die Fähigkeit der Vermittlung früh gelernt«.
Bekannt ist Reinhold Maas in Reutlingen als Galerist, eine weitere Galerie führte er in Berlin. »Die DNA der FDP habe ich im Internat in Sigmaringen aufgesaugt«, so Maas. »Die FDP braucht nach dem Wahldesaster in Thüringen Akteure, die vermitteln können.«
In seiner Bewerbungsrede sprach er den Klimawandel genauso an wie das Flüchtlingsproblem. Zentraler Punkt seines Wahlkampfes würde aber die Bildung sein: »Mit der Schule für alle, mit der Gemeinschaftsschule, sind wir auf dem falschen Weg.«
Abgegeben wurden schlussendlich 40 Stimmen, von denen 17 auf Reinhold Maas entfielen und 23 auf Regine Vohrer. Glückwünsche bekam die Gewinnerin auch von FDP-Europaabgeordneten Andreas Glück, der direkt von Brüssel aus nach Betzingen gekommen war.
Ersatzbewerber für Vohrer wurde Gerhard Mayer, der in Mähringen geboren wurde und aufgewachsen ist. Er ist Chefkoch des Restaurants »Mayers Waldhorn« in seinem Heimatort. (GEA)