Logo
Aktuell Konsum

Extraschichten für Nachschub in den Supermärkten

3 400 Beschäftigte im Kreis sorgen seit Wochen mit Extraschichten für Nachschub in den Supermärkten

Einkaufskorb gefüllt mit leckeren Sachen.
Einkaufskorb gefüllt mit leckeren Sachen. Foto: NGG
Einkaufskorb gefüllt mit leckeren Sachen.
Foto: NGG

REUTLINGEN. Sie sorgen für Nachschub im Supermarkt: Die rund 3 400 Menschen, die im Landkreis Reutlingen in der Lebensmittelindustrie arbeiten, leisten in der Coronavirus-Pandemie einen entscheidenden Beitrag dafür, dass Essen und Trinken nicht knapp werden. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen. "Überstunden und Extraschichten sind in der Lebensmittelindustrie schon seit Wochen an der Tagesordnung.

Übertriebene Hamsterkäufe

Die Menschen arbeiten am Limit, damit Aldi, Lidl, Rewe, Edeka & Co. die Ware nicht ausgeht", sagt Karin Brugger von der NGG-Region Ulm-Aalen-Göppingen. Die Politik habe dies erkannt und die Lebensmittelbranche für "systemrelevant" erklärt. Bei den Beschäftigten allerdings tauchen gerade jetzt viele Fragen auf, so die Gewerkschaft. "Klar ist, dass die Versorgung mit Lebensmitteln an der Industrie, aber auch am Bäcker- und Fleischerhandwerk nicht scheitert. Wenn Nudelregale einmal leer oder Tiefkühlpizzen ausverkauft sind, dann liegt das vor allem an übertriebenen Hamsterkäufen und an Problemen in der Logistik", macht Brugger deutlich. Scharfe Kritik übt die NGG-Geschäftsführerin vor allem aber auch an den Vorgaben von Supermarktketten. Die Konzerne forderten von den Herstellern, in der Krise noch schneller und noch mehr zu produzieren. Zugleich wolle man die Preise drücken. "Das geht letztlich auf Kosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ohnehin unter Volllast arbeiten", so Brugger.

Da es, wie auch die Politik bestätigt, in der Lebensmittelindustrie derzeit keinerlei Versorgungsengpässe gibt, warnt die NGG vor geplanten einschneidenden Eingriffen in das Arbeitszeitgesetz. »Corona darf nicht dafür herhalten, die Höchstgrenzen bei der Arbeitszeit auszuhebeln. In Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen haben wir in der Lebensmittelindustrie längst die nötige Flexibilität, um Hochphasen zu stemmen. Sonst wären die Supermarktregale ja längst leer«, betont die Gewerkschafterin.

Arbeitszeitgesetz setzt Grenzen

Gesetzliche Standards seien wichtig. Sonst leide am Ende die Gesundheit der Beschäftigten: »Wer eine Zwölf-Stunden-Schicht in der Backwarenindustrie hinter sich hat, bei dem steigt die Unfallgefahr«, sagt Brugger. Das derzeit gültige Arbeitszeitgesetz setze ein klares Limit: nicht mehr als zehn Stunden am Tag und nicht mehr als 60 Stunden pro Woche. Auch der richtige Arbeitsschutz sei mit Blick auf den laufenden Hochbetrieb in der Ernährungsindustrie und im Lebensmittelhandwerk »extrem ernst« zu nehmen. »Die Firmen müssen dafür sorgen, dass genug Schutzkleidung da ist und die Abstandsregeln – etwa an Produktionsstraßen – eingehalten werden. Der Schutz vor Infektionen hat höchste Priorität«, so Brugger. (eg)