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»Es geht am Ende nur ums Geld«: Dominik Kuhn über Asoziale Medien

Vor fast 200 Zuhörern sprach Dominik »Dodokay« Kuhn in der Mensa des Johannes-Kepler-Gymnasiums über ein ernstes Thema: das Für und Wider moderner Kommunikation. »Asoziale Medien« lautete der Titel des Impulsvortrags, zu dem das »Kepi«-Bibliotheksteam eingeladen hatte.

Dominik Kuhn alias Dodokay spricht in der Mensa des Johannes-Kepler-Gymnasiums über »asoziale Medien«. FOTO: HAUSER
Dominik Kuhn alias Dodokay spricht in der Mensa des Johannes-Kepler-Gymnasiums über »asoziale Medien«. FOTO: HAUSER
Dominik Kuhn alias Dodokay spricht in der Mensa des Johannes-Kepler-Gymnasiums über »asoziale Medien«. FOTO: HAUSER

REUTLINGEN.

Es liege ihm fern, das Internet zu verteufeln, machte Kuhn eingangs deutlich, zumal er ja mit seinen schwäbisch synchronisierten Filmausschnitten selbst von den Neuen Medien profitiert habe: »Der SWR hat mich angerufen, als ich schon Millionen Klicks auf Youtube hatte.«

Es gebe »unendlich viele Punkte, in denen moderne Kommunikation super ist«, aber schon, als er 1994 die erste SMS erhalten habe, sei ihm klar gewesen, dass diese ganze Entwicklung auch einmal problematisch werden würde. Und die Schlagzeile »Digitaler Burn-out« sah er kommen, bevor sie dann vor drei Jahren tatsächlich das Nachrichtenmagazin Focus zierte.

Rund 2,4 Millionen Deutsche seien »problematische Internetnutzer«, also süchtig, referierte Dominik Kuhn, und 580 000 »pathologisch abhängig«. Mehr noch: Seit 2017 gelte hierzulande die Smartphone-Nutzung am Steuer als Unfallursache Nummer eins im Straßenverkehr. Was süchtig mache, sei das Glückshormon Dopamin, und mittlerweile sei wissenschaftlich bewiesen, dass es nicht nur ausgeschüttet werde, wenn man »raucht, säuft oder sich Heroin spritzt«, sondern eben auch beim Verfasser eines Postings, wenn jemand auf Facebook seinen Beitrag »liked«, also mit »gefällt mir« markiert.

Als der Like-Button 2009 eingeführt worden sei, hätten die Internetanbieter dieses Phänomen bereits gekannt und es eingesetzt, um Profit zu machen: »Es geht am Ende nur ums Geld.«

Was aber rechtfertigt den Begriff »asozial«? Die Rücksichtnahme gehe zurück, sagt Kuhn. Das Phänomen, das man Zusagen per Whatsapp-Message in letzter Minute zurückziehe, nehme rapide zu, ebenso die Masche, sich alle Optionen bis zuletzt offenzuhalten. Die »Downvoterei« – aus einer Laune oder auch Unkenntnis heraus zum Beispiel Restaurants auf Tripadvisor mit schlechten Bewertungen abzustrafen – mache den Gastronomiebetrieben zu schaffen. Wer zum Beispiel auf Facebook Vermisstenanzeigen teile, gaukle sich selbst vor, etwas getan zu haben – unternehme aber selbst nichts, um den Vermissten womöglich aufzuspüren. Und dann das Cybermobbing, das dem früheren Gehänseltwerden im überschaubaren Rahmen eine ganz andere, kaum einzugrenzende Dimension verleiht.

Dass dank Facebook und Twitter jeder ein Medium habe, sich ungeachtet seines Wissensstands und seiner Urteilsfähigkeit zu äußern,

sieht Dominik Kuhn nicht minder kritisch. Es sei »Bullshit«, wenn manche meinten, soziale Medien seien »seriöse Presse«. Es gebe acht Mal mehr Blogger als gelernte Journalisten – und das sei der Grund dafür, dass die Vereinigten Staaten nun von Donald Trump regiert würden. (rh)