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Deutsche Meisterschaft für geistig Behinderte in Reutlingen

Foto: Norbert Leister
Foto: Norbert Leister

REUTLINGEN. Am Dienstagabend hatten TSG Reutlingen und TSG Inklusiv zu einem Pressegespräch geladen. Der Grund: Eine Deutsche Fußballmeisterschaft (DM) wird im kommenden Juni an der Achalm durchgeführt. Das Großereignis ist eines, das die Inklusion in der Region voranbringen soll, wie Dr. Martin Sowa erläuterte. »Wenn man die Begeisterung in den Augen der Menschen mit geistiger Beeinträchtigung sieht, wenn sie in der baden-württembergischen Landesauswahl spielen dürfen – das ist schon unglaublich«, sagte Fritz Quien, der dieses Team trainiert und die Spieler im ganzen Ländle aussucht.

»Vor drei Jahren haben wir hier bei der TSG Inklusiv zum ersten Mal über die Möglichkeit gesprochen, die Deutsche Meisterschaft nach Reutlingen zu holen«, erläuterte Dr. Martin Sowa, der in den vergangenen vier Jahrzehnten den Inklusionssport an der Achalm zu riesigem Erfolg verholfen hat. Dabei ist natürlich klar, dass es Sowa nicht allein um die Durchführung einer Deutschen Meisterschaft geht: Dieses »Groß-Event« soll natürlich nachhaltig wirken, soll die Inklusion nicht nur bei der TSG, sondern auch bei möglichst vielen weiteren Fußballvereinen in der Region weiter vorantreiben. Und zwar, natürlich – nachhaltig. »Wir werden Fußballmannschaften in der Region ansprechen, damit sie eine Patenschaft für eines der anreisenden Teams aus Brandenburg, dem Saarland oder anderen Bundesländern übernehmen«, so Martin Sowa. Damit werde das Erfolgsrezept der TSG Inklusiv weiterverfolgt, das da heißt: »Inklusion geschieht durch Begegnung.«

Mit der Deutschen Meisterschaft (DM), die vor allem auf dem SSV-Sportgelände an der Kreuzeiche durchgeführt wird, »zeigen wir vor allem eine hohe Wertschätzung für Menschen mit geistiger Behinderung«, sagte Kim Laudage als DM-Organisationschef von der TSG. »So ein Großereignis macht man nicht einfach so nebenher«, betonte Sowa. Nach den Ausführungen von Albrecht Happe (Geschäftsführer der TSG Inklusiv) werden für die Durchführung, Planung und Organisation der Meisterschaft mit allem Drum und Dran rund 55 000 Euro gebraucht. Dabei sei die Versorgung der anreisenden »mit einem vernünftigen Essen«, so Sowa, nur ein kleiner Teil des Ganzen. Die Pläne gehen auch viel weiter als die Organisation der Fußballspiele: Schüler können am Fußball-Training der TSG Inklusiv teilnehmen. Mental beeinträchtigte Spieler gehen in Schulen und »fungieren dort als Botschafter in eigener Sache, sie laden zu gemeinsamen Trainingsstunden ein«, sagte Martin Sowa. Ein inklusiver Fußball-Court soll voraussichtlich im Bürgerpark angeboten werden. Schüler können als »Einlaufkinder« und Cheerleader bei der DM mitmachen. Schulbands und Hiphop-Gruppen umrahmen die Veranstaltung musikalisch. Eine Kooperation mit der Hochschule soll die Sozialen Medien mit einbinden. Die Vielfalt der Ideen der Organisatoren erscheint fast unendlich, bis hin zu möglichen Meisterschafts-Würsten und DM-Brötchen, die Metzger und Bäcker herstellen könnten. »Und wir werden in den kommenden Monaten immer wieder auf die DM hinweisen«, versprach Sowa. (GEA)