REUTLINGEN. »Irgendwann geht’s einfach nicht mehr«, sagt die Leiterin des Gebäudemanagements der Stadt im Sportbau der Eduard-Spranger-Schule. Dabei blickt Kathrin Berger im Keller des 1968 errichteten Gemäuers auf eine Haustechnik, »die ihren Lebenszyklus bereits weit überschritten« habe. Jetzt hat der Gemeinderat trotz leerer Kassen 5,9 Millionen Euro für die Sanierung genehmigt. Eine laut Kathrin Berger »zwingend erforderliche Baumaßnahme«, wie sich überall im Gebäude zeigt.
Direkt bei der verwitterten Betontreppe vor dem Eingang geht’s los. Die wird neu gemacht, »da kommt ein kleiner Aufzug für Rollstuhlfahrer hin«, erklärt Torben Petersen als Projektleiter. Ein Blick hoch zum Dach: Es hat laut Plan eine »Ertüchtigung« nötig. Hinter der Eingangstüre ist die Deckenverkleidung des Gangs entfernt, werden rostige Träger sichtbar, weil sich hier Feuchtigkeit breitgemacht hat. Muss alles saniert werden, wobei unter anderem auch die Heizung und die Sanitärbereiche auf der langen Liste stehen.
»Es droht die Havarie der Haustechnik«
Vorbei an fröhlichen Kindern führt der Weg direkt in eine von zwei Turnhallen, die ebenfalls hässliche offene Decken haben. Die Vergänglichkeit von Bauwerk und Technik zeigt sich besonders deutlich im Untergeschoss. An den Toilettentüren blättert der Lack ab, die Elektrik bedarf einer Überholung, und wie im ganzen Gebäude werden neue Rettungswege fällig. Die Decke der Schwimmhalle wurde bereits vor Jahren wegen Schimmels saniert, aber nur wenige Meter weiter wird’s richtig betriebskritisch. »Es droht die Havarie der Haustechnik. Auch weil keine Ersatzteile mehr lieferbar sind«, sagt Torben Petersen vor einer Lüftungsanlage, »deren Maschinenteile alt und verschlissen sind«. Die Folgen wären dramatisch.
»Die Havarie der Technik würde die Vollsperrung der Halle und die Untersagung des Betriebes erforderlich machen. Die Auswirkungen für den Vereins- und Sportbetrieb Reutlingens wären immens«, hat das Gebäudemanagement in einer Gemeinderatsdrucksache geschrieben – und die Geldmittel für das Nötigste bewilligt bekommen.
Die Sanierung des Sportbaus der Eduard-Spranger-Schule ist damit eines der wenigen Projekte, die trotz leerer Kassen noch finanziert werden sollen.
Wenn der Gemeinderat im März den Haushalt verabschiedet, kann das Regierungspräsidium Tübingen im Mai oder Juni seine Freigabe erteilen. Bis dahin soll es auch eine Baugenehmigung geben. »Dann können wir loslegen«, freut sich Kathrin Berger. Weil der Grundsatzbeschluss zur Sanierung aus dem Jahr 2018 stammt, wurden die Maßnahmen bereits mit den zahlreichen Nutzern des Sportbaus abgestimmt. Damit niemand überrascht ist, wenn die Schwimmhalle voraussichtlich vom Juni 2023 bis Februar 2024 geschlossen werden muss. In den Turnhallen können sich zwischen März 2024 und Februar 2025 nur Handwerker körperlich ertüchtigen. Doch das ist nicht alles.
Die Fair-Netz plant auch eine wichtige Änderung der Versorgung im Gebiet um die Schule. Bislang gab es dazu ein Blockheizkraftwerk im Sportbau, das in Zukunft entfällt. Die Umstellung auf zentrale Fernwärme gehört zu den Kosten- und Zeitrisiken des Gesamtprojektes. Was bei allen Sanierungsmaßnahmen erhalten bleibt: die gemauerte Fassade des Sportbaus im Stil der 60er-Jahre. (GEA)