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Aktuell Klimaschutz

Das sagen Reutlinger Gemeinderäte auf Instagram über Klimaschutz

Die Fridays For Future Gruppe Reutlingen hat Gemeinderäte zum Thema Umweltschutz und Klimawandel interviewt.

Anglizismus des Jahres
Greta Thunberg prägte das Schlagwort »Fridays for Future«. Foto: dpa/Arnold
Greta Thunberg prägte das Schlagwort »Fridays for Future«.
Foto: dpa/Arnold

REUTLINGEN. Sieben Videos stehen seit kurzer Zeit auf der Instagram-Seite der Fridays For Future Gruppe Reutlingen. In jedem nimmt ein Reutlinger Gemeinderat Stellung zum Thema Umwelt- und Klimaschutz. Bereits am Freitag hatten die Klimaaktivisten unmittelbar vor der Haushaltsklausur Fraktionsvertreter an der Gemeindehalle Reutlingen abgefangen, um sie nach ihrer Haltung zum Klimawandel und zu Umweltschutzmaßnahmen in Reutlingen zu befragen. 

 Sarah Zickler, FDP: Zusammenarbeit mit Hochschule Reutlingen nötig

Im Interview mit Fridays For Futures zeigte sich FDP-Gemeinderätin Sarah Zickler offen für ein klimaneutrales Reutlingen 2030. »Da stehe ich zu 100 Prozent dahinter«, erklärte sie. Sie setze sich daher für eine Zusammenarbeit mit der Reutlinger Hochschule ein: »Die jungen Menschen, die an der Hochschule sitzen, haben die tollsten Ideen.« Zickler sprach sich für Fassaden- und Dachbegrünungen von städtischen Bauten aus. Die FDP-Fraktion unterstützt laut Zickler die von Oberbürgermeister Thomas Keck 2020 gegründete »Task Force Klima«. 

Rüdiger Weckmann, Linke Liste: Autofreie Altstadt ist wichtig

Gemeinderat Rüdiger Weckmann zeigte sich gegenüber den Klimaaktivisten besorgt: Reutlingen müsse deutlich mehr gegen den Klimawandel tun. Weckmann lobte im Interview zwar das Stadtbuskonzept oder die Planung der Regionalstadtbahn. Dennoch müsse die Stadt noch mehr tun, sagte Weckmann. Konkret forderte er: Die Bekämpfung des Leerstands, die Einstellung der Außenflächenversiegelung und eine autofreie Altstadt - "damit man den Aufenthalt in der Altstadt wieder genießen kann." "Reutlingen ist eine autogerechte Stadt, da braucht es für Autofahrer Alternativen", sagte Weckmann. Er setzt sich daher für attraktive Radwege und Car-Sharing ein, um Autofahrern Alternativen zu bieten. Weckmann dankte im Namen seiner Fraktion schließlich Fridays For Future:  Wir freuen uns, dass es die Fridays For Future Bewegung gibt." Nur mit Unterstützung und Druck aus der Bevölkerung könne sich etwas verändern. 

Gabriele Gaiser, CDU: Autofreie Stadt kann die CDU nicht mittragen

CDU-Gemeinderätin Gabriele Gaiser betonte im Interview, dass Reutlingen bereits viel für den Klimaschutz getan habe. Sie nannte als Beispiele den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die genehmigten Zuschüsse für Bauherren, die Solarzellen auf ihren Dächern installieren. Gleichzeitig räumte Gaiser ein, dass die Stadt noch »ganz am Anfang von den Maßnahmen« stehe. Die CDU-Fraktion unterstütze daher die »Task Force Klima«. Ein »Nein« gibt es laut Gaiser dagegen von der CDU Reutlingen beim Thema autofreie Stadt. »Eine autofreie Stadt können wir von der CDU-Fraktion nicht mittragen.«

Jürgen Straub, WiR-Fraktion: Erdwärme statt Erdgas

Um die Klimaziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, hätte Deutschland »möglichst vorgestern« klimaneutral werden müssen. Das erklärte WiR-Fraktionsvorsitzender Jürgen Straub im Interview. »Wir tun noch nicht genug«, betonte er. Die WiR-Fraktion setzt sich laut Straub besonders für ein verändertes Heizverfahren von Gebäuden im Stadtgebiet ein. Statt Erdgas zur Beheizung setzt die Fraktion auf Erdwärme. Die sei absolut klimaneutral und »kostet uns nichts«. Die WiR-Fraktion werde darüber hinaus die »Task Force Klima« unterstützen. Das versprach Straub im Gespräch mit den Aktivisten.

Jürgen Fuchs, Freie Wähler: Stadt muss Vorbildfunktion einnehmen

Jürgen Fuchs, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, sieht die Stadt Reutlingen in einer Vorbildfunktion beim Klimaschutz:  »Das was die Stadt nicht macht, machen andere auch nicht«. Stichpunktartig sprach Fuchs von »Verkehrsreduzierung, Tempobeschränkungen, Kanalisation.« Fuchs äußerte sich skeptisch zur Klimaneutralität bis 2030. Ob das klappe, oder ein frommer Wunsch sei, das wisse er nicht. Der Fraktionsvorsitzende sprach sich ebenfalls für die »Task Force Klima« aus. Die Bewilligung von weiterem Personal für die Task Force sehen er und die Fraktion jedoch kritisch. 

Helmut Treutlein, SPD: Deutschland muss das Notwendige tun

SPD-Fraktionsvorsitzender, Helmut Treutlein, betonte im Interview, dass die Stadt in Sachen Klimawandel nie alleine handeln könne: für Gesetzesänderungen seien Bund und Länder verantwortlich. Ein klimaneutrales Reutlingen könne nur mit Unterstützung der Bürgerschaft erreicht werden. Treutlein betonte, es sei in Reutlingen bereits Geld in die Hand genommen worden, um den Weg Richtung Klimaneutralität zu gehen. Als Beispiele nannte er das Stadtbuskonzept oder die Regionalstadtbahn. Der Fraktionsvorsitzende äußerte sich auch zum Pariser Klimaabkommen: »Ich will mir nicht anmaßen, zu beurteilen, ob wir das einhalten können.« Deutschland müsse aber auf jeden Fall Vorbild sein: »Wir sind ein reiches Land, daher haben wir mehr Möglichkeiten als andere und müssen das Notwendige tun.« (GEA)

Gabriele Janz, Grüne & Unabhängige

Gabriele Janz, Sprecherin der Fraktion Grüne & Unabhängige, sprach im Gespräch mit den Aktivisten gleich eine Reihe von Maßnahmen an, die die Fraktion fordert, um Reutlingen klimaneutral zu bekommen: »Wir fordern den Ausbau der Photovoltaikanlagen, die Begrünung der Stadt - vor allen Dingen auch den qualitativen Ausbau der Fußwege. Die autofreie Innenstadt.« Janz sagte, dass auch der Radverkehr in Reutlingen gestärkt werden müsse - hier sei es jedoch wichtig, nicht stückweise das Radnetz auszubauen, sondern das Netz im Gesamten weiterzuentwickeln. Janz betonte, dass die Fraktion die Task Force Klima unterstütze. Bedauernd erkannte sie an, dass die Grünen in Bund und Land in Sachen Umweltschutz an Ansehen verloren hätten: »Der Biss ist vielleicht ein bisschen raus«, sagte sie. (GEA)