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Corona-Lockerungen sorgen für Engpass bei Blutkonserven in Reutlingen und Tübingen

Menschen nutzen offenbar neue Freiheiten und das Sommerwetter. Deshalb sinkt die Zahl der Blutspender deutlich.

Gleich pikst es – gleich ist der Schmerz aber auch schon wieder vorbei, in spätestens zehn Minuten der Beutel voll. Rund 12 000
Gleich pikst es – gleich ist der Schmerz aber auch schon wieder vorbei, in spätestens zehn Minuten ist der Beutel voll. Foto: DRK
Gleich pikst es – gleich ist der Schmerz aber auch schon wieder vorbei, in spätestens zehn Minuten ist der Beutel voll.
Foto: DRK

REUTLINGEN/TÜBINGEN. »Bitte leihen Sie uns kurz ihren Arm, sie retten damit Leben«, so eindringlich bittet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) um Blutspenden. Auch in Reutlingen und Tübingen werden die Blutreserven beim DRK und somit auch an den Kliniken knapp. Sogar beim Institut für Transfusionsmedizin der Uniklinik Tübingen. Obwohl das Institut seine Blutspendetermine selbst organisiert, auch unabhängig vom DRK. Der Satz mit dem Arm, der für eine Blutspende herhalten soll, stammt übrigens von Eberhard Weck, dem Sprecher des DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen. Er hat den genauen Überblick, wo es gerade besonders eng wird mit dem Vorrat an Blutkonserven. Reutlingen und Tübingen würden da keine Ausnahme bilden: »Überall ist die Lage sehr angespannt. Das kommt auch durch die weiteren Corona-Lockerungen«, meint Eberhard Weck damit auch die Ursache für den Rückgang an Blutspenden ausgemacht zu haben.

Dann wird er konkret: »Die Lage bei den Blutbanken und den Kliniken ist zunehmend kritisch, weil die Bereitschaft deutlich gesunken ist, Blut zu spenden. Denn die Menschen wollen jetzt ihre zurückgewonnen Freiheiten genießen. Sie gehen in Restaurants, in die Freibäder und sehen sich Spiele der Fußball-EM an, da fällt das Blutspenden offensichtlich schwer.« Das sei noch während des strengen Corona-Lockdowns ganz anders gewesen. Da seien die Menschen regelmäßig zu den Blutspendeterminen gekommen.

Lebensrettende Operationen können nicht verschoben werden

Wie kritisch die Lage ist, erklärt Eberhard Weck an einem Beispiel: »Optimal ist es, wenn der Vorrat an Blutkonserven in den Kliniken für die nächsten vier bis fünf Tage ausreicht. Aber gegenwärtig liegen wir im Schnitt nur noch bei einem bis zwei Tagen.« Nachdem sich die Lage bei den Corona-Patienten in den Kliniken entspannt habe, seien viele Häuser dahin zurückgekehrt, dass keine planbaren Operationen mehr abgesagt oder verschoben werden müssten. »Viele Operationen sind aber überhaupt nicht verschiebbar. Beispielsweise Krebsoperationen oder lebensrettende OPs nach Unfällen«, so Weck. Blutkonserven und gerade Blutplasma seien nicht lange haltbar, deshalb würden die Kliniken dringend Nachschub benötigen.

Ähnlich sieht es auch der Leiter des Institutes für Transfusionsmedizin (ZKT) an der Uniklinik Tübingen, Professor Tamam Bakchoul. Die Spendenbereitschaft sei auch in Tübingen zurückgegangen. Und das, obwohl es für die Blutspender von seinem Institut eine Entschädigung von 25 Euro gibt. Das hätten vor allem die Tübinger Studierenden in der Vergangenheit gerne wahrgenommen. »Die spenden daher eher bei uns als bei den Blutspendeterminen des DRK.« Aber gegenwärtig seien die Studierenden auch coronabedingt ausgefallen.

Noch reichten die Reserven im Institut noch für etwa eineinhalb Wochen. »Wenn die Situation allerdings so bleibt wie gegenwärtig, dann folgt ein Loch.« Dann müssten auch wieder Operationen abgesagt oder verschoben werden. (GEA)