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Aktuell Antrag

CDU will Glashaus in Reutlinger Oberamteistraße kippen

Die transparenten Biberschwanzziegel stehen auf der Kippe: Christdemokraten beantragen neue Vorschläge mit gängigen Materialien für die Oberamteistraße. Am Tempo des Neubaus soll sich nichts ändern.

So soll sie aussehen, die Fassade des Neubaus in der Oberamteistraße. Der CDU gefällt’s nicht mehr. Grafik: Wulf Architekten
So soll sie aussehen, die Fassade des Neubaus in der Oberamteistraße. Grafik: Wulf Architekten Foto: Hans Jörg Conzelmann
So soll sie aussehen, die Fassade des Neubaus in der Oberamteistraße. Grafik: Wulf Architekten
Foto: Hans Jörg Conzelmann

REUTLINGEN. Im Sportbetrieb würde man es einen sauberen Salto rückwärts nennen, wäre der Wettkampf nicht längst entschieden. Der CDU-Gemeinderatsfraktion gefällt plötzlich die Glassfassade nicht mehr, die siegreich aus dem Planungswettbewerb für die Sanierung der historischen Häuserzeile Oberamteistraße hervorgegangen ist.

Ein Antrag, die ganze Sache nochmals frisch aufzurollen, wurde in kommunalpolitischen Ausschüssen bereits nichtöffentlich diskutiert. Begründet wird die Kehrtwende unter anderem mit optischer Täuschung: Die Glasfassade und deren Unterkonstruktion seien in den Planungen und den Computersimulationen anders dargestellt gewesen als in Wirklichkeit.

Die CDU habe sich nun mit der Ausführung der Glasfassade beschäftigt. Dabei seien »Fragen und Bedenken« aufgekommen. Besonders die dauerhafte Pflege und der dabei entstehende Pflegeaufwand stößt der CDU auf. »Im Gegensatz zu Glasfassaden, wie wir sie von vielen Hochhäusern kennen, bilden diese Glasschindeln keine glatte, geschlossene Oberfläche, die leicht abzureinigen ist«. Die vielen Zwischenräume seien ein idealer Nährboden für Schimmel und Moos. Da das Gebäude keine Heizung hat, werde dies bei hohen Temperaturen oder Minusgraden Auswirkungen auf das Material haben.

Für die CDU ist jetzt die Verwaltung wieder am Zug. Bei neuen Vorschlägen vertraue man den Architekten und Fachingenieuren. Die gewünschte Transparenz des Gebäudes lasse sich sicher auch mit bereits erprobten und gängigen Materialien und Bauausführungen erzielen.

Der Neubau, der die in Schieflage geratenen Altbauten stützen soll, ist als hölzerne Fachwerkkonstruktion mit einer Hülle aus gläsernen Biberschwanzziegeln vorgesehen. Im Oktober 2018 fasste der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss für die denkmalgerechte Sanierung mit Neubau. Im Oktober vergangenen Jahres beschloss der Gemeinderat die Vergabe der ersten Planungsschritte. Damals sprach sich das Gremium für die Produktion eines Fassadenmodells aus, das der Bevölkerung Gelegenheit geben soll, sich ein möglichst realistisches Bild von der Glasziegelfassade des Neubaus zu machen. (GEA)