REUTLINGEN. Die Betriebe der Fleischer-Innung Reutlingen hatten sich zu ihrer Mitgliederversammlung in der Reutlinger Kreishandwerkerschaft getroffen. Tenor der Versammlung: Die Situation in der Branche ist zweigeteilt. Erfreulicherweise haben die Betriebe auch während der Pandemie die Umsätze in den Ladengeschäften steigern können, so Innungsobermeister Jochen Rieck aus Römerstein. Auf der anderen Seite bremsen die ständig neuen bürokratischen Auflagen und der Fachkräftemangel die Betriebe aus.
Letzteres gelte sowohl in der Produktion als auch im Verkauf. Vielfach müssten die Betriebe heute deshalb ihre Öffnungszeiten reduzieren oder beispielsweise auch das Catering einschränken. Auch die stark gestiegenen Schweinepreise bereiten den Betrieben Sorgen. Vordergründig verbilligen sie derzeit den Einkauf der Schlachttiere. Die Fleischerfachgeschäfte sehen aber mittel- und langfristig große Risiken. Obermeister Rieck erwartet, dass viele Schweinehalter ihren Betrieb einstellen werden, sodass die Situation mittel- und langfristig ins Gegenteil umschlagen wird.
Keine einheitlichen Vorgaben
Die ausufernde Bürokratie lasse die Betriebe fast verzweifeln, so Rieck. Bei der Mitgliederversammlung wurden beispielhaft die Vorgaben für die Betäubung der Tiere bei der Tötung genannt. Bedauerlicherweise seien diese Vorgaben nicht einheitlich, wurde kritisiert. Jeder Veterinär lege eigene Maßstäbe an, auf die sich die Betriebe einstellen müssten.
Das Fleischerhandwerk, betonte der Innungsobermeister, stehe für Regionalität, Frische, Beratung und Qualität. Mit diesen Kriterien wollen sich die Betriebe auch künftig von anderen Anbietern von Fleisch- und Wurstprodukten abheben.
An Fachpersonal führe deshalb kein Weg vorbei, so der Geschäftsführer der Reutlinger Kreishandwerkerschaft, Ewald Heinzelmann. Mittlerweile erhalten Betriebe, die Nachwuchs ausbilden, sogar von der Branchenorganisation eine Prämie als Dank. Die Branche unternimmt riesige Anstrengungen für den Berufsnachwuchs und will diese in jedem Fall aufrechterhalten. Auch die Innung kämpft mit Nachwuchsproblemen. Eine Arbeitsgruppe soll Regelungen erarbeiten, um den ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern klare Aufgaben zuzuweisen und damit die Belastung durch die Tätigkeit vertretbar zu halten. (eg)