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Autohäuser in der Region favorisieren Diesel-Nachrüstung

Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Reutlingen-Tübingen sieht sich als Leidtragende der Dieseldiskussion

VW-Diesel
Ein vom Abgas-Skandal betroffener VW-Dieselmotor vom Typ EA189 in der Werkstatt. Foto: Julian Stratenschulte
Ein vom Abgas-Skandal betroffener VW-Dieselmotor vom Typ EA189 in der Werkstatt. Foto: Julian Stratenschulte

REUTLINGEN. Nicht nur die Besitzer von Dieselfahrzeugen leiden unter dem Wertverlust ihrer Fahrzeuge, sondern auch die Autohäuser. Bei der Mitgliederversammlung der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Reutlingen-Tübingen wurde deutlich, dass die Autohäuser die Leidtragenden der Dieseldiskussion sind – sowohl für die Beziehung zum Kunden als auch bei den wirtschaftlichen Auswirkungen. Dies sagte Innungsobermeister Peter Strohm (Nehren). Ein großes Problem seien Leasingrückläufer, deren Wert massiv verloren habe.

Zur Entspannung der Situation favorisierten die Autohäuser die hardwareseitige Nachrüstung betroffener Fahrzeuge. Nachdem nunmehr die Kriterien für die Nachrüstung feststehen, hoffen die Betriebe, dass diese tatsächlich stattfinden könne und sich dadurch die Situation entspanne.

Große Herausforderung

Die politisch gewollte E-Mobilität komme derweil nur sehr zögerlich voran, so der Obermeister. Neben fehlender Ladeinfrastruktur seien es insbesondere Lieferschwierigkeiten der Hersteller. Deutlich besser sei die Entwicklung bei Hybridfahrzeugen, deren Absatz erheblich zulegen konnte. Die Branche unternehme viele Anstrengungen, um das »durch das Verhalten von anderen gestörte Vertrauen« zu ihren Kunden zurückzugewinnen. Zurzeit laufen die Vorarbeiten für eine umfangreiche Qualitätssicherung bei Prüfungen, die in anerkannten Werkstätten der Branche durchgeführt werden, so der Geschäftsführer der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Reutlingen-Tübingen und der Kreishandwerkerschaft Reutlingen, Ewald Heinzelmann.

Alle Betriebe, die Abgasuntersuchungen oder Sicherheitsprüfungen durchführen, werden einem bundesweit einheitlichen Qualitätsmanagementsystem unterworfen. Für die Branche stelle dies eine weitere große Herausforderung, verbunden mit erheblichen Investitionen, dar. Die Geräte für Abgasuntersuchungen müssen seit Jahresbeginn nicht nur geeicht, sondern zusätzlich auch kalibriert werden. Aufgrund fehlender Einrichtungen und Firmen zur Kalibrierung müssen in einer Übergangsphase die Betriebe Ausnahmegenehmigungen beantragen. Sie fordern eine klare Abgrenzung der Eichung von der Kalibrierung, weil ansonsten jede Prüfung eine erneute Prüfung der anderen Art verlangt, was völlig unsinnig ist.

Neu- und Gebrauchtfahrzeugen würden auf allen möglichen elektronischen Plattformen gehandelt. Jedes Autohaus werde deshalb zur umfassenden Digitalisierung gezwungen. Erfreulicherweise seien die Berufe des Kraftfahrzeuggewerbes bei Jugendlichen sehr gefragt. Die Autohäuser könnten sich in diesem Punkt von anderen Branchen abheben. (pr)