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Aktuell Tierschutz

Aus eins mach zwölf: Igel-Familie dank Reutlinger Ehepaar wieder vereint

Susanne und Hans-Jürgen Fabris betreuen in ihrem Haus in Orschel-Hagen ein Dutzend Igel

Susanne und Hans-Jürgen Fabris und ihre Igel. Die Kleinen werden bei ihnen überwintern. FOTO: BÖHM
Susanne und Hans-Jürgen Fabris und ihre Igel. Die Kleinen werden bei ihnen überwintern. FOTO: BÖHM
Susanne und Hans-Jürgen Fabris und ihre Igel. Die Kleinen werden bei ihnen überwintern. FOTO: BÖHM

REUTLINGEN. Nach Katzen, Vögeln und Ratten hatte sich das Ehepaar Susanne und Hans-Jürgen Fabris in Orschel-Hagen einen Igel gewünscht. Sie fragten nach einem Stacheltier bei Waltraud Hoyer, ehrenamtliche Igelberaterin des Naturschutzbundes Metzingen. »Wir haben oft Igel, für die wir Betreuer suchen und die für den Winter gepäppelt werden müssen«, sagt Waltraud Hoyer. So kam im September der kleine »Spyky« in die Familie in der Gartenstadt. In der Folge muss es sich unter Igeln herumgesprochen haben, dass es sich bei Fabris gut leben lässt. Aktuell betreut das Ehepaar nicht weniger als zwölf Stacheltiere.

Anfällig für Parasiten

Schon als Jugendlicher war Hans-Jürgen Fabris von Igeln begeistert und half ihnen beim Überwintern. Jetzt war es »Spyky« aus Neckartenzlingen, der für den Winter viel zu wenig Gewicht hatte. »Igel haben es heute nicht einfach«, sagt Waltraud Hoyer. »Sie fressen vor allem Laufkäfer und andere Insekten, von denen es immer weniger gibt.« Nur im Notfall kommen Maden, Würmer, Engerlinge und Schnecken auf den Speiseplan. Zudem seien die heutigen Gärten zu aufgeräumt. »Igel finden keinen Unterschlupf mehr, in dem sie in Ruhe ihre Jungen großziehen können.« Igelmüttern setze außerdem die Trockenheit zu. »Sie haben Durst und zu wenig Milch für ihre Jungen.« Durch die Schwächung werden die Tiere auch anfällig für Krankheiten und Parasiten.

Aufgepäppelt und ausgewildert

Was dem kleinen Pensionsgast und seiner Mutter passiert sei, könne man nicht sagen. Igel seien nachtaktiv, das meiste bekomme man von ihnen gar nicht mit. Dem Ehepaar Fabris gelang es jedenfalls, »Spyky« auf über 600 Gramm aufzupäppeln und dann auszuwildern. Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende.

Auf den Geschmack gekommen und inzwischen geübt in der Igelhaltung nahm Familie Fabris drei weitere Fundtiere auf. Die Versorgung sei recht aufwendig. »Sie bekommen Hühnerherzen, Rinderhack, Rührei und eingeweichtes Katzenfutter«, sagt Susanne Fabris. Igel seien wählerisch und hätten individuelle Vorlieben. Täglich werden die Igelchen gewogen. Um die Babys, die Namen wie Cup-cake, Brownie oder Schoki tragen, auseinanderhalten zu können, sind einige Stachelspitzen mit Nagellack markiert.

Was man noch brauche, seien zerrupfte Zeitungen, mit denen das Igelhäuschen ausgestopft wird. Und später natürlich auch eine Entsorgungsmöglichkeit dieser Einstreu. Danach wird in Orschel-Hagen dringend gesucht.

Kaum war das Igeltrio bei Familie Fabris eingezogen, tauchten auf einmal weitere kleine Igel in deren Garten auf. Erst zwei, dann fünf, alle mit nur 150 Gramm. Viel zu wenig, um zu überwintern. »Ich bekam einen erneuten Anruf«, sagt Waldtraut Hoyer. »Dieses Mal hatte das Ehepaar Fabris einen großen toten Igel auf dem Komposthaufen gefunden.« Waltraud Hoyer fuhr nach Orschel-Hagen und entdeckte die Igelmama, die tatsächlich alle viere von sich streckte. Doch tot war sie keinesfalls. »Igel schlafen so, wenn sie völlig entspannt sind«, lacht Waltraud Hoyer.

Aus dem Staub gemacht

In einer Holzkiste im Garten konnte dann die Wiedervereinigung der Igelfamilie stattfinden. Mit Mutter und sieben Kindern war die Sippe komplett, denn Igelväter machen sich gleich nach der Zeugung auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub. Die Mutter säugt die Kleinen sechs bis sieben Wochen, nach vier Wochen können sie schon selbstständig fressen. »Es ist schon ein Wunder, um diese Jahreszeit einen so großen Wurf zu finden, in dem alle Babys in einem so guten Zustand sind«, sagt Waldtraut Hoyer.

Es sei großartig, wie liebevoll und professionell sich das Ehepaar Fabris um die Kleinen kümmere. »Das ist nicht selbstverständlich.« Sie habe Leute erlebt, die bei Igeln im Garten regelrecht hysterisch geworden seien und die sofortige Entfernung verlangt hätten.

Doch in Orschel-Hagen hätten es die Igel richtig gut getroffen. »Spyky«, mittlerweile Freigänger, werde ebenfalls noch im Garten gefüttert. Die kleinen Igel werden gut genährt bei Familie Fabris Winterschlaf halten, der mindestens bis Ende April dauert. Nach dem Auswildern möchten Susanne und Hans-Jürgen Fabris auf jeden Fall erneut Igelpaten werden. (GEA)