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Ampel für Hygiene und Verhalten

Die Wiedereröffnung der Läden wirft viele Fragen auf. Stadtverwaltung und Partner unterstützen die Händler

Foto: Egenberger
Foto: Egenberger

REUTLINGEN. Wenn alles so gut klappen würde wie die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Stadtmarketing und RT-aktiv, der Interessengemeinschaft für ein attraktives Reutlingen, dann wäre der Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus einfacher. Zumindest machten Vertreter des Trios gestern diesen Eindruck bei einer Pressekonferenz. Mit vereinten Kräften und mit Sonderschichten übers Wochenende habe man einen Plan ausgearbeitet, um den Einzelhandel in der Stadt bei der Umsetzung der Richtlinien für die aktuelle Coronaverordnung des Landes zu unterstützen. Eine Mundschutzpflicht wird es in Reutlingen vorerst nicht geben.

Seit Montag haben 91 Prozent der Geschäfte in der Stadt wieder geöffnet. Allerdings vereinen diese nur 25 Prozent der Verkaufsfläche in Reutlingen, machte Ordnungsamtsleiter Albert Keppler deutlich. »Für eine große Zahl von kleinen Betrieben ist das eine Erleichterung«, fügte Keppler hinzu. Bei einer Blitzbefragung seiner rund 100 Mitglieder hätten 39 Betriebe eine Rückmeldung gegeben, sagte RT-aktiv-Vorsitzender Christian Wittel. Von ihnen wollten 33 ihre Läden sofort wieder öffnen, zwei erst in der kommenden Woche. Vier von ihnen sind über 800 Quadratmeter groß oder gastronomische Betriebe und müssen daher noch geschlossen bleiben.

Keine Mundschutzpflicht

Damit die Zahl der Neuinfektionen nicht wieder in die Höhe schießt, müssen Kunden, Händler und ihre Mitarbeiter eine ganze Reihe von Regeln einhalten, vor allem zur Hygiene. Das Tragen eines Mundschutzes wird empfohlen, ist aber nicht vorgeschrieben: »Die Mundschutzpflicht auf eigene Faust einzuführen – davon halte ich nichts«, sagte Oberbürgermeister Thomas Keck. Er wolle nicht vorpreschen wie etwa Tübingen, sondern findet, es sollte landesweit einheitlich gehandhabt werden.

Um Kunden und Händler auf die neuen Bedingungen beim Shoppen vorzubereiten, sind in den Läden Plakate verteilt worden mit Empfehlungen zum adäquaten Verhalten in Form einer Ampel: Dazu gehört die Information über die maximale Besucherzahl. Pro 20 Quadratmeter ist ein Kunde gestattet. Markierungen sollen Besucherströme kanalisieren, das Bezahlen sollte möglichst bargeldlos erfolgen. Auch dieser Tipp wird hervorgehoben: »Kleidungsstücke zu Hause waschen oder reinigen, bevor Sie diese tragen.« Vor dem Anprobieren von Kleidung im Laden ist das nicht möglich. »Das ist ein Thema«, sagte Tanja Ulmer, die Chefin des Stadtmarketings. Wie er das handhabt, muss jeder für sich entscheiden.

Überhaupt gehen Stadtverwaltung und Händlervertreter davon aus, dass es jetzt viele Fragen gibt in den Länden. Bei Rundgängen durch die Shoppingmeile wollen Wittel und Ulmer die Händler zu Wort kommen lassen, um Unklarheiten zu bündeln und anschließend noch besser informieren zu können. Dazu gebe es eine Hotline via Mail, sagte Wittel. Er beklagte das Vorgehen der Landesregierung, die die neuen Richtlinien erst am Samstag veröffentlicht hatte. OB Keck sagte, er teile die Kritik.

Die Stadtverwaltung tue »alles, was wir können, um Insolvenzen zu vermeiden« und die Unternehmen zu unterstützen. So würden Steueransprüche, die bis zum Ende des Jahres anfallen, gestundet. Einzelhändler und Gastronomen könnten für Sondernutzungen, zum Beispiel für Terrassenbewirtschaftung oder Verkaufsflächen im Freien, die Genehmigungen von 2019 verwenden, und müssten keine neuen Anträge stellen. Ganz wohl ist OB Keck nicht angesichts von zunehmender Bewegung im öffentlichen Raum. »Ich bin zerrissen, jeder kleine Fehler wird sich auf die Infektionszahl auswirken.« (ele)

 

LAGEBERICHT

Das Landratsamt Reutlingen teilte am Montagabend 1 252 laborbestätigte Corona- und 37 Todesfälle im Landkreis mit. Tags zuvor waren es 1 234 Laborbestätigungen. 704 Infizierte sind wieder genesen.