Logo
Aktuell Nachbarschaft

»Altenburger Bussle« ist keine Konkurrenz zum ÖPNV

Die Initiative »Altenburger Bussle« hilft Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind

Zwei Fahrerinnen und acht Fahrer, darunter Vereinsvorsitzender Hermann Buck (rechts), auf der Treppe des Bezirksamtes. foto: dör
Zwei Fahrerinnen und acht Fahrer, darunter Vereinsvorsitzender Hermann Buck (rechts), auf der Treppe des Bezirksamtes. foto: dörr
Zwei Fahrerinnen und acht Fahrer, darunter Vereinsvorsitzender Hermann Buck (rechts), auf der Treppe des Bezirksamtes. foto: dörr

REUTLINGEN-ALTENBURG. Sie scheinen vom Erfolg ihrer Aktion selbst ein wenig überrascht. Der Verein »Altenburger Bussle« ist erst seit Anfang des Jahres unterwegs und fast hundert Fahrten sind bislang zusammengekommen. Mehr als tausend Kilometer waren zehn ehrenamtliche Fahrer mit ihren privaten Autos auf Tour, um Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, zum Arzt, in die Apotheke, zum Einkaufen oder zur Bank zu fahren, auf sie zu warten und sie wieder sicher zu Hause abzuliefern.

An Idee festgehalten

Die Idee dazu hatte Hermann Buck schon vor zweieinhalb Jahren. Seine Hoffnung auf städtische Mittel wurde allerdings nicht erfüllt, weil die Stadtverwaltung mit einem neuen Stadtbuskonzept, das am 9. September Realität wird, auch die Altenburger mit einem deutlich besseren Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedient. Teil dieses städtischen Konzeptes sind Quartiersbusse, die deutlich kleiner sind als die herkömmlichen Stadtbusse. Sie sollen schwierig befahrbare Wohngebiete, beispielsweise in Hanglage, erschließen – und davon hat Altenburg reichlich. Sechs Linien werden dann fahren, darunter die Linie 91, die auf der Schleife Rommelsbach – Oferdingen – Altenburg – Rommelsbach unterwegs ist.

Hermann Buck hat seine Idee trotzdem nicht begraben, sondern ein Konzept ausgetüftelt, das er nicht als Alternative zum ÖPNV, sondern als dessen Ergänzung sieht. Grundüberlegung war, dass die fehlende Infrastruktur von Altenburg vor allem Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, vor Probleme stellt. »Abgesehen von einer kleinen Bäckerei gibt es vor Ort keine Einkaufsmöglichkeiten. Auch Arzt- oder Therapiepraxen fehlen«, sagt Hermann Buck. Das zwingt die Altenburger dazu, in Nachbargemeinden oder gar in die Reutlinger Innenstadt auszuweichen. »Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, tut sich damit schwer. Wir bieten diesem Personenkreis Unterstützung an«, sagt Hermann Buck.

Voraussetzung war die Gründung eines Vereins. Seit Mitte Dezember des vergangenen Jahres ist das »Altenburger Bussle« im Stuttgarter Vereinsregister notiert. Sieben Gründungsmitglieder hat Hermann Buck motivieren können. Er selbst ist Vereinsvorsitzender. Erster Stellvertreter ist Gerhard Zucker, zweiter Stellvertreter ist Frank Schellbach. Mittlerweile beträgt die Mitgliederzahl fast 50. »Die Vereinsgründung war auch deshalb wichtig, weil wir auf Spenden angewiesen sind und wir jetzt Spendenbescheinigungen ausstellen können«, sagte Hermann Buck. Gebühren darf der Verein für seine Fahrdienste nämlich nicht verlangen.

Zehn Fahrer haben sich in eine vereinsinterne Liste eingetragen. »Auf diese Liste hat jeder Fahrer Zugriff. Und hier trägt er auch ein, welche Fahrt er übernehmen will«, sagt Hermann Buck.

Über eine Handynummer (siehe Ende des Artikels) können Altenburger darum bitten, an diesem oder jenem Tag gefahren zu werden. Dass dies ein hohes Maß an Koordination braucht, versteht sich von selbst. Mindestens zwei Tage vorher sollten deshalb die Fahrten angemeldet werden: Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 17 Uhr.

Die Vereinsmitglieder sind derzeit mit ihren privaten Autos unterwegs. Ob mittelfristig tatsächlich ein »Bussle« angeschafft wird, bleibt abzuwarten. »Den können wir uns ohne Sponsoren und Spender nicht leisten«, sagt Hermann Buck.

Wer sich dem Verein anschließen oder wer selbst ein oder zweimal im Monat unentgeltlich Mitbürger von A nach B fahren möchte, bekommt auf der Internetseite des Vereins weitere Informationen. (GEA)

 

www.altenburger-bussle.de0178 6070938