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Katholische Gottesdienste in Coronazeiten: eine Zwischenbilanz

Die Hostienzange ist ein Symbol für Gottesdienst in Zeiten von Corona. FOTO: PRIVAT
Die Hostienzange ist ein Symbol für Gottesdienst in Zeiten von Corona. FOTO: PRIVAT
Die Hostienzange ist ein Symbol für Gottesdienst in Zeiten von Corona. FOTO: PRIVAT

REUTLINGEN. Kein Singen, jede zweite Kirchenbank bleibt leer, Einbahn-Regelung im Kirchenschiff, kein Weihwasser, kein Friedensgruß, vorherige Anmeldung. Seit 9. Mai dürfen auch in den katholischen Kirchen wieder Gottesdienste gefeiert werden – unter strengen Hygienevorschriften, mit geänderten liturgischen Abläufen und ohne die sonst selbstverständlichen gemeinschaftlichen Rituale. Eine Zwischenbilanz aus der Gemeinde St. Peter und Paul im Storlach.

Distanz bei Eucharistiefeier

»Vor lauter Hygieneregelungen konnte ich mich zuerst überhaupt nicht auf den Gottesdienst einlassen. Ständig habe ich überlegt, ob ich alles richtig mache«, beschreibt eine Kirchgängerin ihre Erfahrungen mit den ungewohnten Gottesdienstformen. Mittlerweile habe sie sich daran gewöhnt. Tatsächlich seien die Corona-Maßnahmen eine Bremse, spontan und unbefangen am Gottesdienst teilzunehmen, stimmt Pfarrer Roland Knäbler zu, insbesondere für Besucher, die nicht regelmäßig in die Kirche gehen oder zum ersten Mal kommen.

Dass das Singen fehlt, nehme etwas weg, empfindet der Pfarrer. »Wir versuchen, diesen Dialog mit anderen Mitteln aufzubauen, zum Beispiel, dass die Gemeindemitglieder kleine Sätze aus dem Evangelium vorlesen.« Hören und Zuhören, so Knäbler bekämen eine ganz andere Gewichtung – eine Konzentration auf das Wesentliche. »Das wiegt das Fehlende aber nicht auf.« Auch dem Kantor und Kirchenmusiker, Martin Neu, fehlt der Gemeinde- und vor allem der Chorgesang, für ihn eine wichtige Bereicherung des Gottesdienstes.

Und noch ein gemeinsames Miteinander wird vermisst: der Austausch der Gemeindemitglieder untereinander nach dem Gottesdienst auf dem Kirchplatz. Befremdlich bleibt für einige Gläubige, wie die Kommunion verteilt wird. Der Empfang des Leibes Christi in einer Hostie, wie es der katholische Glauben vorsieht, ist der Höhepunkt einer jeden Eucharistiefeier. In St. Peter und Paul werden die Hostien mit einer Hostienzange gereicht, nachdem sich die Kommunionhelfer die Hände desinfiziert und Einmalhandschuhe angelegt haben. »Durch die Instrumente wird hier eine künstliche Distanz aufgebaut, die wir eigentlich nicht haben wollen«, sagt Knäbler. Aber auch die Variante, die Hostie auf eine Serviette zu legen und die Serviette später wegzuwerfen, trifft die Empfindlichkeit tiefgläubiger Menschen.

Unter organisatorischen Aspekten seien die Gottesdienste ein Kraftakt, berichtet Thomas Baumann, gewählter Vorsitzender in der Kirchengemeinde, der mit anderen als Ordner darauf achtet, dass die Hygienevorschriften im Gottesdienst eingehalten werden. »Das bedeutet eine große Verantwortung für die ehrenamtlichen Helfer.« Und manche Kirchenbesucher fühlten sich auch etwas gegängelt, wenn man vorgibt, wo sie sitzen »dürfen«.

Anmeldung bleibt »Schwelle«

Siebzig Besucher sind in St. Peter und Paul für die Gottesdienste unter Beachtung der Abstandsregeln möglich. Wenn Hausgemeinschaften kommen, die zusammensitzen dürfen, auch mehr. Für den Gottesdienstbesuch muss man sich anmelden – online oder telefonisch. Das bleibe eine Schwelle, schätzt Pfarrer Knäbler. Damit auch spontane Kirchenbesuche möglich sind, gibt es einen Anmeldetisch an der Kirchentür noch vor dem Gottesdienst. Wegschicken musste man bisher noch keinen. Für den Sommer hofft er auf vorsichtige Lockerungen für die Gottesdienste. (eg)