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Heute vor 25 Jahren: Ein Ex-Minister vor Gericht

Eine Zeitreise durchs GEA-Archiv.

REUTLINGEN. Wir schreiben den 7. November 2000. Reutlingen bastelt an der zweiten Auflage des städtischen Spielflächenplans und möchte sich damit zur kinderfreundlicheren Kommune entwickeln, derweil Mediziner über »das neue Volksleiden Sodbrennen« informieren. Schwer schlucken dürfte dieser Tage auch der Reutlinger Ex-Minister Hermann Schaufler. Allerdings nicht wegen Sodbrennens, sondern weil er sich demnächst vor dem Landgericht Offenburg wegen Untreue verantworten muss.

"Schaufler wird zur Last gelegt, als ehemaliger Aufsichtsratschef der landeseigenen Südwestdeutschen Verkehrs AG (SWEG/Lahr) Geld veruntreut zu haben. Schaufler bestritt am Montag erneut die Vorwürfe. Er werde Zeugen für seine Unschuld benennen. Im Zuge der Affäre um Spenden der SWEG war Schaufler im Herbst 1998 als Minister zurückgetreten. Die Höchststrafe für Untreue ist fünf Jahre Freiheitsentzug.

Der ehemalige Vorstands-Chef der SWEG, Hansjörg Kraft, steht wegen des gleichen Vorwurfs vor Gericht, Kraft und Schaufler werden sich nach der Verlesung der Anklageschrift zu den Vorwürfen äußern können. Möglicherweise werden erste Zeugen gehört. Bis zum 21. Dezember sind insgesamt acht Prozesstermine festgesetzt. Das persönliche Erscheinen der Beschuldigten wurde angeordnet.

Unter Schauflers Verantwortung (Januar 1996 und Oktober 1998) sollen aus der SWEG-Kasse Spenden an ein päpstliches Hilfswerk für die Opfer des Erdbebens in Assisi und an den SSV Reutlingen geflossen sein. Schaufler war damals Präsident des Reutlinger Fußballclubs. Eine weitere Spende in Höhe von 8.000 Mark ging an den Papst: Teilnehmer einer Reise Schauflers nach Rom erwiesen sich als nicht so spendierfreudig wie erwartet; da sprang die SWEG ein. Das Spendengebaren war durch einen Rechnungshofbericht publik geworden. Schaufler verteidigte das Engagement der SWEG, die gerade als landeseigenes Unternehmen karitative Aufgaben habe. (GEA/ekü)