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Jetzt in Reutlinger Ausstellungen Kultur tanken

Einrichtungen ab heute wieder geöffnet. Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist allerdings Pflicht

Das giftigste Esparsetten-Widderchen sieht hübsch aus.  FOTO: INGO ARNDT
Das giftigste Esparsetten-Widderchen sieht hübsch aus. FOTO: INGO ARNDT
Das giftigste Esparsetten-Widderchen sieht hübsch aus. FOTO: INGO ARNDT

REUTLINGEN. Nach pandemiebedingter Schließung öffnen die meisten der Reutlinger Museen am heutigen Donnerstag wieder ihre Pforten. Wie überall gelten auch hier Hygieneregeln und Auflagen. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist Voraussetzung für den Besuch.

- Kunstmuseum

Das Jahresprogramm des Kunstmuseums wurde aufgrund der Corona-Pandemie und des damit einhergehenden Lockdowns angepasst. Hier die wichtigsten Änderungen: Die Ausstellungen im Kunstmuseum Reutlingen/Spendhaus, »Moby Dick. François Joseph Chabrillat (1960–2019) und die Moderne«, sowie »Im Wald geboren. Jems Koko Bi & HAP Grieshaber« wurden verlängert. Die Einzelausstellung der Berliner Künstlerin »Jenny Michel. Was bisher geschah: Doors, Windows and Cells« eröffnet am 12. November. Die Ausstellungen im Kunstmuseum Reutlingen/konkret, »Gläserne Härten. Konkrete, generative und sonisch visionäre Kunst« beginnt neu am 18. September, die Ausstellung »Peter Buggenhout: nicht geheuer« eröffnet am 18. Dezember.

Führungen können vorerst nicht angeboten werden. Das Kunstmuseum informiert auf der Website und in den Social Media-Kanälen (Facebook und Instagram) über laufende Projekte und bietet Einblicke in aktuelle Ausstellungen und den Museumsalltag.

Ganz neu ist die Ausstellung »Im Wald geboren. Jems Koko Bi & HAP Grieshaber«. Dort erleben die Besucher eine unerwartete Gegenüberstellung dieser beiden Künstler, die sich nie begegnet sind, und die doch viel verbindet. Ein Leben ohne Wald ist für die Menschheit aus klimatologischen, ökologischen und wirtschaftlichen Gründen nicht möglich. Außerdem ist der Wald ein Sehnsuchtsraum. Die Pandemie, die momentan das Leben einschränkt, verstärkt den Wunsch nach einem solchen Rückzugsort. Wenn die Menschheit den Wald zerstört, zerstört sie sich selbst.

Anlässlich dieser ersten institutionellen Einzelausstellung in Europa widmet sich der Holzbildhauer Koko Bi auch dem Medium Holzschnitt. Was ihn mit dem deutschen Holzschneider HAP Grieshaber (1909–1981) verbindet, sind Themen, Werte und Materialität. Der Baum und seine Substanz stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Das Holz mit seinen charakteristischen Feinheiten wie Jahresringen und Astlöchern wird in den Werken der beiden Künstler stets offenbar.

  Beide thematisieren in ihren Werken das Schicksal des Waldes, welches untrennbar mit dem der Menschheit verbunden ist. Die politischen Holzschnitte Grieshabers sind Ausdruck vom Widerstand gegen den Raubbau an der Natur in den 1970er-Jahren und haben angesichts der Klimakrise nichts an Aktualität eingebüßt. Die Figurengruppen Koko Bis stehen in der Tradition einer solchen politischen Kunst, wobei seine Werke ein globales, ja universelles Plädoyer für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen vermitteln.

- Naturkundemuseum

Mit der Sonderausstellung »Hochstapler, Schnüffler, Trunkenbolde und andere verrückte Schmetterlinge – Fotografien von Ingo Arndt« empfängt das Naturkundemuseum die Besucher. Schmetterlinge bilden mit knapp 160 000 beschriebenen Arten, nach den Käfern, die umfangreichste Gruppe innerhalb der Insekten und gehören mit ihrer zerbrechlichen Schönheit zu den großen Sympathieträgern im Tierreich. Das ist bekannt. Aber wer weiß schon, dass es unter ihnen auch Dauerläufer, Trunkenbolde, Hochstapler, Taucher und sogar sprechende Schmetterlinge gibt? Mit spektakulären Fotografien lüftet Ingo Arndt diese und viele weitere Geheimnisse aus dem Leben der Schmetterlinge.

Neben einem hohen Maß an Bildästhetik und spannenden Texten des bekannten Autoren Claus-Peter Lieckfeld, eröffnet diese Ausstellung eine Welt, die uns wieder einmal staunen lässt. Ingo Arndt ist einer der international bedeutendsten Tier- und Naturfotografen. Seine Bilder werden in den führenden Magazinen weltweit veröffentlicht und gewannen zahlreiche Preise, unter anderem bisher achtmal beim Wildlife Photographer of the Year. Für die Schmetterlinge verbrachte er zusammen mit seiner Frau Silke viele Monate in den unterschiedlichsten Ländern der Erde. Oftmals wurde er aber auch direkt vor der eigenen Haustür fündig. Objekte aus der Sammlung des Naturkundemuseums ergänzen die Schau.

- Heimatmuseum

Auch das Heimatmuseum öffnet heute seine Türen. Besuchern bieten sich wieder vielfältige Einblicke in die Kultur und Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Reutlingen. Ob mittelalterliche Messkasel, kunstvolle Kabinettscheiben oder die originalgetreu erhaltene Zunftstube der Reutlinger Weingärtner – ausgewählte Objekte dokumentieren über fünf Stockwerke hinweg auf anschauliche Weise Themen der Reutlinger Stadtgeschichte. Ursprünglich war geplant, seit 20. April die Ausstellung »Kriegsende! Kriegsende? Reutlingen nach 1945« anlässlich des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren zu präsentieren. Diese Ausstellung ist aufgrund der Corona-bedingten Museumsschließung auf das Frühjahr 2021 verschoben. Aber im Untergeschoss des Heimatmuseums lässt sich diese schwere Zeit trotzdem erkunden. Der Tiefkeller des Museums wurde vor Beginn des Krieges zum Luftschutzkeller ausgebaut und beherbergt heute die Ausstellung zum Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg in Reutlingen. Das Samenhandelsmuseum Gönningen, das Industriemagazin und das Museum »Im Dorf« in Betzingen bleiben noch zu. (sv)