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Jogginghosen im Unterricht: Wie Schulen aus der Region damit umgehen

Ein Verbot von Jogginghosen und Kaugummis an einer Rottenburger Realschule sorgt für hitzige Diskussionen im Internet - bei zwei Schulen in der Region dagegen für breites Schmunzeln.

Junge Männer in Jogginghosen
In Jogginghosen gehen junge Männer über die Königstraße in Stuttgart. Foto: Jan-Philipp Strobel/Archiv
In Jogginghosen gehen junge Männer über die Königstraße in Stuttgart. Foto: Jan-Philipp Strobel/Archiv

METZINGEN/REUTLINGEN. Mit einer GEA-Meldung hat Jürgen Grund, Schulleiter der Schönbein-Realschule in Metzingen, für ein breites Schmunzeln gesorgt. Im Lehrerzimmer las er den Kollegen vor, dass eine Rottenburger Realschule Jogginghosen, Kopfbedeckungen und Kaugummis verbietet – wohl als erste im Regierungsbezirk, wie ein Sprecher des Regierungspräsidiums meinte. »Bei uns gibt es so eine Regelung schon seit mindestens zehn Jahren.«

Offiziell ist in der Schönbein-Realschule laut Schulordnung nur das Tragen von »aufreizender und provozierender Kleidung« verboten. Welche Kleidungsstücke dazu zählen, entscheiden die Lehrer, erklärt Grund. In diesem Fall sind es Jogginghosen, Baseballmützen und Kapuzenpullis. Kopfbedeckungen, die aus religiösen Gründen getragen werden, sind ausgenommen.

»Wir legen Wert auf einen ordentlichen Umgangston und dazugehört auch das Erscheinungsbild«, erläutert Grund, »alleine schon aus Respekt den Lehrern gegenüber«. Der Schulleiter ist davon überzeugt, dass die Schüler diese Rahmenbedingungen brauchen. Die meisten Schüler finden das auch in Ordnung und halten sich daran, so sein Eindruck.

Was passiert falls ein Schüler doch einmal in Jogginghose gesichtet wird? Dann werden die Eltern angerufen und gebeten, eine andere Hose in die Schule zu bringen. Das Kind muss sich dann im Krankenzimmer umziehen. »Das ist für Teenager so peinlich, dass sie nie wieder mit Jogginghose in die Schule kommen«, sagt Grund. Für diese erzieherische Maßnahme habe es von Eltern schon viel Lob gegeben. Einmal im Jahr sind die Schlabberhosen aber ausdrücklich erlaubt: Am Jogginghosentag sind sogar die Lehrer im entsprechenden Outfit unterwegs.

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Braucht es ein Jogginghosen- und Kaugummiverbot an Schulen?

Ein Verbot von Jogginghosen und Kaugummis an einer Rottenburger Realschule sorgt für hitzige Diskussionen. Wie ist ihre Meinung dazu?

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In den anderen Metzinger Schulen gibt es solche klaren Regeln nicht, weiß Peter Flämig, Elternvertreter der Neugreuth Grund- und Werkrealschule und Gesamtelternbeiratsvorsitzender der Metzinger Schulen. Er hat sich in der Diskussion in den sozialen Medien über Sinn und Unsinn eines Jogginghosenverbots für klare Regeln ausgesprochen: »Damit lernen Kinder fürs Arbeitsleben.«

An der Gustav-Werner-Gemeinschaftsschule in Walddorfhäslach gibt es diese schon. Dort sind zudem bauchfreie Tops, Uniformen und Badekleidung ausdrücklich nicht erlaubt. »Für einen störungsfreien Unterricht braucht es klare Regeln«, findet Rektor Ralf Michael Röckel. Die sieht er als Teil der Erziehung und Vorbereitung auf die Arbeitswelt. Ein Aufregerthema ist das Jogginghosenverbot schon lange nicht mehr. Schon vor zehn Jahren habe man sich mit Eltern und den Jugendlichen besprochen und das Regelwerk ausgearbeitet. Auch er hat die GEA-Meldung herzhaft lachen müssen.

An Gymnasien kein Thema

Gaby Kupfer würde sich klare Verbote für die Eduard-Spranger-Schule in Reutlingen wünschen, vor allem für Jogginghosen. »Wir regen uns immer wieder darüber auf«, sagt die stellvertretende Schulleiterin der Gemeinschaftsschule. Im Kollegium werde ein Verbot rege diskutiert. Aber auch schon jetzt wird den Schülern in Berufspraktika untersagt, mit Jogginghosen in die Betriebe zu gehen. »Das macht sonst keinen guten Eindruck.«

An Gymnasien ist die Jogginghosen-Diskussion scheinbar kein Thema. Am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Metzingen sind nur Kopfbedeckungen verboten, am HAP-Grieshaber Gymnasium in Reutlingen-Rommelsbach gar kein Kleidungsstück. »Wir empfehlen es den Schülern, auf Jogginghosen, Kapuzenpullis und Mützen zu verzichten, aber verbieten es nicht«, sagt Schulleiterin Brigitte Kern-Veits. Als Geschäftsführerin der Reutlinger Gymnasien hat sie auch von ihren Kollegen keine Probleme mitbekommen. Nur Kaugummikauen wird angesichts des Teppichbodens im HAP-Grieshaber-Gymnasium nicht geduldet und mit »sozialen Diensten« bestraft. (GEA)