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Offener Brief an Regierung: Studenten fordern weitere Hilfe in der Krise

Es wird noch etwas Zeit vergehen, bis die Studenten wieder so dicht nebeneinander im Hörsaal sitzen dürfen.  FOTO: UNI TÜBINGEN
Es wird noch etwas Zeit vergehen, bis die Studenten wieder so dicht nebeneinander im Hörsaal sitzen dürfen. FOTO: UNI TÜBINGEN
Es wird noch etwas Zeit vergehen, bis die Studenten wieder so dicht nebeneinander im Hörsaal sitzen dürfen. FOTO: UNI TÜBINGEN

TÜBINGEN. Meist hatten sie ohnehin nur Nebenjobs. Die sind sie jetzt oft los, ohne Anspruch auf Kurzarbeitergeld und ohne sonstige Unterstützung. Studierende trifft die Krise hart. Viele wissen seit Wochen nicht, wie sie Miete oder Essen bezahlen sollen. Die Verfasste Studierendenschaft Tübingen hat deshalb zusammen mit 77 anderen studentischen Gruppen, Organisationen und Vertretungen einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin, die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder unterzeichnet. Darin werden die bisherigen Maßnahmen zur Unterstützung von Studierenden als unzureichend kritisiert und weitere Hilfen gefordert.

Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung vorgelegte Lösung hilft aus Sicht der Studenten nicht. Diese bestehe aus »geringfügigen Anpassungen der Bedingungen des bereits seit 2006 bestehenden KfW-Studienkredits sowie der Aufstockung der Hilfsfonds von Studierendenwerken«. Der Kredit werde zwar zunächst zinsfrei ausgezahlt, müsse später aber doch verzinst werden, was zu einer zusätzlichen Schuldenlast für viele Studierende führe.

Dabei könnten nicht einmal alle den Kredit in Anspruch nehmen: Studierende nicht, die schon einen Studienkredit aufgenommen haben oder die schon über dem zehnten Fachsemester sind. Außerdem betrage die monatliche Kredithöhe maximal 650 Euro. Dabei müssten Studenten im Schnitt allein schon 323 Euro für die monatliche Miete ausgeben.Magere BilanzDeshalb sind aus Sicht der Unterzeichner auch die 100 Millionen Euro viel zu wenig, die Studierendenwerke bekommen, um ihre lokalen Hilfsfonds aufzustocken. Würde diese Summe zu gleichen Teilen auf die 750 000 Studierenden, die sich in finanzieller Not befinden, aufgeteilt, blieben für jeden nicht einmal 150 Euro – als einmalige Zahlung.

Dabei, heißt es in dem Brief, wäre mehr Geld vorhanden: »Im Jahr 2019 wurden um die 900 Millionen Euro an veranschlagten BAföG-Mitteln nicht abgerufen. Das ist Geld, welches für die Studierenden vorgesehen war. Eine Verwendung dieser Mittel würde sich für eine zielgerechte und faire Zuschusslösung hervorragend eignen. Dass es lediglich 100 Millionen Euro von einer knappen Milliarde in den Topf geschafft haben, ist aus unserer Sicht eine magere Bilanz.«

Die Unterzeichner appellieren an die Politik, diese historische Situation zu nutzen, »um für gesicherte Ausbildungsverhältnisse und finanzielle Sicherung der Studierenden zu sorgen«. Sie fordern ein Bund-Länder-Programm zur Aufstockung der Zuschüsse an die Studierendenwerke auf mindestens 900 Millionen Euro. »Sichern Sie die zukünftige Generation«, heißt es zum Schluss. (pm)