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Naturtheater Hayingen: Im neuen Stück geht's um Ritter und Gerechtigkeit

Friedemann Benner, von links, Johannes Schleker und Silvie Marks, Katharina Müller sowie Florian Brand in Hayingen.  FOTO: PR
Friedemann Benner, von links, Johannes Schleker und Silvie Marks, Katharina Müller sowie Florian Brand in Hayingen. FOTO: PR
Friedemann Benner, von links, Johannes Schleker und Silvie Marks, Katharina Müller sowie Florian Brand in Hayingen. FOTO: PR

HAYINGEN. Der liebenswerte Älbler-Querkopf Done ist fasziniert von Rittergeschichten aus längst vergangener Zeit. Er glaubt sogar, selbst ein Nachfahre des edlen Geschlechts der Gundelfinger zu sein, die einst das Lautertal beherrschten. Zu Dones Leidwesen braucht die Alb inzwischen keine Ritter mehr. Doch als die skrupellose Aufwind AG das Lautertal aufkaufen und alles umbauen will, ändert sich einiges. Done sieht seine Heimat bedroht und beim Versuch, sie zu schützen, manövriert er sich durch einen günstigen Zufall geradewegs in die Ritterrolle seines Lebens: Er wird zu »Don Quichotte von dr Alb ra«.

Frei nach Miguel de Cervantes liefert das Hayinger Autorenduo Marks & Schleker den Stoff für das neue Stück im Naturtheater. Marks & Schleker sind dort seit Jahren bekannt. Sie haben für ihr Stück, das alle Altersklassen ansprechen soll, die historischen Tatsachen des malerischen Lautertals mit seinen vielen Burgruinen recherchiert und mit Fantasie verquickt. Die Bezüge zu Cervantes und den Windmühlenkämpfen der Gegenwart ergeben sich so fast von selbst.

Für Done wird das Ritterspiel Realität. In selbst gebastelter Rüstung macht er sich auf, als Don Quichotte für das Wahre, das Edle und die Gerechtigkeit zu kämpfen. Er stolpert von Abenteuer zu Abenteuer und wird am Ende unfreiwillig zum Helden.

In seiner Ritterfantasie nimmt er die Welt freilich ganz anders wahr als die Menschen um ihn herum. Was für ihn ein Schwert ist, ist für andere ein Dönerspieß, was für ihn ein Pferd ist, ist für andere ein Fahrrad, was für ihn Riesen sind, sind für andere Windmühlen und in der raffgierigen Aufwind AG erkennt er den bösen Zauberer Frestón, der die Welt ins Unglück stürzten will. Kein Wunder, dass diese unterschiedlichen Wirklichkeiten ganz schön aufeinanderprallen – viel Witz und das eine oder andere schwerwiegende Missverständnis sind daher programmiert.

Der mehr als 400 Jahre alte Roman »Don Quichotte von der Mancha« von Cervantes gehört zur Weltliteratur und wurde 2002 vom Nobel-Institut als »bestes Buch der Welt« ausgezeichnet. Zwar kann kaum jemand all die Ereignisse nacherzählen, die auf über tausend Seiten beschrieben sind. Doch muss fast jeder wenn er »Don Quichotte« hört, unwillkürlich an den hageren Mann auf seinem alten Klepper, für ihn selbst das edle Ross Rosinante, denken, der einen »Kampf gegen Windmühlen« führt.

Erstmals in Hayingen Regie führen wird Florian Brand. Er kommt aus dem Hohenlohischen, hat in Hildesheim Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis studiert und Erfahrung in der Leitung von Amateurtheatergruppen und auch mit Mundarttheater. Eine seiner Inszenierungen (»Odyssee des Lebens«) erhielt einen Preis des Landesverbands für Amateurtheater Baden-Württemberg. Die Zeichnungen für die Plakate stammen einmal mehr von Eva Schleker, Johannes Junginger hat erneut die grafische Optimierung und Umsetzung des Plakats am PC übernommen. Die musikalische Leitung und Komposition liegt bei Friedemann Benner. Er ist gebürtiger Schwabe und nach Jahrzehnten in Berlin in die Heimat zurückgekehrt. Der erfolgreiche Profimusiker, hauptsächlich für Film und Fernsehen, hat eine Kostprobe seiner ersten Kompostionen für Hayingen bereits hören lassen: Ritterliche, heldenhafte Melodien mit Groove – und das auf schwäbisch.

Katharina Müller hat bereits in den letzten drei Jahren für das Naturtheater Bühne und Kostüme entworfen und wird dies auch in diesem Jahr weder tun und dafür von Ostern bis Ende Juni regelmäßig aus dem Stuttgarter Kessel rauf auf die raue Alb kommen. Die neue Spielzeit im Freilichttheater im Hayinger Tiefental beginnt am Sonntag, 28. Juni, und endet am Sonntag, 23. August. (GEA)

 

VEREIN UND CASTING

Ein neuer Verein soll’s richten: Er soll es möglich machen, die Verantwortung und Aufgaben des Naturtheaters Hayingen künftig auf mehreren Schultern zu verteilen. Auch sollen so Fördermittel nach Hayingen fließen, möglichst ohne die Theaterleute in ihrer Flexibilität einzuschränken. Die Vereinsgründung findet am Sonntag, 26. Januar, um 16 Uhr im evangelischen Gemeindehaus statt, nachdem bereits tags davor, also am Samstag, 25. Januar, Schauspielern in spe Gelegenheit gegeben wird zu einem Casting-Workshop. (em)