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Mehr Komfort bei der Hohenzollerischen Landesbahn

Die Hohenzollerische Landesbahn stellt in Gammertingen ihre neuen Dieseltriebwagen vor

Thilo Grabo (links, SWEG), Bürgermeister Holger Jerg und Tobias Harms (SWEG) vor einer der 18 neu beschafften  Alstom Lint 54. F
Thilo Grabo (links, SWEG), Bürgermeister Holger Jerg und Tobias Harms (SWEG) vor einer der 18 neu beschafften Alstom Lint 54. Foto: Steffen Wurster
Thilo Grabo (links, SWEG), Bürgermeister Holger Jerg und Tobias Harms (SWEG) vor einer der 18 neu beschafften Alstom Lint 54.
Foto: Steffen Wurster

GAMMERTINGEN. Andreas Frenzel hat einen neuen Arbeitsplatz. Der Ausbildungslokomotivführer bei der SWEG Südwestdeutsche Landesverkehr AG ist schon alle Nahverkehrszüge gefahren, jetzt lenkt er bei einer Demonstrationsfahrt ein neues Modell von Gammertingen nach Burladingen und zurück: eine Alstom Lint 54 mit kräftigem Dieselantrieb. Die Leistung kann er auf der einspurigen Strecke durchs malerische Fehlatal nicht ausspielen, mehr als 60 Stundenkilometer sind hier nicht drin. »Aber 140 macht sie locker, fahren wir auch auf anderen Strecken«, sagt er.

Einsatz ab Dezember

Die Lint 54 löst die in die Jahre gekommenen Regioshuttles ab, 18 Stück wird die SWEG-Tochter Hohenzollerische Landesbahn (HzL) ab dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember auf den Zollern-Alb-Bahnen eins (Tübingen-Sigmaringen) und zwei (Hechingen-Gammertingen-Sigmaringen) einsetzen, dazu kommt der Einsatz im Freizeitverkehr auch auf der Strecke Engstingen-Gammertingen. Weitere fünf Lints kommen später hinzu, als Reserve für Kapazitätsanpassungen.

Frenzel und die von ihm ausgebildeten Triebfahrzeugführer bekommen einen komfortablen Arbeitsplatz. Sie sitzen nicht mehr auf, sondern vor dem Motor, das macht das Arbeitsumfeld leiser. Das Armaturenbrett ist ergonomisch günstig angeordnet, eine zweite Bremsanlage verhindert, dass bei einem Defekt die Lint liegen bleibt und die Strecke blockiert.

Im Blick hat die SWEG aber eher die Fahrgäste. Sie können sich über Klimaanlage, Steckdosen am Platz fürs Smartphone, mehr Platz fürs Gepäck und großzügige Flächen für bis zu 24 Fahrräder, Kinderwägen und mehr freuen. Auf Bildschirmen weist das Fahrgastinformationssystem auf hoffentlich nie eintretende Verspätungen hin. Und natürlich gibt es WLAN. Zwischen Gammertingen und Burladingen klappt es mit dem Empfang, aber das hängt von der Netzabdeckung ab, eine Garantie gibt die HzL da nicht.

Ausbildungslokomotivführer Andreas Frenzel am neuen Arbeitsplatz.
Ausbildungslokomotivführer Andreas Frenzel am neuen Arbeitsplatz. Foto: Steffen Wurster
Ausbildungslokomotivführer Andreas Frenzel am neuen Arbeitsplatz.
Foto: Steffen Wurster

Außen sind die Lints nicht im gewohnten Rot-Weiß der HzL, sondern in Gelb-Weiß gehalten: »bwegt« – das Logo der Mobilitätsmarke des Verkehrsministeriums, früher 3-Löwen-Takt – prangt an den Flanken, die Züge hat das Land beschafft, die HzL least sie nur. Dieses baden-württembergische Modell – das Land schafft an, die Eisenbahngesellschaften fahren – sorgt für Chancengleichheit bei der Beschaffung, die Deutsche Bahn wäre sonst übermächtig, erläuterte Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Verkehrsministerium Baden-Württemberg, der sich der Vorstellung per Videoübertragung zuschalten ließ.

Die Lints bieten Platz für 150 Fahrgäste, mehr als doppelt so viel wie die alten RS 1-Regioshuttles. Das schaffe gerade im Schülerverkehr den nötigen Platz, sagt Tobias Harm, Vorstandsvorsitzender der SWEG. Dass wieder Dieselfahrzeuge gekauft wurden, sei kein Signal, dass die Elektrifizierung der Strecken auf Eis liege, beruhigt Vorstand Harm. Im Hinblick auf die Umwelt seien die neuen Antriebe auf jeden Fall ein Fortschritt: »Wenn die alten Schadstoffklasse Null waren, entsprechen die neuen Euro 6.«

Barrierefrei und crashfest

Die Züge sind insgesamt schwerer geraten. Sie seien deutlich stabiler und laufruhiger, die passive Sicherheit im Falle eines Unfalls sei verbessert, und wie beim Auto auch werde eben die Ausstattung umfangreicher und gewichtiger. Die Barrierefreiheit ist mit ausfahrbaren Trittbrettern gegeben und passt zu den Bahnhöfen der SWEG, die rollstuhlgerecht umgebaut sind.

Das zusätzliche Gewicht hat seinen Preis: »Die Lint ist nicht ganz so spurtstark. Das ist ein kleiner Wermutstropfen«, meint Ministerialdirektor Lahl. Auch das Aus- und Einfahren der Einstiegshilfen kostet Zeit am Bahnhof, der kommende Winterfahrplan musste daher angepasst werden. »Im Minutenbereich«, sagt Harm. (wu)