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Klar identifiziert: Chilenische Giftspinne lebt in Kellern der Uni Tübingen

Erst ein Keller, nun noch einer: An der Uni Tübingen hat sich die seltene Chilenische Einsiedlerspinne nachweislich eingenistet. Was will die Universität dagegen unternehmen?

Chilenische Einsiedlerspinne in Tübingen
Der Chilenischen Giftspinne scheint es an der Uni Tübingen zu gefallen. (Handout-Foto) Foto: Hubert Höfer/DPA
Der Chilenischen Giftspinne scheint es an der Uni Tübingen zu gefallen. (Handout-Foto)
Foto: Hubert Höfer/DPA

TÜBINGEN. Noch war nicht klar, ob es sich bei der gefundenen Spinnenart in einem zweiten Keller der Uni Tübingen erneut um die Chilenische Einsiedlerspinne handelte – bis jetzt. Wie die Pressestelle der Uni mitteilt, ist Loxosceles laeta – so in lateinischer, binärer Nomenklatur getauft – eindeutig nachgewiesen. Hubert Höfer, Leiter der Abteilung Biowissenschaften am Staatlichen Naturkundemuseum Karlsruhe, hat das Tier klar bestimmt. Bisher gab es nur eine andere bestätigte Population in der finnischen Hauptstadt Helsinki.

Anfang November hatte die Uni mitgeteilt, dass ein Beschäftigter der Universität in einem nicht öffentlich zugänglichen Kellerbereich eines Hörsaalzentrums erstmals eine solche Spinne gefangen hatte. Die Beschäftigten seien umfassend und über zahlreiche Kanäle informiert worden. Ebenso das Wissenschaftsministerium und das Regierungspräsidium sowie das Landratsamt und die Stadtverwaltung, so die Pressestelle der Uni.

Menschenscheu und nachtaktiv

Experte Höfer schätzt das Risiko, das von der Spinne ausgeht, die eigentlich nur in Südamerika vorkommt und hin und wieder über Exportgüter eingeschleppt wird, für »sehr gering«. Das Tier sei nachtaktiv, menschenscheu und wenig bissfreudig. Sollte es allerdings zu einem Biss kommen, so könne die Spinne Gift absondern. Dann werde eine ärztliche Behandlung erforderlich, denn in seltenen Fällen könne es zu schweren Gewebeschäden in Form von Nekrosen kommen.

Studien zum Biss der Spinne sind selten, allerdings sei eine besonders hervorzuheben, die über sieben Jahre dokumentierte Bisse in Brasilien auswertet, wie die Uni weiter mitteilt. Demnach komme es lediglich bei zwei Prozent der Gebissenen zu schweren Hautschäden, und nur in 0,03 Prozent der Fälle ende ein Biss tödlich – was einem Fall von 3.000 entspreche. Wie viele Exemplare nun in den universitären Kellern leben, ist unbekannt. Ebenso, wie lange sie zu Gast ist.

Nach Auskunft der Universität werden Klebefallen an den Fundorten ausgelegt. »Das hilft erst einmal bei der Beobachtung der Spinnen«.  Die mit Öffnungen versehenen Fallen sind kleine schwarze Kunststoffgehäuse, die man aufklappen kann. Auf dem Boden befindet sich ein weißer Film, der Klebestreifen. Daran bleiben die Tiere haften. Denn die Uni weiß nicht, wie viele dieser Spinnen genau in den Kellern leben - und auch nicht, wie lange schon. Aus der Beobachtung würden weitere Maßnahmen folgen, hieß es. Welche, wollte der Sprecher nicht nennen. 

Lebt gern in Universitäten und Museen

Ähnlich wie die Zitterspinne in Deutschland sei die Loxosceles laeta in einigen Ländern Südamerikas häufiger Gast in Haushalten. »Dort lebt sie dicht mit dem Menschen zusammen. Eine Gefahr geht von der Spinne vor allem dann aus, wenn sie sich in herumliegender Kleidung versteckt, die dann angelegt wird«, hieß es in einer Mitteilung der Uni.

Außerhalb ihrer Heimat wurde die Spinne schon an mehreren Orten auf der ganzen Welt nachgewiesen. »Auffällig ist, dass die Spinne häufig in Universitäten Heimat findet«, teilte die Uni Tübingen mit. In Europa lebe eine Population der Einsiedlerspinne seit den 1960er Jahren in einem Museumsgebäude der Universität in Helsinki. Fast genauso lange sei sie bereits im Museum of Comparative Zoology der Harvard University in Cambridge, Massachusetts (USA), zu Hause.

(GEA/dpa)