TROCHTELFINGEN. Von wegen, Gardetanz, ein Kinderspiel! Beim 24. Marsch- und Showtanzwettbewerb des Narrenvereins »Schrei-Au« Trochtelfingen erlebte das Publikum eine atemberaubende Performance der Gardetänzerinnen. Die Eberhard-von-Werdenberg Halle war ausverkauft. Fans, Freunde und Familien waren gespannt auf die Vorführungen, die weniger mit Fasnet, dafür mehr mit Hochleistungssport zu tun hatten. Zehn Tanzgarden scheuten nicht die Konkurrenz und bestätigten, dass Gardetanz weit mehr ist als nur Marschieren und Herumhüpfen.
Den vier Jurymitgliedern entging nichts, kennen sie doch die Anforderungen und Herausforderungen aus ihrer Zeit als aktive Tänzerinnen und Tänzer. Inzwischen trainieren sie die tanzbegeisterten Jugendlichen und Twenties im Gardetanz, leiten sie an, verraten Tricks und geben Tipps für deren Auftreten. »Es sollte die Leichtigkeit zu sehen und spüren sein und nicht die Mühen, die dahinter stecken. Gardetanz ist sportlich anspruchsvoll, ist ausdauernde Leistung«, sagte Jurymitglied Janine Zwietasch. »Es gibt keine Vorschriften für Figuren oder Tanzelemente, aber einige erwarten wir schon.« Ein Bewertungssystem vereinheitlicht das Ganze, weist Kriterien aus für den Vergleich. Choreografie mit Harmonie, Raumaufteilung und Abwechslung ist entscheidend. Weiter ist Synchronität gefragt, ein einheitliches Bild mit der Präzision und Eleganz der Bewegungen und Schrittfolgen. Emotionale Überzeugungskraft und den Kontakt mit dem Publikum schaffen die Tänzerinnen mit ihrer Ausstrahlung, ihrem Lachen, ihrem Blick.
Mit Leichtigkeit Spagat, Beinschwünge und Akrobatik
»Die Eröffnung des tänzerischen Feuerwerks obliegt wie in jedem Jahr dem kleinsten Garde-Nachwuchs des Narrenvereins ‚Schrei-Au‘«, kündigte Narrenmeister Harald Weihbrecht-Betz das fast vier Stunden dauernde Spektakel an. Auch die Jüngsten waren vor ihrem Auftritt auf der Bühne vor großem Publikum aufgeregt und nervös, wie Emma von der kleinen Gardetruppe gestand. »Alle sind aufgeregt. Wir haben uns schon früh getroffen, zum Schminken und Haare flechten. Spannend ist, welcher Platz für unseren Auftritt ausgelost wird«, sagte Eva-Marie Schnitzer von der Prinzengarde, in der junge Frauen von 16 bis 25 Jahre tanzen.
Allem voran gehe das Aufwärmen, um Zerrungen und Verletzungen auszuschließen. Dann der Auftritt. Erst wurde prächtig einmarschiert, dann demonstrierten sie in Formation ihre sportliche Beweglichkeit, kombinierten Beinschwünge, Russenkreisel und Schrittvielfalt mit Rad, Radwenden und Pirouetten. Und natürlich Spagat im Sitzen und Stehen und alles mit einer Leichtigkeit, was die Besucher zu heftigem Applaus animierte. »Ich mache keinen Spagat. Das alles ist mir viel zu anstrengend«, behauptete der zehnjährige Ole, der mit Freude zuschaute, aber selbst nie am Gardetanz mitmachen würde. Immer mehr hatte die Akrobatik Einzug gehalten in den Tanz, Pyramiden gehörten ebenso dazu wie Rad, Flickflack und Salto.
Raketenapplaus für herausragende Leistungen
Viele Fanclubs waren angereist und honorierten den Auftritt ihrer Gruppe lautstark und spornten sie zu Höchstleistungen an. Während im Marschtanz Wert auf die typische Kleidung der Garde mit Hut, Perücke, Uniformjacke, kurzes Röckchen mit Rüschen-Unterhöschen darunter und spezielle Tanzstiefel gelegt wurde, richtete sich im Showtanz Musik, Kulisse und Kleidung nach dem gewählten Thema. Wie bei der Gruppe aus Erlaheim, die sich die Augsburger Puppenkiste mit Jim Knopf vorgenommen hatte. Oder die Ringinger mit ihrem Kampf ums ewige Eis und die Steinhilber als Detektive. »Das ist eine super Veranstaltung. Hier zeigen die Mädchen, was sie sportlich und schauspielerisch draufhaben. Einfach spitze«, sagte Hildegard Schick, die eigens aus dem Oberland angereist ist, um an dem Event teilzuhaben. Mit dem Narrenmeister freuten sich seine über 800 Narrenmitglieder über die volle Halle. »Unsere Mühe hat sich gelohnt.« (GEA)