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Die Bad Uracher Lesenächte im Stiftshof haben begonnen

Nicole Krieg hat bei den Uracher Lesenächten im Stiftshof unter der Linde gerade begonnen, aus Sven Regeners »Magical Mystery« v
Nicole Krieg hat bei den Uracher Lesenächten im Stiftshof unter der Linde gerade begonnen, aus Sven Regeners »Magical Mystery« vorzulesen, da fielen die ersten zarten Regentropfen. Spontan stand ein Zuhörer auf und bot sich als Schirmhalter auf. Der Schreck währte nur kurz – der Regen hörte auf, die Lesenächte gehen weiter. FOTO: FINK
Nicole Krieg hat bei den Uracher Lesenächten im Stiftshof unter der Linde gerade begonnen, aus Sven Regeners »Magical Mystery« vorzulesen, da fielen die ersten zarten Regentropfen. Spontan stand ein Zuhörer auf und bot sich als Schirmhalter auf. Der Schreck währte nur kurz – der Regen hörte auf, die Lesenächte gehen weiter. FOTO: FINK

BAD URACH. »Reisen – in zwölf Geschichten um die Welt« sind die Uracher Lesenächte überschrieben. »Ein besseres Motto kann ich mir in diesen Zeiten nicht vorstellen«, sagt Elke Maihöfer, die zusammen mit ihrem Mann Conrad Stift Urach leitet, »was gibt es für eine bessere und einfachere Möglichkeit, sich auf Reisen zu begeben als in dieser Form – bei den Lesenächten?«

Bei der 18. Auflage der Uracher Veranstaltung waren gut fünfzig Freunde des Lesens und Lesen-Lassens unter die Linde gepilgert. Mehr als fünfzig bis sechzig Menschen wollen die Veranstalter gar nicht in den Stifts-Hof lassen, sagt Kulturreferent Thomas Braun, »wegen der gebotenen Abstände und damit die Beziehung zwischen Vorlesern und Zuhörern erhalten bleibt«.

Literatur in Zeiten der Corona: Die Besucher müssen den Stiftshof mit Mund-Nasen-Maske betreten, der Schutz darf erst am Platz abgelegt werden. Ein weiteres Opfer der Pandemie: Die Pause mit Kaltgetränken und Unterhaltungen fällt aus. Last but not least: Stift Urach als Gastgeber darf keine Gäste, die nicht im Haus eingebucht sind, auf die Toilette lassen. Eine glückliche Fügung, dass das Kulturamt nur ein paar Meter entfernt ist. »Geben Sie mir ein Zeichen, wenn Sie ein menschliches Rühren verspüren«, sagt Thomas Braun, »ich begleite Sie rüber.«

Der Stuhl, auf dem die neun Frauen und drei Männer in dieser Woche Platz nehmen, hat schon viel Geschichte erlebt und Geschichten gehört: Es handelt sich um einen von drei erhaltenen Rats-Stühlen, die vom Rathaus-Umbau im Jahr 1907 »gerettet« wurden.

Die erste Vorleserin dürfte die jüngste sein. Lisa Müller, 19, aus Bad Urach wählte »School’s out – Jetzt fängt das Leben an!« der 1993 geborenen Karolin Kolbe. Ein erfrischendes Jugendbuch das die Wege von vier Freundinnen nachzeichnet, die von Berlin bis nach Malaysia führen. Vorleserin Nummer zwei, Nicole Krieg aus Reutlingen, entschied sich für Sven Regeners »Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt«. (and)