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Kaufhof Reutlingen schließt Ende Januar 2024 für immer

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will nach Angaben des Gesamtbetriebsrats 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. Zum Leidwesen der Beschäftigten gehört die Filiale in Reutlingen dazu.

Das Schicksal der Reutlinger Kaufhof-Filiale ist besiegelt.
Das Schicksal der Reutlinger Kaufhof-Filiale ist besiegelt. Foto: Frank Pieth
Das Schicksal der Reutlinger Kaufhof-Filiale ist besiegelt.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN/ESSEN. Die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, Essen, will 52 ihrer 129 Warenhäuser für immer schließen. Darunter ist auch das in Reutlingen. Dies teilte Jessica Schwarz, Betriebsratsvorsitzende von Galeria Kaufhof in Reutlingen, gestern dem GEA mit. »Zum 31. Januar 2024 wird unser Warenhaus geschlossen«, sagte Schwarz. Demnach soll an 21 Standorten des Konzerns Ende Juni dieses Jahres Schluss sein und an 31, darunter in Reutlingen, Ende Januar nächsten Jahres. Dies habe die Geschäftsleitung bei einer Telefon-Konferenz mitgeteilt.

In Reutlingen arbeiten Schwarz zufolge derzeit 74 Personen bei Galeria Kaufhof. Wegen einer Betriebsversammlung sei das Reutlinger Warenhaus am Montag gegen 13 Uhr geschlossen worden – und wegen der schlechten Nachricht sei dann vereinbart worden, dass das Warenhaus erst heute, Dienstag, wieder öffne. »Man muss das sacken lassen. Die Gemüter sind verschieden. Einige haben diese Entscheidung erwartet, andere sind tief bestürzt«, erklärte Schwarz.

Der Beschluss habe wirtschaftliche Gründe, so Schwarz auf Nachfrage: »Wir waren schon vor der Corona-Pandemie nicht unter den besten Häusern im Konzern. Das hat sich natürlich nicht verbessert.« Die Betriebsratsvorsitzende bedankte sich ausdrücklich für die Unterstützung der Stadt Reutlingen bei der Suche nach einem Untermieter für das Untergeschoss – auch wenn dies in diesen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten nicht

gelungen sei. Es sei versucht worden, die Filiale zu verkleinern, um die Miete zu verringern. Auch die Zusammenarbeit mit dem Filialgeschäftsführer Oliver Lambor sei gut gewesen, so Schwarz.

Südwesten stark betroffen

Wie berichtet, hatte Galeria Karstadt Kaufhof Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Nach Darstellung des Gesamtbetriebsrats werden nun durch die Schließungen weit über 5.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bundesweit ihre Arbeitsplätze verlieren.

»Das ist sehr bedrückend für die Mitarbeitenden in Reutlingen und Esslingen«, sagte Friedrich Andreas, zuständiger Betriebsbetreuer der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Reutlingen. Er will nun in den nächsten Tagen für die Betroffenen da sein und Fragen beantworten. »Ich hätte nicht gedacht, dass es beide Filialen, Reutlingen und Esslingen, trifft«, erklärte Andreas. Nach dem Aus für die Filiale in Göppingen vor drei Jahren verabschiede sich Galeria Karstadt Kaufhof aus der Region.

Verdi Baden-Württemberg zeigte sich entsetzt darüber, dass sechs von 18 Galeria-Filialen im Südwesten geschlossen werden sollen – außer in Reutlingen und Esslingen auch in Heidelberg (Bismarckplatz), Leonberg, Pforzheim und Stuttgart (Eberhardstraße). Davon seien 500 Beschäftigte betroffen. Verdi-Landeschef Martin Gross sagte: »Wir alle, von Politik über Gesellschaft bis zur Gewerkschaft, dürfen diese Schließungspläne auf keinen Fall hinnehmen. Nachdem Tausende Beschäftigte seit Jahren auf erhebliche Gehaltsbestandteile verzichtet haben, sollen sie jetzt zum Dank dafür arbeitslos werden. Nachdem Hunderte Millionen Euro an Steuergeldern in das Unternehmen gepumpt wurden, sollen etliche Innenstädte weiterveröden.«

Zusammen mit den Betriebsräten der betroffenen Standorte werde Verdi um jeden Arbeitsplatz kämpfen, kündigte Wolfgang Krüger, Verdi-Landesfachbereichsleiter Handel, an. Mit den jeweiligen Kommunen werde Verdi Kontakt aufnehmen und gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, wie den nun zur Schließung anstehenden Filialen noch geholfen werden könne. Im Jahr 2020 sei es gelungen, noch Standorte zu retten.

Verdi kritisiert, dass die österreichische Signa Holding – in Person René Benko als deren Gründer und Beiratsvorsitzender – als Mehrheitseigner von Galeria nicht glaubhaft gemacht habe, ein ernsthaftes Interesse an der Fortentwicklung von Galeria zu haben. Es gehe Benko in erster Linie um die wirtschaftliche Verwertung von Immobilien, die er im Zuge der Übernahme von Kaufhof und Karstadt für Signa erworben habe. (GEA)