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Ditzinger Firma Trumpf: Nun auch Drohnenabwehr

Das baden-württembergische Vorzeigeunternehmen Trumpf wagt den Schritt in die Verteidigungsindustrie. Bei einem ersten Projekt geht es um Drohnenabwehr.

Ein Laser schneidet im Besucherzentrum des Maschinenbauers Trumpf in ein Blech.
Ein Laser schneidet im Besucherzentrum des Maschinenbauers Trumpf in ein Blech. Foto: Murat/dpa
Ein Laser schneidet im Besucherzentrum des Maschinenbauers Trumpf in ein Blech.
Foto: Murat/dpa

DITZINGEN. Der Maschinenbauer und Laserspezialist Trumpf steigt in die Rüstungsindustrie ein. Dies gab Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende des Vorstands, am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz am Firmensitz in Ditzingen (Landkreis Ludwigsburg) bekannt. Der Beschluss sei nach intensiver Diskussion im Gesellschafterkreis und Vorstand des Familienunternehmens vor dem Hintergrund der geopolitischen Situation gefasst worden, hieß es. Ein erstes Projekt sehe die Entwicklung von Drohnenabwehrlösungen gemeinsam mit dem Familienunternehmen Rohde & Schwarz (München) vor, teilte Trumpf-Vorstandsmitglied Hagen Zimer mit. Für das am 30. Juni abgelaufene Geschäftsjahr 2024/2025 weist der Trumpf-Konzern mit weltweit 90 Gesellschaften im Geschäftsbericht einen Fehlbetrag 23,442 Millionen Euro aus – nach einem Gewinn von 392,747 Millionen Euro im Geschäftsjahr zuvor.

Grundvoraussetzung dafür, Technologien für Verteidigungslösungen zur Verfügung zu stellen, sei »allerdings, dass diese Lösungen ausnahmslos defensiven Charakter haben, also nach ihrem bestimmungsgemäßen Gebrauch nicht gegen Menschen gerichtet sind und nur zur Abwehr von Objekten dienen«, erklärte Trumpf-Chefin Leibinger-Kammüller, 65. Zur Konkretisierung befinde sich das Unternehmen derzeit in Gesprächen mit industriellen Partnern in Deutschland.

Laut Zimer, 52, soll bei dem ersten Projekt das Fachwissen von Rohde & Schwarz in der Beherrschung des elektromagnetischen Spektrums und in der Radar-Sensorik mit der Hochenergielasertechnik von Trumpf vereint werden. Ziel sei es, Drohnen zu erkennen, zu verfolgen und zu neutralisieren. Rohde & Schwarz werde das Hochenergielasersystem von Trumpf in ein komplettes Drohnenabwehr-Ökosystem eingliedern.

Deutlicher Umsatzrückgang

»In den nächsten drei Jahren«, so das Trumpf-Vorstandsmitglied, solle die Entwicklung »bis zur Feldeinsatzfähigkeit« voranschreiten, beantwortete er eine Nachfrage. Die Lösung solle Kunden eine Verteidigung gegen drohnenbasierte Bedrohungen bieten und entsprechend zivile Infrastruktur schützen und vom Militär eingesetzt werden können. Aufträge gebe es bislang noch nicht.

Im Geschäftsjahr 2024/2025 schrumpfte der Umsatz von Trumpf gegenüber dem Vorjahr um 16,3 Prozent auf 4,329 Milliarden Euro. Der Auftragseingang ging um 7,2 Prozent auf 4,228 Milliarden Euro zurück. Konzernchefin Leibinger-Kammüller erklärte dies als Folge der abgekühlten Weltkonjunktur. Trumpf habe über alle Sparten in etwa gleichermaßen Umsatz eingebüßt. Im größten Geschäftsbereich Werkzeugmaschinen sei der Umsatz um 16,7 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro gesunken, im Geschäftsbereich Lasertechnik um 9,5 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. In Deutschland, dem stärksten Einzelmarkt, sei der Umsatz um 15 Prozent auf 700 Millionen Euro abgesackt. In den USA fiel der Umsatz um 17 Prozent auf 661 Millionen Euro, in China um 22 Prozent auf 482 Millionen Euro.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit 59 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 501 Millionen Euro. »Der Ergebnisrückgang war insbesondere getrieben durch die stark gesunkenen Umsätze sowie die im Zuge strategischer Fokussierung vorgenommener Struktur- und Personalmaßnahmen«, sagte Leibinger-Kammüller. Trumpf hatte im Mai den Abbau von 1.000 Stellen weltweit angekündigt. Dafür seien Rückstellungen in Höhe von 170 Millionen Euro gebildet worden, wie Finanzvorstand Lars Grünert, 57, mitteilte.

Vorsichtiger Optimismus fürs laufende Geschäftsjahr

Ende Juni arbeiteten 18.303 Personen für Trumpf. Dies waren 715 weniger als ein Jahr zuvor. 9.337 der 18.303 Beschäftigten sind in Deutschland tätig, 1,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der angekündigte Personalabbau werde sich erst im laufenden Geschäftsjahr in der Mitarbeiterzahl niederschlagen, so Leibinger-Kammüller.

Trumpf habe im vergangenen Geschäftsjahr Investitionen von insgesamt 144,5 (Vorjahr: 298,3) Millionen Euro getätigt. Das Unternehmen habe 366 (Vorjahr: 350) neue Patente angemeldet. Bei einer Bilanzsumme von 4,691 (Vorjahr: 5,041) Milliarden Euro errechnet sich zum 30. Juni eine Eigenkapitalquote von 54,9 (Vorjahr: 58,0) Prozent.

Fürs laufende Geschäftsjahr zeigte sich Leibinger-Kammüller mit Blick auf die jüngsten Auftragseingänge »vorsichtig optimistisch«. Es gebe Chancen in einzelnen Märkten und Geschäftsfeldern. »Zudem steht zu erwarten, dass viele Kunden nach einer langen Periode von drei Jahren Kaufzurückhaltung bald erneuern müssen.« (GEA)