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Curevac macht nächsten Schritt

Tübinger Unternehmen erhält Zulassung für erste klinische Phase mit Corona-Impfstoffkandidat

Curevac-Logo
Das Logo des biopharmazeutischen Unternehmens Curevac. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild
Das Logo des biopharmazeutischen Unternehmens Curevac. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

TÜBINGEN. Das biopharmazeutische Unternehmen Curevac hat in Deutschland und Belgien die Erlaubnis für die klinische Phase-1-Studie für sein Impfstoffprogramm zur Prävention einer SARS-CoV-2-Infektion bekommen. Das Unternehmen teilte mit, die Studie werde in Deutschland und Belgien durchgeführt. Die ersten Probanden sollen im Institut für Tropenmedizin in Tübingen und dem Universitätsklinikum Gent (Belgien), dem Tropeninstitut des LMU-Universitätsklinikums München sowie an der Medizinischen Hochschule Hannover geimpft werden.

Um tatsächlich loslegen zu können, benötigt das Unternehmen aber noch die Zustimmung der Ethikkommission. Professor Peter Kremsner, Leiter des Tübinger Tropeninstituts, der als Studienleiter der klinischen Phase fungiert, sagte im Gespräch mit dem GEA, er sei sehr überrascht gewesen von der Curevac-Pressekonferenz. Er habe nichts davon gewusst. Bisher liege erst die Hälfte der Schriftstücke vor.

Das positive Votum der deutschen Zulassungsbehörde, des Paul-Ehrlich-Instituts, sei vorgestern eingegangen. Aber die Zustimmung der Ethikkommission, die für die Sicherheit, die Verträglichkeit und die eigentliche Studie zuständig sei, liege noch nicht vor. »Das war etwas voreilig«, erläuterte Kremsner. Das heißt, Curevac kann noch nicht starten. Es wäre also fahrlässig, zu beginnen, sagte Kremsner. Er hoffe trotzdem, dass die Studie in den nächsten Tagen starten könne. »Wir als Studienzentrum sind seit Langem startklar«, betonte Kremsner. Er sei zuversichtlich, weil die Ethikkommission im Wesentlichen informiert sei. »Das sieht gut aus, aber ich kann der Ethikkommission nicht vorgreifen.«

Curevac äußerte sich sehr erfreut: »Es ermutigt uns, dass wir von den Behörden grünes Licht erhalten haben und diese klinische Studie mit unserem Covid-19-Kandidaten starten können. Unser Team hat viel Mühe in die präklinische Validierung verschiedener Impfstoffkandidaten gesteckt, um schließlich den besten davon auszuwählen. Wir sind zuversichtlich, dass unser Impfstoffkandidat dank der frühen Optimierung bei einer niedrigen Dosierung sicher und wirksam sein wird. Parallel dazu stellen wir bereits große Mengen von diesem (GMP-fähigen = Pharma-Qualitätsstandard) Medizinprodukt her «, sagt der amtierende Vorstandsvorsitzende Franz-Werner Haas.

Mariola Fotin-Mleczek, Chief Technology Officer, fügte hinzu: »Wir sind davon überzeugt, mit unserem Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 auf dem richtigen Weg zu sein.« An der Phase-1-Studie sollen 168 gesunde freiwillige Probanden im Alter von 18 bis 60 Jahren teilnehmen, von denen 144 geimpft werden. In dieser Phase werde vor allem die Sicherheit des Wirkstoffs geprüft und ob er tatsächlich eine Abwehrreaktion im Körper auslöst. Bestenfalls lägen im September erste Daten vor, sagte Haas.

Als erstes deutsches Unternehmen hatte im April das Mainzer Unternehmen Biontech eine Genehmigung des PEI für eine klinische Studie erhalten. Weltweit laufen nach PEI-Angaben 130 Impfstoffprojekte, zehn Kandidaten befinden sich bereits in klinischer Prüfung, zwei in den fortgeschrittenen Phasen 2 und 3.

Nach dem Einstieg des Bundes bei Curevac über die Förderbank KfW – 23 Prozent der Anteile für 300 Millionen Euro – hat sich die Diskussion über den Sinn einer solchen Staatsbeteiligung ausgeweitet. Der CDU-Wirtschaftsrat forderte den Bund auf, ein verbindliches Ausstiegsszenario vorzulegen. Generalsekretär Wolfgang Steiger sagte der Deutschen Presse-Agentur: »Wir müssen auch in Krisenzeiten an den Prinzipien unserer Sozialen Marktwirtschaft festhalten, die unser Land erst erfolgreich gemacht haben. Dazu gehört die Zurückhaltung des Staates bei Eingriffen in die Eigentumsordnung.«

Hubertus Bardt vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sagte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, es sei möglich, die Erforschung von Corona-Impstoffen zu fördern, ohne dass gleich der Staat einsteigt. (GEA/dpa)

 

IMPFSTOFF AUF BASIS VON BOTENMOLEKÜL

Curevac setzt auf mRNA und Lipidnanopartikel

Das Tübinger biopharmazeutische Unternehmen Curevac wurde 2000 gegründet und entwickelt Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten und Behandlungsmethoden gegen Krebs. Wie mehrere weitere Forschungseinrichtungen setzt es dabei auf das Biomolekül mRNA (»m« steht für »messenger«, also »Bote«, und »RNA« für »ribonucleic acid«). mRNA ist ein Molekül im Inneren von Zellen, das die Umsetzung der im Erbgut steckenden Informationen in ein Protein vermittelt, quasi eine Bauanleitung. Die Curevac-Wissenschaftler verpacken die Bauanleitung für das Hüllprotein von SARS-CoV-2 in Lipidnanopartikel.

Diese dienen als Transporter und liefern die mRNA in die Zellen. Die Körperzellen bilden dann das Hüllprotein und präsentieren es auf ihrer Oberfläche, woraufhin das Immunsystem mobilisiert wird. Mit der mRNA-Technologie könne der menschliche Körper also seine eigene Medizin herstellen. (GEA)