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Bosch kämpft weiter für den Dieselmotor

Konzern ist für das laufende Geschäftsjahr skeptisch, setzt aber beim Klimaschutz ein Zeichen

Diesel-Abgastest unter realen Bedingungen: Bosch scheint das Problem der Stickstoffemissionen gelöst zu haben.  FOTO: BOSCH
Diesel-Abgastest unter realen Bedingungen: Bosch scheint das Problem der Stickstoffemissionen gelöst zu haben. FOTO: BOSCH
Diesel-Abgastest unter realen Bedingungen: Bosch scheint das Problem der Stickstoffemissionen gelöst zu haben. FOTO: BOSCH

RENNINGEN. Der weltgrößte Autozulieferer Bosch hat seine Bilanzpressekonferenz erneut zu einer starken Botschaft genutzt. War es im vergangenen Jahr die Ankündigung der radikalen Verbesserung der Dieselmotoren bei Verbrauch und Emission, setzte der Konzern in diesem Jahr noch eines drauf: Von 2020 an sollen alle Standorte weltweit klimaneutral sein.

Bosch kämpft – auch im Sinne der Klimaziele – weiter für den Dieselmotor. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung, kündigte weitere Verbesserungen des in Verruf geratenen Antriebs an. Die Bosch-Technik sei auch in kritischen Fahrsituationen »robuster« geworden. Denner nannte hier harte Beschleunigungsvorgänge oder hohe Geschwindigkeiten auf der Autobahn. Beim Wiener Motorensymposium wolle er die Details präsentieren, sagte Denner.

Bosch-Chef  Volkmar Denner hat bei der Bilanzpressekonferenz starke Klimaziele verkündet.
Bosch-Chef Volkmar Denner hat bei der Bilanzpressekonferenz starke Klimaziele verkündet. Foto: Firmenfoto
Bosch-Chef Volkmar Denner hat bei der Bilanzpressekonferenz starke Klimaziele verkündet.
Foto: Firmenfoto

84 Prozent der neuen Diesel unterböten im Straßenverkehr bereits die Grenzwerte, die erst vom nächsten Jahr an gelten. »Die Emissionen moderner Verbrennungsmotoren werden zur Luftbelastung in den Städten keinen nennenswerten Beitrag mehr leisten. Auch der Feinstaubausstoß ist kein Thema mehr – weder beim Diesel noch beim Otto«, erklärte Denner. Die Technik werde langsam in die Modelle der Autohersteller einfließen.

Stellenabbau beim Diesel

Gleichwohl nimmt der Dieselanteil weiter ab. Allein im vergangenen Jahr um drei Prozentpunkte. Deshalb werde es wohl zu einem weiteren Stellenabbau in der Dieselmotorenfertigung in diesem Jahr kommen. Eine Zahl nannte Denner aber nicht. Der Konzern hatte bereits 2018 in den Werken in Bamberg und Homburg 600 Arbeitsplätze gestrichen. Der Stellenabbau soll ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen.

Mit der Ankündigung, von 2020 an als erstes Industrieunternehmen weltweit an allen Standorten CO2-neutral zu sein, setzte der Konzern ein Zeichen. Das Ziel der Klimaneutralität gebe es im Unternehmen zwar schon länger, doch die intensive Diskussion und bisherige Erfolge im Unternehmen haben gezeigt, dass es möglich sei, das Ziel von 2030 auf 2020 vorzuziehen, erläuterte Denner. Daimler hat zum Beispiel dieses Ziel für seine deutschen Werke für 2022 gesetzt.

Die Geschäftsführung sieht hiefür vier Hebel: Erstens Energieeffizienz steigern, zweitens Versorgung mit regenerativen Energien ausbauen, drittens mehr Ökostrom kaufen, viertens unvermeidbaren CO2-Ausstoß kompensieren.

Dazu will der Konzern den Energieverbrauch radikal kürzen. Bereits 2018 habe Bosch so viel Energie eingespart, die dem jährlichen Stromverbrauch von München und Berlin zusammen entspricht. Weil es aber noch nicht möglich sei, die CO2- Emissionen komplett zu neutralisieren, will das Unternehmen »weit mehr Ökostrom zukaufen, als im weltweiten Energiemix enthalten ist«. Darüber hinaus soll es Kompensationsleistungen geben, zum Beispiel für Windkraftanlagen auf den Philippinen und in der Karibik, Waldschutz in Afrika oder Aufforstung in Panama, sagte Denner.

Im nächsten Jahrzehnt will der Konzern dann den Anteil regenerativer Energien am eigenen Verbrauch auf bis zu 40 Prozent steigern. Zudem strebt Bosch weitere Energieeinsparungen von mehr als einem Fünftel des derzeitigen Jahresverbrauchs an.

BOSCH IN ZAHLEN

Konzernzahlen für 2018 im Vergleich zu 2017 in Milliarden Euro

Umsatz:   78,5          78,1 -Mobilty Solutions:   47,6          47,4 -Industrial Tec.:     7,4            6,8 -Consumer Goods:   17,8          18,4 -Energie/Building Tec.:  5,6            5,4 Gewinn (Ebit):     5,5            4,9

Nettogewinn:     3,6            3,3

F&E-Aufwand:     6,0            7,0

Investitionen:     4,9            4,3

Cash-Flow:     7,0 8,4

Liquidität:1     4,7 4,5

Eigenkapitalquote (%): 46,8        45,9

Mitarbeiter:1        409 881    402 166 1Zum 31. Dezember

Bosch lässt sich das Engagement in Klimaschutz einiges kosten: für Ökostromzukauf, CO2-Kompensations- leistungen und Versorgung mit regenerativen Energien entstünden Mehrkosten von einer Milliarde Euro. Eine weitere Milliarde koste die Steigerung der Energieeffizienz. Dem stehe eine Milliarde Euro als Ersparnis durch die zunehmende Energieeffizienz gegenüber. Doch, »der Wert von Klimaschutz geht über solche Rechnungen hinaus«, betonte Denner.

Das Geschäftsjahr 2018 habe sich für Bosch »insgesamt gut entwickelt«, sagte Finanzchef Asenkerschbaumer. Der Konzern erzielte leichte Zuwächse beim Umsatz, beim operativen Gewinn wie auch beim Nettogewinn (siehe Tabelle).

Für das laufende Geschäftsjahr ist Asenkerschbaumer vorsichtig – vor allem wegen des erwarteten Rückgangs der Autoproduktion um 3 Prozent. Er rechnet deshalb mit einem Gesamtumsatz leicht über Vorjahr. Bei der operativen Ebit-Rendite geht Bosch von rund 6 Prozent aus, dies wäre ein Prozentpunkt weniger als 2018. Eine schwächere Konjunktur werde die Klimaziele nicht gefährden. (GEA)