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Aktuell Überschwemmungen

Wolkenbruch stoppt Wahlreform in Sonnenbühl

»Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt drei: Unechte Teilortswahlen.« Soweit war Bürgermeister Uwe Morgenstern am Donnerstag im Sitzungssaal noch zu verstehen. Der Rest seiner Ausführungen ging buchstäblich unter, denn allzu heftig trommelten Regen und Hagel aufs Undinger Rathausdach.

Wassermassen in Sonnenbühl-Undingen.
Wassermassen in Sonnenbühl-Undingen. Foto: Joachim Baier
Wassermassen in Sonnenbühl-Undingen.
Foto: Joachim Baier

SONNENBÜHL. Mit der Aufmerksamkeit der Gemeinderäte war es ohnehin vorbei. Draußen vor dem Rathaus spielten sich unglaubliche Szenen ab: Binnen Minuten waren die Erpfinger Straße und etliche Hofeinfahrten überschwemmt. Die ersten Schachtdeckel wurden von den Wassermassen aus ihren Fassungen gedrückt. Autos schlingerten durch die Fluten. Und aus den tiefschwarzen Wolken ergoss sich immer noch mehr Regen auf die gespenstische Szenerie.

Die Feuerwehrleute unter den Gemeinderäten waren die ersten, die im Eiltempo die Sitzung verließen. Wer nicht selber nach Hause musste, um im Keller zu retten, was zu retten ist, blieb im Trockenen und filmte von der Rathausgalerie aus das Naturspektakel mit dem Smartphone. »Sowas hab ich noch nie erlebt«, »wie schnell das alles gekommen ist«, so einige der Kommentare von den fassungslosen Beobachtern.

Um 19.30 Uhr signalisierte der Bürgermeister, dass die Sitzung abgebrochen sei und vertagt werde – ein Termin steht noch nicht fest. Die Baugesuche hatten die Gemeinderäte noch geschafft, aber zum Hauptpunkt der Sitzung, »Beibehaltung oder Abschaffung der Unechten Teilortswahl«, waren sie nicht mehr gekommen.

Für eine Änderung der Hauptsatzung würde die einfache Mehrheit aller Gemeinderäte benötigt – »also mindestens zwölf«, erläuterte Manuel Hailfinger. Mittlerweile war aber bereits mehr als die Hälfte der Gremiumsmitglieder im Rettungseinsatz. »Alle Themen ab Top drei werden vertagt, dazu werden wir wohl eine zusätzliche Sitzung benötigen«, kündigte der Uwe Morgenstern an.

Nach Angaben von Harald Herrmann, Leiter der Reutlinger Feuerwehr, liefen gegen 19.27 Uhr  die ersten Einsatzmeldungen von der Gemeinde Sonnenbühl in der Integrierten Leitstelle in Reutlingen ein. Der Schwerpunkt lag im Ortsteil Undingen. Die Sonnenbühler Feuerwehrabteilungen hatten an 30 Einsatzstellen eindringendes Wasser aus Kellerräumen zu beseitigen.  Hagelkörner verstopften teilweise die Kanaleinläufe, was zur Folge hatte, dass Wasser durch den Starkregen in eine Vielzahl von Gebäuden eindringen konnte.

Kreisbrandmeister Wolfram Auch verschaffte sich einen Überblick über die Einsätze in der Gemeinde Sonnenbühl, wo acht  Fahrzeuge und 80 Feuerwehrangehörige im Einsatz waren. Die Freiwillige Feuerwehr aus Eningen unter Achalm musste zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage aufgrund eines Blitzschlags ausrücken. Die Pfullinger Feuerwehr sicherte das Feuerwehrhaus vor eindringendem Wasser. (GEA)