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Vom Flüchtling zum Facharbeiter: Eine Erfolgsgeschichte von der Alb

Er ist nun Anlagemechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik: Sayed Hashimi aus Engstingen hat es in wenigen Jahren zum gesuchten Facharbeiter gebracht.

Sayed Hashimi aus Engstingen mit seinem Ausbilder Reinhard Werz vor dem Schwörer-Werk in Oberstetten. FOTO: PRIVAT
Sayed Hashimi aus Engstingen mit seinem Ausbilder Reinhard Werz vor dem Schwörer-Werk in Oberstetten. Foto: Privat
Sayed Hashimi aus Engstingen mit seinem Ausbilder Reinhard Werz vor dem Schwörer-Werk in Oberstetten.
Foto: Privat

HOHENSTEIN. Mit dem praktischen Teil hat Sayed Mustafa Hashimi jetzt seine Ausbildung zum Anlagemechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik beim Oberstetter Fertighaus-Unternehmen Schwörer abgeschlossen. Eine Erfolgsgeschichte für den 27-jährigen Afghanen, der aus seiner Heimat flüchtete und 2016 nach Deutschland kam. Er steht als positives Beispiel für eine unglaublich schnelle berufliche Integration – vom Flüchtling zum gesuchten Facharbeiter.

Dabei waren die Voraussetzungen für ihn denkbar schlecht: Zu dem von ihm gewünschten Integrationskurs in Deutsch wurde er als Afghane nicht zugelassen. Mit Hilfe von Handy, Internet und einem etwa dreimonatigen Besuch eines Deutschkurses zweimal wöchentlich brachte er sich die fremde Sprache selbst bei. Der von ihm gesuchte Kontakt zu Deutschen war ihm dabei eine große Hilfe, wie Sayed Hashimi selbst berichtet.

Zahlreiche Praktika

Von Anfang an hatte der junge Mann – der in seiner Heimat Jura studiert hatte – das Ziel, in Deutschland eine Ausbildung zu machen. Bei insgesamt sechs Betrieben sprach er im Jahr seiner Ankunft vor, machte jeweils ein zwei- bis vierwöchiges Praktikum. Schwörer-Haus empfahl ihm aufgrund der positiven Erfahrungen bei seinem Praktikum eine einjährige Einstiegsqualifizierung. Diese durchlief Sayed Hashimi so erfolgreich, dass ihm dieses Jahr als erstes Ausbildungsjahr angerechnet wurde. Dies wäre allerdings ohne ausdrückliche Mithilfe seines Ausbildungsbetriebes nicht möglich gewesen.

Als größte Schwierigkeiten während seiner Ausbildung entpuppten sich für den jungen Afghanen die Fachbegriffe, die er – vor allem wegen des fehlenden Deutschkurses – immer wieder in einem Wörterbuch seiner Muttersprache Dari nachschlagen musste. Sehr dankbar ist Sayed Hashimi dabei seinem Ausbilder Reinhard Werz, zu dem er mit allen Fragen kommen konnte; er sprach sogar von einem Vater-Sohn-Verhältnis.

Eine andere Schwierigkeit war für ihn, sich in Organisation und Arbeitsablauf eines großen Industriebetriebs in einem für ihn am Anfang noch völlig fremden Kulturkreis hineinzufinden. Als wichtige Bezugsperson, die ihn bei der Bewältigung des täglichen Lebens in Deutschland unterstützt hat, erwähnt Hashimi die Schulleiterin von Kleinengstingen, Sibylle Jakober. »Ich schaffe das.« Mit postivem Denken, einer klaren Zielsetzung und einem starken Interesse am Beruf: So hat sich Sayed Hashimi während seiner Ausbildung immer wieder selbst motiviert. Für ihn persönlich ganz wichtig war und ist, die schlimmen Erfahrungen in Afghanistan vor seiner Flucht auszublenden. Die schwierige Lage seines Heimatlandes und speziell seiner Familie belastet ihn trotzdem immer, mal mehr, mal weniger. Zusammengefasst sagte er: »Das Leben ist kämpfen und nicht stehenbleiben.«

Beruflich sieht Sayed Hashimi den Ausbildungsabschluss als Etappenziel an: Er will sich zum Meister weiterqualifizieren. Auf die Frage nach seinen privaten Zukunftsplänen folgte auf eine längere Pause die Aussage, dass er davon ausgehe, hier in Deutschland dauerhaft zu bleiben. Im Kriegsland Afghanistan sieht er gegenwärtig keine Zukunft für sich. Von den Menschen in seiner neuen Heimat wünscht er sich Offenheit: »Alle sollten erkennen, dass alle Menschen gleich sind und ein Herz haben, denn jeder Mensch ist irgendwo ein Ausländer.« (fm)