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Unesco-Urkunde für Stöckberg-Hannes & Co.

Der Stöckberg-Hannes ist die Leitfigur des Narrenvereins Oberstetten.  FOTO: BLOCHING
Der Stöckberg-Hannes ist die Leitfigur des Narrenvereins Oberstetten. FOTO: BLOCHING
Der Stöckberg-Hannes ist die Leitfigur des Narrenvereins Oberstetten. FOTO: BLOCHING

HOHENSTEIN-OBERSTETTEN. Fasnet hat in Oberstetten eine lange Tradition. Jetzt ist der Narrenverein – wie einige weiteren Narrenzünfte – in das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Deutschen Unesco-Kommission aufgenommen worden. Am Sonntag wird Uli Hennes, Präsident des Verbands Alb-Bodensee Oberschwäbischer Narrenvereine (VAN), beim Zunftmeisterempfang an alle neu Hinzugekommenen die Urkunde überreichen.

»Wir sind ganz schön stolz darauf«, freut sich Claudia Schmid, Vorsitzende des Narrenvereins. Die schwäbisch-alemannische Fasnet an sich ist im Jahr 2014 als Immaterielles Kulturerbe anerkannt worden, seither beantragen immer wieder auch Zünfte diesen Titel für sich. Damit dies gelingen kann, sind 18 Kriterien eines Normen-Kodex der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) zu erfüllen. Die Urkunde bescheinigt dies nun auch dem Narrenverein Oberstetten.

Die Älteren befragt

Das Siegel drückt aus, dass hier Traditionen und Brauchtum zur Fasnet gepflegt und weitergeführt werden und dass somit ein wesentlicher Beitrag zur Geschichte und zur Gemeinschaft im Ort geleistet wird. Der Antrag wurde schon vor mehr als zwei Jahren gestellt, ihm ging eine wochenlange Arbeit voraus. »Ich fragte bei der älteren Generation nach, wie es früher im Ort war. Dabei habe ich sogar Bilder von einem Festwagen von 1912 gefunden«, erzählt Claudia Schmid.

Erfahren hat sie, dass die Oberstetter Fasnet lange Zeit von der Hausfasnet lebte, sich dann aber immer mehr lose Gruppen zusammenfanden, die einen Umzug veranstalteten, dem sich schließlich der Musikverein, andere Vereine und Jugendgruppen anschlossen. Sie bauten Wagen zu lokalpolitischen oder Scherz-Themen und verkleideten sich mit selbstgenähten sowie selbstgebastelten Kostümen.

1988 wurde schließlich die Narrenfigur »Stöckberg-Hannes« aus der Taufe gehoben. Das knorrige, wilde Wurzelmännchen hat ein hinterlistiges Lachen, das sein Gesicht in Falten und seine Augen in Schlitze legt. Mit wildem Vollbart, wulstigen Augenbrauen und frecher Zungenspitze im Mundwinkel soll die Maske eine Schauerfigur darstellen, die sich zwischen Hecken auf dem Stöckberg versteckt hält. Mit ihr wurde früher unartigen Kindern gedroht, wenn die elterliche Dominanz versagte.

Viele Jugendliche dabei

1994 kam die zweite Figur, der »Bondschua«, dazu, die auf die Zeit des großen deutschen Bauernkriegs zurückgeht. Ausgestattet mit einem einfachen Bauernschuh als Symbol, beriefen sich die Aufständischen auf die Bibel und forderten die Abschaffung all dessen, was darin nicht bezeugt wurde. Die Gesichter der einfachen Bauern haben einen wutentbrannten Ausdruck, aus ihnen ist Ärger und Missmut herauszulesen.

Viele Aktive gehören heute dem Narrenverein Oberstetten an, darunter auch zahlreiche Jugendliche. Die Jugendarbeit ist enorm wichtig, denn ohne Nachwuchs hat der Verein keine Zukunft. »Deshalb stellen wir Leihhäs für alle Kinder bereit, damit sie mitlaufen können«, erzählt Schmid. Im Antrag hat sie die Häser beschrieben, Fotos geschickt und die passende Geschichte dazu, zudem Aktivitäten damals und heute beschrieben. (in)