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Richtfunk statt Glasfaser in Münsingen

Die Firma Skytron übernimmt den Breitbandausbau in den Münsinger Teilorten Apfelstetten und Bremelau. Nicht alle Gemeinde- und Ortschaftsräte finden das gut

In solchen farbigen Leerrohren werden Glasfaserkabel verlegt. So kommt schnelles Internet in die Häuser.  SYMBOLFOTO: DPA
In solchen farbigen Leerrohren werden Glasfaserkabel verlegt. So kommt schnelles Internet in die Häuser. SYMBOLFOTO: DPA Foto: Deutsche Presse Agentur
In solchen farbigen Leerrohren werden Glasfaserkabel verlegt. So kommt schnelles Internet in die Häuser. SYMBOLFOTO: DPA
Foto: Deutsche Presse Agentur

MÜNSINGEN. Die Stadt Münsingen schließt ihre Teilorte Apfelstetten und Bremelau über die Firma Skytron ans schnelle Internet an. Der Gemeinderat sprach sich für den Breitbandausbau über Richtfunk und gegen Glasfaser aus. Bereits in der vergangenen Sitzung sollte an die Angelegenheit ein Knopf gemacht werden. Doch zahlreiche Gemeinderäte hatten sich gegen die Richtfunklösung und für das Festhalten des Glasfaserausbaus ausgesprochen, sodass nun eine außerordentliche Sitzung notwendig geworden war.

Stefanie Looser, Ortsvorsteherin von Apfelstetten, brachte erneut Bedenken gegen die Funklösung vor und regte an, am zunächst geplanten Glasfaseranschluss festzuhalten. Sie könne sich nicht vorstellen, dass es ohne einen zusätzlichen Funkmasten gehe, wie zuvor von Benjamin Zilz von der Stadtverwaltung dargelegt. »Der bestehende Sendemast im Bereich Fladhof ist ausreichend und durch den Neubau des Mastes in Hundersingen kann Apfelstetten gut versorgt werden«, führte Zilz aus, räumte aber ein, dass eventuell kleinere Zwischensender in der Höhe von Straßenlaternen notwendig sein könnten.

Zu weit der Abstand, zu viele große Bäume, Häuser im Vulkanschlot und überall Empfangsgeräte – für Looser keine gute Lösung: »Die Stadt hat schon viele Vorleistungen erbracht, Leerrohre liegen. Wir würden lieber mit Glasfaser weitermachen.« Doch diese Maßnahme würde Kosten von 400 000 bis 450 000 Euro mit sich bringen, 110 000 Euro davon sind bereits als Fördermittel bewilligt. Für Bremelau käme ein Glasfaseranschluss noch teurer: 600 000 bis 650 000 Euro werden hierfür veranschlagt, die Bewilligung der Fördermittel liegt bei 250 000 Euro. Für die Richtfunktechnik von Skytron muss die Stadt Münsingen jedoch lediglich einen Baukostenzuschuss von 81 000 Euro leisten, förderfähig sind diese Maßnahmen allerdings nicht.

Kosten als schlagendes Argument

»Wir haben eine sehr differenzierte Situation in unseren 14 Stadtteilen. Wenn diese beiden Ortschaften die letzten wären, die mit Glasfaser ausgebaut werden müssten, würden wir diesen Alternativvorschlag gar nicht unterbreiten«, verteidigte Bürgermeister Mike Münzing. Doch leider sei man davon noch ganz weit entfernt. Er sprach von einem »Luxusproblem«, weil man wählen könne. Denn hätte das Angebot von Skytron aus der freien Wirtschaft bereits vor Antragstellung um eine staatliche Förderung vorgelegen, wäre diese erst gar nicht bewilligt worden. »Da ein privater Telekommunikationsanbieter Interesse an einem Ausbau signalisiert hat, besteht keine dringliche Notwendigkeit eines kommunalen Ausbaus«, informierte Benjamin Zilz. Allerdings könnten die bereits liegenden Leerrohre in Apfelstetten für einen späteren Glasfaserausbau verwendet werden.

Vorgesehen ist ein Internetzugang auf Funkbasis durch einen sogenannten Vectoring-Ausbau, bei dem die bereits bestehenden Kabelverzweiger in den jeweiligen Ortschaften per Richtfunk und die Haushalte über Kupferkabelnetz der Deutschen Telekom mit bis zu 50 Mbit/s, bei Bedarf sogar bis zu 100 Mbit/s, versorgt werden. Hierfür wird ein Empfangsgerät benötigt. Allerdings könnten die Kupferleitungen eine Schwachstelle sein, durch ihre Länge kann es zu Geschwindigkeitsverlusten kommen. Skytron garantiert eine Verfügbarkeit des Netzes von 98,5 Prozent übers Jahr hinweg.

Sebastian de Lenardis (Grüne) äußerte Bedenken. »Ich kann dem nicht zustimmen, weil die Technologie in diesem Bereich schon in wenigen Jahren veraltet sein wird. Dann stehen wir vor demselben Problem und die Förderung ist weg.« Anders sah es Thomas Hagmaier (Liberale Bürger): »Wir können zwischenzeitlich zum Mond und zum Mars funken und es funktioniert. Diese Technik ist auch in anderen Städten erfolgreich, deshalb sind meine Bedenken ausgeräumt.« Dr. Andrea Münkle-Krimly legte ihren Fokus auf die Kosten und sprach sich deshalb für die günstigere Funklösung aus. Bei fünf Gegenstimmen und 17 Ja-Stimmen wurde dieser dann auch vom Gremium zugestimmt. Gleichzeitig wurde auf die bewilligten Fördermittel in Höhe von 363 007 Euro verzichtet. (GEA)