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Aktuell Ökologie

Meisterschaft der Ackerwildkräuter

Wettbewerb für Landwirte in den Landkreisen Reutlingen und Alb-Donau-Kreis ausgelobt. Die 300 bekannten Wildkräuter sind besonders vom Artenrückgang bedroht

Die genetische Vielfalt im Feld: Der seltene Weizen-Ahn Emmer mit mittlerweile ebenso seltenen prächtig blauen Kornblumen.  FOTO
Die genetische Vielfalt im Feld: Der seltene Weizen-Ahn Emmer mit mittlerweile ebenso seltenen prächtig blauen Kornblumen. FOTO: SCHMIDT-SCHEUB
Die genetische Vielfalt im Feld: Der seltene Weizen-Ahn Emmer mit mittlerweile ebenso seltenen prächtig blauen Kornblumen. FOTO: SCHMIDT-SCHEUB

REUTLINGEN/MÜNSINGEN. Die vierte Auflage der Ackerwildkraut-Meisterschaft des Landes Baden-Württemberg wird in diesem Jahr in den Landkreisen Reutlingen und Alb-Donau-Kreis ausgetragen. Das Regierungspräsidium Tübingen, die Landratsämter und Landschaftserhaltungsverbände Reutlingen und Alb-Donau-Kreis rufen Landwirte in diesen Kreisen dazu auf, ihre artenreichen Getreideäcker zum Wettbewerb anzumelden. Anmeldeschluss ist der 21. Mai.

Mit der Ackerwildkraut-Meisterschaft werden Landwirte gewürdigt, die ihre Äcker so bewirtschaften, dass der Artenreichtum erhalten bleibt und zugleich erfolgreich Getreide produziert wird. Ackerwildkräuter haben sich über die Jahrhunderte an den extensiven Ackerbau angepasst. Durch die Intensivierung im Feldbau sind viele Arten sehr selten geworden. Dabei sind Ackerwildkräuter wichtig als Nahrungs- und Wirtspflanzen für Insekten oder für den Schutz der Ackerböden.

Ehrung im Biosphärenzentrum

Bis in die 1950er-Jahre brachte der Acker nicht nur Getreide und Futterpflanzen hervor. Spaziergänger konnten schon von Weitem die Farbtupfer von Klatschmohn, Kornblume, Kamille oder Kornrade erkennen. Traten sie nahe an den Acker heran, entdeckten sie zwischen den Ähren auch zahlreiche unscheinbare Gewächse, deren Namen allein schon von einer lebendigen Vielfalt erzählen: Adonisröschen, Gauchheil, Venuskamm, Tännel-Leinkraut, Möhren-Haftdolde, Niederliegender Krähenfuß – um nur einige zu nennen. Über 300 Arten der Wildkräuter sind bekannt und begleiteten unsere Feldkulturen seit Jahrtausenden.

Kaum eine Pflanzengruppe ist so stark vom Artenrückgang betroffen wie die Ackerbegleitflora. Dabei sind von den über 300 nur etwa 20 Arten durch Nährstoff- oder Lichtkonkurrenz imstande, den Ertrag der Kulturpflanzen zu beeinträchtigen. Die Bekämpfungsmaßnahmen treffen jedoch alle Ackerwildkräuter. Nur an wenigen Standorten, meist auf weniger ertragreichen Ackerböden, haben sich Reste dieser Pflanzenbestände halten können. Diese Bestände aufzufinden, sie zu erhalten und zu fördern, ist das Ziel des Ackerwildkrautprojekts.

Die gemeldeten Getreideäcker werden Anfang Juni durch Mitarbeiter des Instituts für Agrarökologie und Biodiversität nach pflanzenbaulichen und ökologischen Kriterien bewertet. Eine Jury, bestehend aus Vertretern der Landwirtschaft und des Naturschutzes, entscheidet dann über die Sieger des Wettbewerbs. Auf die Sieger warten Preise und Preisgelder in Höhe von insgesamt 2 000 Euro. Die Siegerehrung findet voraussichtlich am 24. Oktober im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums des Biosphärenzentrums Schwäbische Alb in Münsingen durch Minister Franz Untersteller statt.

Über das Sonderprogramm der Landesregierung zur Stärkung der biologischen Vielfalt werden Maßnahmen und Projekte aus den unterschiedlichsten Handlungsfeldern unterstützt. Der Erhalt von Ackerwildkräutern in Getreideäckern ist ein Schwerpunkt des Programms. (eg)

www.um.baden-wuerttemberg.de www.kreis-reutlingen.de/lev/Ackerwildkrautmeisterschaften-2020